Inhalt

Als Kind wurde Dorie von ihren Eltern getrennt. Um sie wiederzufinden, irrte sie lange Zeit umher, bis sie ihre Eltern langsam vergaß und schließlich auf den Clownsfisch Marlin und seinen Sohn Nemo traf, die für sie zur Ersatzfamilie wurden.

Während Dorie Nemo auf einem Klassenausflug begleitet, überkommt sie plötzlich eine Erinnerung an ihre Eltern, woraufhin sie spontan beschließt, sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Marlin und Nemo helfen ihrer Freundin. Doch als Marlins Sohn beinahe verletzt wird, gibt er Dorie die Schuld, woraufhin sie traurig alleine weiterzieht. Als Marlin auffällt, dass Dorie verschwunden ist, ist es bereits zu spät: Während Marlin und Nemo versuchen, Dorie wiederzufinden, befindet diese sich bereits im meeresbiologischen Institut, in welchem sie als Kind ihre Eltern aus den Augen verlor. Allerdings landet sie in einem Becken auf der Quarantänestation. Dort lernt sie den missmutigen Oktopus Hank kennen, mit dem sie einen Deal eingeht, um das Aquarium ihrer Eltern zu erreichen. Mit Hanks Hilfe kann Dorie die Quarantänestation verlassen und gelangt ins nächste Becken, wo sie auf ihre alte Freundin Destiny, eine Walhai-Dame, und auf den Belugawal Bailey trifft. Mit einigen kleinen Umwegen schafft Dorie es in das Aquarium ihrer Kindheit. Doch als sie ihr altes Zuhause endlich findet, erfährt sie, dass alle Paletten-Doktorfische nach Cleveland verlegt werden.

Indessen haben auch Marlin und Nemo das meeresbiologische Institut erreicht, wo sie Dorie wiederfinden. Zu dritt schaffen sie es gerade noch rechtzeitig in die Quarantänestation, wo sich alle anderen Paletten-Doktorfische befinden. Dories Eltern sind jedoch nicht dabei. Dorie ist verzweifelt, da sie glaubt, die Spur ihrer Eltern endgültig verloren zu haben. Als die Aquarien mit Paletten-Doktorfischen abtransportiert werden, merkt Hank nicht rechtzeitig, dass Nemo und Marlin sich immer noch in einem der Becken aufhalten. Sie werden mit den anderen Fischen in einem LKW nach Cleveland gebracht. In dem Tumult merkt keiner der menschlichen Mitarbeiter, dass Dorie in einen Abfluss fällt und so wieder im Meer landet. Dort entdeckt sie eine Spur aus Muscheln, die sie zu einem kleinen, verlassenen Haus führt, wo sie ihre Eltern wiedertrifft.  Sie haben über Jahre hinweg Muschelspuren für ihre Tochter gelegt, da sie davon überzeugt waren, dass Dorie sie irgendwann finden würde.

Als Dorie sich daran erinnert, dass Marlin und Nemo noch in dem Lastwagen auf dem Weg nach Cleveland sind, bittet sie Destiny und Bailey um Hilfe, die daraufhin ihre Becken verlassen und ins offene Meer schwimmen. Gemeinsam mit ihren alten und neuen Freunden schafft Dorie es zum LKW, wo sie Hank überredet, den Lastwagen zu entführen und ins Meer zu steuern, damit Marlin, Nemo und die anderen Fische aus dem Lastwagen fliehen können. Nachdem alle wieder vereint sind, kehrt Dorie mit all ihren Freunden zum Korallenriff zurück.

Kritik

In Findet Nemo sorgte Dorie als Marlins mehr oder weniger hilfreicher Sidekick vor allem für die komischen Momente des Films. Nun steht sie im Zentrum des Geschehens und damit im Zentrum der emotionalen Momente, die vor allem durch die bruchstückhaften Erinnerungsrückblenden an Dories Eltern geschaffen werden. Dories Komik funktioniert, ähnlich wie im ersten Film, vor allem über ihr einfaches, kindliches Denken und die absurden Situationen, die aus ihren Gedächtnislücken resultieren. Diesem aufgeschlossenen, simplen Wesen Dories wird der engstirnige, unwirsche Oktopus Hank entgegengesetzt, der Marlin aus dem ersten Teil als ungleicher Partner Dories ablöst. Regelmäßig setzt der Film dadurch humorvolle Akzente, dass sich Hank in brenzligen Situationen seiner Umgebung anpasst. Die eigentlichen Lacher gehen aber aufs Konto seiner Dialoge mit Dorie, die besonders dadurch amüsant sind, dass der missmutige, ruppige Hank sich an die fröhliche, aber sehr vergessliche Dorie bindet und so gezwungen ist, ihre Verrücktheiten zu ertragen. 

Dorie begegnet noch einigen weiteren Freunden, die ebenfalls für Slapstick-Situationen sorgen – sie bleiben zumeist allerdings oberflächlich und gehen in der Masse an Figuren unter. Auch Marlin und Nemo verkommen durch das überladene Figurenarsenal zu eindimensionalen Nebenfiguren. Insgesamt will der Film zu viel und einige Figuren kommen zu kurz.

Das Setting des Sequels unterscheidet sich deutlich von seinem Vorgängerfilm: Da Findet Nemo bereits einige bildgewaltige Unter-Wasser-Settings ausgereizt hat, wurde das Sequel zum Großteil an Land verlegt. Weil die Parallelwelt der Fische nun jedoch stärker in die Menschenwelt integriert wird, büßt der Film leider ein ganzes Stück an Glaubwürdigkeit ein: Während Dorie und ihre Fischfreunde für Chaos in der Wasserwelt sorgen, gehen die Besuchenden und Mitarbeitenden des Wasserparks ihrer Wege, ohne offenbar sonderlich viel von den Fischen zu bemerken. Die Entführung des Lastwagens wirkt zwar mitreißend und amüsant, doch durch diese Wendung der Geschichte gleitet die Handlung gegen Ende des Films immer stärker ins Absurde ab.

Die Inszenierung des Parks schafft mit den verschiedenen Aquarien Sub-Settings, die nicht nur eine vielfältige ästhetische Gestaltung ermöglichen, sie werden auch jeweils mit spezifischen Emotionen verknüpft: So wird z. B. das Becken in der 'Kid Zone' bedrohlich inszeniert und wirkt beinahe wie ein Minenfeld, wohingegen das Becken, in dem Dorie als Kind gelebt hat, durch Lichteffekte, Farbgestaltung und Musik so inszeniert wird, dass es – besonders in den Rückblenden – mit Geborgenheit assoziiert wird.

Die Dramaturgie des Sequels ist der von Findet Nemo recht ähnlich: Beide Filme sind als Heldenreise konzipiert, die den Zweck hat, eine Familie wieder zusammenzuführen. Im ersten Fall versucht der Vater (Marlin) seinen Sohn (Nemo) wiederzufinden; im zweiten Fall sucht die Tochter (Dorie) nach ihren Eltern (Jenny und Charlie). Das Motiv der zerrissenen Familie bleibt zeitlos und funktioniert auch im Sequel.

Dories Suche nach ihren Eltern wird allerdings unnötig kompliziert dargestellt: Die Suche von Marlin und Nemo nach Dorie wird als Parallelhandlung mit Dories Suche nach ihren Eltern verwoben. Am Ende dreht sich das Spektakel sogar um, sodass Dorie und ihre Eltern nach Marlin und Nemo suchen, die in dem LKW verschleppt werden. Durch den ständigen Wechsel der Perspektiven wird der Film unnötig in die Länge gezogen.

Findet Nemo inszeniert Marlins Suche so, dass sowohl die Figuren als auch die Rezipienten genau wissen, wo sich das Ziel der Reise – Nemos Aufenthaltsort – befindet. Wo sich Dories Eltern befinden, ist hingegen bis zum zweiten Plot Point des Sequels nicht klar. Die beiden 'Suchteams' durchlaufen im Sinne der Heldenreise verschiedene Stationen, die immer schneller aufeinander folgen. Dementsprechend vermutet man eigentlich recht schnell, dass das Ziel – der Aufenthaltsort von Dories Eltern –  gleich erreicht sein müsse, doch die Zuschauenden und Dorie werden immer wieder vertröstet. Der Film nutzt diese Heldenreise-Stationen zwar, um Spannung aufzubauen, doch nach allzu vielen enttäuschen Erwartungen besteht die Möglichkeit, dass kindliche Zuschauende die Lust an der Aufklärung der Elternsuche verlieren.

Trotz der aufgezeigten Schwächen in Bezug auf Figurenkonstellation und Dramaturgie ist Findet Dorie ein ästhetisch äußerst ansprechend gestalteter Animationsfilm – wenn es um die künstlerische Inszenierung von Figuren und Settings geht, beherrscht Pixar weiterhin sein Handwerk. Besonders beeindruckend sind die detailreich inszenierten Settings, die faszinierende Animation des Wassers und der ebenso realistische wie einnehmende Einsatz von Licht und Lichtreflexen im Wasser.

Die Handlung benötigt keinen Bösewicht im klassischen Sinne, sodass der Film für Kinder gut geeignet ist. Den Fischen als Protagonisten wird lediglich die lebensfeindliche Umgebung des Parks als Antagonist entgegengesetzt. Dass Kinder durch den Film verängstigt werden, ist unwahrscheinlich. Einzig Vorschulkinder könnten durch die ständigen Perspektivwechsel, Rückblenden und durch teils erhöhte Schnittfrequenzen irritiert sein.

Abb. 1: Screenshot aus Findet Dorie (2016). Verleih: Walt Disney Company

Fazit

Findet Dorie überzeugt vor allem durch seine Gestaltung: Ästhetisch steht das Nemo-Sequel seinem hochgelobten Vorgänger in nichts nach.  Auch die Inszenierung von  Dorie als Hauptfigur gelingt sowohl in amüsanten als auch in ernsten Momenten. Obwohl viele der neu eingeführten Figuren eher eindimensional bleiben, bildet Hank der Oktopus eine Ausnahme: Der kontinuierliche Schlagabtausch zwischen Dorie und Hank bietet gute Unterhaltung.

Die Heldenreise endet in einer abstrusen Verfolgungsjagd, bei der ein Lastwagen von den Meeresbewohnern entführt wird. Diese actiongeladenen Momente des Films sind teilweise so abgehoben, dass sie an Reiz verlieren. Die Grundidee einer entzweigerissenen Familie, die wieder vereint wird, bleibt jedoch zeitlos und funktioniert im Vergleich zu Findet Nemo auch in dieser abgeänderten Form.

Titel: Findet Dorie
Regie:
  • Name: Stanton, Andrew
Drehbuch:
  • Name: Stanton, Andrew
  • Name: Strouse, Victoria
Erscheinungsjahr: 2016
Dauer (Minuten): 97
Altersempfehlung Redaktion: Unter 2 Jahre
FSK: 0 Jahre
Format: Kino