Inhalt

Simon Spier (Nick Robinson) ist ein normaler Teenager mit einem High School-Leben wie aus dem Bilderbuch: Er hat eine liebevolle und nachsichtige Familie, tolle Freunde, mit denen er Spaß hat und literweise Iced Coffee trinkt, und auch die Schule bereitet ihm keine Schwierigkeiten. Alles an ihm scheint gewöhnlich – bis auf die Tatsache, dass er seit Jahren ein Geheimnis mit sich herumträgt: Simon ist schwul. Niemand weiß davon, nicht einmal seine beste Freundin Leah (Katherine Langford), bis sich eines Tages einer seiner Mitschüler anonym im Internet outet und Simon sich ihm unter dem Pseudonym 'Jacques' anvertraut. Die beiden beginnen einen regen Austausch von E-Mails und kommen sich einander dabei emotional immer näher. Schließlich verliebt sich Simon in den Jungen, der sich hinter dem Namen 'Blue' versteckt.

Ständig auf der Suche nach seinem unbekannten heimlichen Schwarm geht Simon weiter seinen Pflichten nach und sein Leben könnte kaum besser laufen. Doch dann vergisst er, sich am Schulcomputer abzumelden: Sein Mitschüler Martin (Logan Miller) entdeckt die geheimen E-Mails und nutzt sie als Druckmittel, um Simon dazu zu bringen, ihn mit seiner Freundin Abby (Alexandra Shipp) zu verkuppeln. Allerdings hegt Abby bereits Gefühle für ihren gemeinsamen Freund Nick (Jorge Lendeborg Jr.). Aus Angst, gegen seinen Willen geoutet zu werden und aus der Angst, dass Blue den Kontakt abbrechen könnte, sollte Martin die Mails publik machen, spielt Simon nun mit den Gefühlen seiner besten Freunde und versucht gleichzeitig, seinen eigenen nachzukommen.

Kritik

Love, Simon, basierend auf Becky Albertallis Jugendbuch Nur drei Worte (im Original: Simon vs. the Homo Sapiens Agenda), ist die erste Teenager-Romanze eines großen Hollywoodstudios mit einem homosexuellen Jugendlichen als Hauptfigur. Dabei wird dessen sexuelle Orientierung nicht problematisiert oder dramatisiert, dem Publikum wird 'lediglich' eine weitere romantische Komödie geboten, die den hundertfach ausgeführten heterosexuellen Liebesgeschichten in nichts nachsteht. Homosexualität an sich wird als ganz alltäglich und normal dargestellt, zudem wird hier, im Gegensatz zu Plots um homosexuelle Personen in vielen anderen Filmen und Serien, das Coming-out nicht als innerer Konflikt der Figur oder sogar Hauptproblem des Films geschildert. Tatsächlich ist die Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität und der Akzeptanz der Mitmenschen hier schlicht nicht vorhanden (und auch nicht notwendig); Simon ist sich seiner Selbst sicher und hat von seinem Umfeld keine Stigmatisierung zu befürchten. Worum er kämpfen muss, ist die Kontrolle über sein Leben und seine eigenen Entscheidungen, die ihm durch die Erpressungssituation entrissen wurde. Außerdem wird an einer Stelle des Films ganz bewusst kritisiert und hinterfragt, dass Heterosexualität in der heutigen Gesellschaft die Norm darstellt und dass alle, die sich damit nicht identifizieren, die alleinige Bürde des Kämpfens um Akzeptanz tragen müssen. In einer Szene voller Humor stellt sich Simon vor, wie es wäre, wenn es auch ein "heterosexuelles Coming-out" gäbe: In seiner Fantasie gestehen seine Freunde ihren Eltern, dass sie hetero sind und erleben verschiedene, durchweg negative Reaktionen, die bis hin zu verzweifelt ausgerufenen Gebeten reichen.

Regisseur Greg Berlanti, der über Serien wie Dawson’s Creek und Riverdale bereits viel Erfahrung in der Inszenierung von Jugendstoffen aufweist und zudem als Produzent und Autor mehrere authentische homosexuelle Figuren in Film und Fernsehen mitentwickelte, gelingt mit diesem entspannten Umgang mit der Thematik ein Film, dessen Bedeutung über die Leinwand hinausgeht. Als erster großer Studiofilm dieser Art bringt diese Coming-of-Age Geschichte großes Repräsentations- und Identifikationspotenzial mit sich und schafft es durch die Vorteile, die bekannte Namen und ein allgemein größeres Budget mit sich bringen, ein breiteres Publikum zu erreichen. Wie wichtig, notwendig und lange überfällig die größere Reichweite war, zeigen schon die Reaktionen in den sozialen Medien. Auf Twitter waren die Auswirkungen des Films besonders gut zu beobachten: Kinogänger allen Alters brachen in Jubel aus und auch viele Prominente sprachen sich begeistert für diesen Film aus. Schauspielerin Jennifer Garner (die Simons Mutter verkörpert), Kristen Bell, Neil Patrick Harris und weitere Stars kauften sogar ganze Kinosäle auf und gaben so Jugendlichen, die sich aus familiären oder finanziellen Gründen den Film normalerweise nicht hätten ansehen können, die Chance dazu. So konnten sie auf der großen Leinwand widergespiegelt sehen, dass sie, wie Simon, ganz normal sind.

Verleih: 20th Century Fox

Die Handlung selbst ist nichts Neues: Wie bei den meisten romantischen Komödien Hollywoods handelt es sich auch bei Love, Simon um eine rührende und fast schon kitschige Geschichte, die so oder so ähnlich schon unzählige Male verfilmt wurde, dieses Mal eben mit dem Unterschied, dass es um eine homosexuelle Liebe geht. Genau da liegt die Besonderheit: ein ganz normaler, typischer Mainstream-Film zu einem Thema, das im großen Rahmen bisher gemieden wurde. Gleich zu Beginn werden die Zuschauenden in eine heile Welt teleportiert, die ganz alltäglich und doch eigenwillig ist. Die vielen Figuren mit ihren verschiedenen, genau ausgearbeiteten Persönlichkeiten und Macken wirken lebensnah und lassen einen großen Raum zum Nachempfinden und Hineinversetzen, sogar der eigentliche Antagonist ist durchweg menschlich gezeichnet. Diese Figuren werden von einem wunderbar abwechslungsreichen Soundtrack begleitet, der jede hervorgerufene Emotion verstärkt, ohne die allgemeine Wohlfühl-Atmosphäre zu stören. Es gibt viel zu lachen, zu weinen und nachzudenken, und kennt man die Buchvorlage nicht schon und weiß, wie die Geschichte ausgeht, gibt es auch viel zu grübeln. Denn wie Simon selbst wissen die Zuschauenden bis zum Schluss nicht, wer sich hinter dem Namen 'Blue' versteckt. Filmisch wurde hierfür clever vorgegangen: Beim Schriftverkehr zwischen den beiden (durch Texteinblendungen und Voiceover visualisiert) wird zwischen Simon und einer unkenntlichen männlichen Silhouette hin und her geschnitten. Hat Simon allerdings eine Theorie, um wen es sich bei Blue handeln könnte, wird diese Figur im Dunkeln durch eben die vermutete Figur und seinen Schauspieler ersetzt, und das solange, bis sich die Theorie als falsch entpuppt. Die Spannung wird so bis zum großen Finale aufrecht erhalten, das auf dem Riesenrad eines Jahrmarktes stattfindet.

Neben kurzen dokumentarischen Videos zu der Adaption des Romans, den Hauptfiguren und dem Drehort sind auf der DVD-Fassung des Films zusätzlich noch zwei entfallene Szenen zu finden. Das Fehlen dieser beiden Szenen tut der Handlung keinen Abbruch, jedoch vertieft die eine Szene die Beziehung zwischen Simon und Nick und verbreitet zudem noch eine wichtige Botschaft, es ist also durchaus zu empfehlen, diese nachträglich zu schauen. Außerdem befinden sich noch eine Fotogalerie und der Kinotrailer unter den Extras sowie ein Audiokommentar, in dem der Regisseur, einer der Drehbuchautoren und ein Produzent des Films zu Wort kommen. Dieses interessante Extra bietet einen tiefen Einblick in den Entstehungsprozess der Adaption, beginnend bei der großartigen Besetzung der Hauptcharaktere und der Entwicklung des einzigartigen Soundtracks – zwei wichtige Aspekte für die Stimmung, die diese romantische Komödie auszeichnet.

Fazit

Mit viel Witz und Einfühlungsvermögen präsentiert dieser Film eine inspirierende Liebeskomödie, die sich mit Stolz in das Repertoire der bekanntesten RomComs einfügen kann und dabei durch ihre allgegenwärtige Wohlfühl-Stimmung und den entstigmatisierenden Umgang mit der Homosexualität der Hauptfigur brilliert. Love, Simon schafft es, sich aufgrund seiner relevanten Thematik und seiner berührenden Geschichte einen Platz unter den denkwürdigsten Filmen des Jahres zu sichern, der für Jugendliche ab ca. zwölf Jahren geeignet ist.

Titel: Love, Simon
Regie:
  • Name: Berlanti, Greg
Drehbuch:
  • Name: Aptaker, Isaac
  • Name: Berger, Elizabeth
Erscheinungsjahr: 2018
Dauer (Minuten): 110
Altersempfehlung Redaktion: 12 Jahre
FSK: 0 Jahre
Format: Kino
Love, Simon (Greg Berlanti, 2018)