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Am Neujahrsabend haben vier Menschen in der Londoner City die gleiche Idee: Sie wollen sich von einem gut zugänglichen Hochhausdach stürzen, um so ihren Sorgen ein für alle Mal den Garaus zu machen. Doch da sie zufällig alle zur gleichen Zeit auf dem Dach auftauchen, ist es schnell vorbei mit dem hehren Entschluss. Die vier Selbstmordkandidaten schließen einen Pakt: Bis zum Valentinstag wollen sie noch am Leben bleiben und sich dabei gegenseitig unterstützen.

Jeder der vier glaubt, gute Gründe für einen Selbstmord zu haben: Martins (Pierce Brosnan) Karriere als TV-Moderator ist nach einer Affäre mit einer 15-Jährigen ebenso gescheitert wie seine Ehe; die 16-jährige Politikertochter Jess ist vom Leben im Goldenen Käfig und vom spurlosen Verschwinden ihrer älteren Schwester zutiefst traumatisiert; der erfolglose Musiker J.J. (Aaron Paul) sieht keinerlei Sinn mehr in seinem Leben, auch weil er laut eigener Aussage einen Gehirntumor hat; und die Pflegerin Maureen (Toni Collette) ist von der jahrelangen Pflege für ihren schwer geistig behinderten Sohn Matty ausgelaugt.

In den folgenden Wochen bilden Martin, Jess, Maureen und J.J. eine Schicksalsgemeinschaft. Als Jess mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus landet stehen ihr die drei anderen bei;, ebenso, als Maureens Sohn im Krankenhaus nach einem Herzinfarkt um Leben und Tod kämpft. Die mittlerweile zum Medienphänomen gewordenen Wahlfreunde fahren gemeinsam in den Urlaub, wo eine Journalistin (Tuppence Middleton) mit vollem Körpereinsatz versucht, intime Informationen aus J.J. herauszubekommen.

Obwohl die Vier sich zwischenzeitlich zerstreiten, raufen sie sich immer wieder zusammen. Während Martin, Jess und Maureen wieder neuen Lebensmut fassen, rutscht J.J. immer tiefer in seine Depression, die der wahre Grund für seine Suizidabsichten ist – nicht die lediglich vorgetäuschte Krebserkrankung. Schließlich treffen sich alle vier am 14. Februar wieder auf dem Hochhausdach und müssen J.J. überreden, seinem Leben doch kein vorzeitiges Ende zu setzen.

Abb. 1: Screenshot aus A Long Way Down (2014). Verleih: DCM.Abb. 1: Screenshot aus A Long Way Down (2014). Verleih: DCM.

Kritik

Wie auch Hornbys Romanvorlage lebt die Filmversion der Tragikomödie A Long Way Down von der originellen Grundidee, die in beiden Medienformaten aus den unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten erzählt wird. Das Resultat ist ein unterhaltsamer Filmabend mit bekannten Schauspielern, die offensichtlich viel Spaß haben an der intendiert überdrehten und skurillen, zugleich jedoch ein ernstes Thema bearbeitenden Geschichte.

Der Wechsel der Erzählperspektiven soll dazu beitragen, die Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen. Im Film läuft es faktisch jedoch lediglich darauf hinaus, dass die Zuschauenden in den Einzelkapiteln jeweils einen detaillierteren Einblick in das Leben der jeweiligen Figur erhalten – der Perspektivenwechsel ist somit rein funktional.

Abb. 2: Screenshot aus A Long Way Down (2014). Verleih: DCM.Abb. 2: Screenshot aus A Long Way Down (2014). Verleih: DCM.

Auch die Zusammenstellung der Figuren wirkt – zumindest im Film – scherenschnitthaft. Offensichtlich prallen hier die Sorgen und Nöte der Vertreter zweier Generationen aus unterschiedlichen sozialen Sphären aufeinander: Während Pierce Brosnan den auf dem absteigenden Ast befindlichen Medienstar mimt, den die Midlife Crisis mit aller Wucht trifft, und Toni Collette die verarmte Alleinerziehende Mutter eines schwerst geistig behinderten Jungen darstellt, eignen sich Aaron Pauls J.J. und Imogen Poots' Jess als Identifikations- oder wenigstens Projektionsfläche für jugendliche Zuschauende: Während der chronisch depressive, jugendlich wirkende J.J. an der Sinn- und Ziellosigkeit seines Lebens als gescheiterter Musiker verzweifelt, versucht Jess aus ihrem Goldenen Käfig als Politikertochter auszubrechen, was ihr auch deshalb nur schlecht gelingt, weil ihr mit der (spurlos verschwundenen) älteren Schwester die offenbar einzige richtige Bezugsperson abhanden gekommen ist. Die Lesenden der Rezension ahnen, auf welches romantische Happy End der Film letztendlich zusteuert.

Die scherenschnitthaft anmutende Charakteraufteilung und das schon früh ersichtliche Zusteuern auf ein formulaisches, tröstliches Ende ist vielleicht das Hauptproblem des Films: So charmant alle Schauspieler auch in ihren Rollen aufgehen, A Long Way Down wird dennoch kein rundes Filmerlebnis. Nicht zuletzt deshalb, weil der Film mit zunehmender Dauer verkitscht und auf ein storyintern zwar logisches, aber dennoch aufgetragen wirkendes Happy End zusteuert. Es mag sein, dass sich das ernste Thema Suizid auch nicht anders auflösen lässt, ohne vollends verstörend auf Zuschauer zu wirken.

Abb. 3: A Long Way Down (2014). Verleih: DCM.Abb. 3: A Long Way Down (2014). Verleih: DCM.

Fazit

Trotz der geäußerten Kritik ist A Long Way Down für Nick-Hornby-Fans ein Must-See, und auch Freunde charmanter, harmloser Brit-Komödien kommen auf ihre Kosten – bei den Preisverleihungen des Kinojahres wird der Film jedoch keine Rolle spielen. Für Jugendliche sind insbesondere die Figuren von Jess und J.J. interessant – als Figuren, die Facetten des heutigen Lebensgefühls junger Menschen in der Alternativkultur spiegeln, und aufgrund der Schauspieler: Imogen Poots ist eines der derzeitigen 'It'-Girls, während Aaron Paul durch seine Rolle als Jesse in der TV-Serie Breaking Bad Kultstatus unter Heranwachsenden besitzen dürfte.

Titel: A Long Way Down
Regie:
  • Name: Chaumeil, Pascal
Drehbuch:
  • Name: Thorne, Jack
Erscheinungsjahr: 2014
Dauer (Minuten): 96 (Kinofassung)
Altersempfehlung Redaktion: 12 Jahre
FSK: 6 Jahre
Format: Kino
A Long Way Down (Pascal Chaumeil, 2014)