Inhalt

Der Film Knallhart von Detlev Buck aus dem Jahr 2006 beruht auf dem gleichnamigen Roman von Gregor Tessnow (*1969 in Berlin). Die Hauptcharaktere werden gespielt von David Kross (Michael Polischka), Jenny Elvers-Elbertzhagen (Miriam Polischka), Erhan Emre (Hamal) und Oktay Özdemir (Erol).

Nachdem Miriam aufgrund eines Streits mit ihrem Lebensgefährten des Hauses verwiesen wird, beginnt für sie und ihren Sohn Michael ein neues Leben in einer anderen Ecke der Stadt. Mit dem Wohnungswechsel kommt auch der Besuch einer neuen Schule auf Michael zu. Als "Neuer" in der Klasse bekommt er sofort zu spüren, wem er sich unterzuordnen hat: Auf dem Nachhauseweg wird er von Erol und seiner Gang verprügelt, bestohlen und um Schutzgeld erpresst. Michael lässt sich schnell einschüchtern und ist somit ein leichtes Opfer für Erol, um noch mehr Geld von ihm einzufordern.

Um seinen Forderungen nachzukommen, beginnt Michael zu stehlen und das Diebesgut zu verkaufen. Dadurch gerät er immer tiefer ins kriminelle Milieu. Seine Mutter bekommt davon nichts mit, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Michael entwickelt sich vom Gelegenheitsdieb zum erfolgreichen Drogenkurier und wird von seinem Auftraggeber Hamal für immer lukrativere Jobs engagiert. Als er bei einem wichtigen Auftrag jedoch 80000 € verliert, weil Erol ihn attackiert und den mit Geld gefüllten Rucksack von einer Brücke wirft, verlangt Hamal von Michael einen Loyalitätsbeweis. Er fordert ihn auf, entweder Erol oder sich selbst zu töten.

Kritik

Im Zuge der derzeitigen öffentlichen Diskussionen in den Medien über die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen ist dieser Film inhaltlich sicherlich noch immer Anlass für eine pädagogische Debatte. Er greift viele der vorherrschenden Probleme der Heranwachsenden aus sozialen Brennpunkten auf. Es geht um unfähige Erziehungsberechtigte, die zu sehr mit ihrer eigenen misslichen Lage beschäftigt sind, als dass sie die Alltagsprobleme ihrer Kinder überhaupt erkennen könnten. Er beschäftigt sich thematisch mit eben diesen vernachlässigten Kindern, die sich Schutz und Anerkennung an anderer Stelle und bei anderen Menschen suchen, die nicht gut für sie sind. Er handelt von Menschen, die die Ängste und Sehnsüchte dieser Kinder erkennen und für ihre eigenen Zwecke ausnutzen. Der Film greift jedoch auch die Problematik der Kinder auf, die ohne Zukunftsperspektive und voller unterschwelliger Wut darüber ihren Alltag bestreiten müssen und es nur durch Ausübung von Gewalt schaffen sich Respekt und Anerkennung zu verschaffen, ein wenig Macht auszuüben – Macht über die Leute, die es besser haben als sie.

Die filmische Darstellungsweise von Jugend und Jugendgewalt weist durchaus viele Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit auf, der Film schafft es aber nicht, ein allgemeingültiges Bild glaubwürdig zu vermitteln.

Um die Trostlosigkeit der Lebensumstände der Figuren im Film zu verdeutlichen, werden alle Szenen in farblosen und kalten Bildern gezeigt, die dem Zuschauenden eine beklemmende Atmosphäre vermitteln. Die Inszenierung von Gewalt durchzieht den kompletten Film, wobei Gewalt sowohl physisch als auch psychisch ausgeübt wird. Es beginnt damit, dass Michael und seine Mutter der Wohnung ihres Lebensgefährten verwiesen werden und endet mit Michaels Entscheidung zwischen Mord und Selbsttötung. Der Weg der dazwischen liegt, ist gepflastert mit Beleidigungen, Drohungen, Erpressung, sexueller Belästigung, Einbruch, Diebstahl, Sachbeschädigung, Schlägen und Tritten.

Die aggressive Grundatmosphäre des Films und das noch lang nachhallende Ende verleihen dem Film einen verstörenden Beigeschmack, der einen zwingt darüber nachzudenken, inwieweit die hier gezeigten Szenen der Realität entsprechen und an welcher Stelle bloß weit verbreitete Klischees überspitzt dargestellt werden.

Fazit

Der Film wirft einen sehr einseitigen, aber dennoch realitätsnahen Blick auf die Jugend aus Neukölln, die hier stellvertretend für alle Jugendlichen der Problembezirke Deutschlands steht. Beherrscht von Kriminalität und Gewalt, getrieben von Wut und Angst und gezeichnet von Hilflosigkeit und Verzweiflung, werden hier die Opfer zu Tätern und die Täter zu Opfern. Die Balance zwischen Authentizität und filmischer Spannung macht den Film zu einem großartigen und sehenswerten Jugendfilm, dessen Wirkung  an niemandem spurlos vorbeiziehen wird.

Titel: Knallhart
Regie:
  • Name: Detlev Buck
Drehbuch:
  • Name: Zoran Drvenkar
  • Name: Gregor Tessnow
Erscheinungsjahr: 2006
Dauer (Minuten): 95
Altersempfehlung Redaktion: 12 Jahre
FSK: 12 Jahre
Format: Kino
Knallhart (Detlev Buck, 2006)