Inhalt

Zu Beginn des Hörspiels stellt sich Robert Metcalf, der in England geborene Liedermacher, als Erzähler vor. Er berichtet von der kleinen Hexe, "the little witch", die heimlich Englisch lernt und in ihren Ferien öfter nach England geflogen ist: Die 127-jährige kleine Hexe lebt mit ihrem sprechenden Raben Abraxas im Wald. Sie übt fleißig das Hexen, da ihr einige Zaubersprüche noch nicht recht gelingen mögen. Der Grund hierfür liegt unter anderem darin, dass ihr Hexenbuch ein internationales ist und einige Zaubersprüche englische Wörter enthalten. Obwohl sie mit ihren 127 Jahren noch zu jung ist, möchte die kleine Hexe unbedingt bei der Walpurgisnacht mittanzen. Sie erfüllt sich diesen Wunsch, wird jedoch sofort von den älteren Hexen erwischt und bestraft: Erst wenn sie es schafft, im Laufe des nächsten Jahres eine "gute Hexe" zu werden, darf sie bei der Walpurgisnacht mitfeiern.

In den folgenden Monaten übt die kleine Hexe noch fleißiger und verbringt einige gute Taten, wobei ihr der Rabe Abraxas immer zur Seite steht. Zusätzlich zaubert die kleine Hexe den Erzähler Robert herbei, der ihr von diesem Zeitpunkt an beim Lernen hilft, damit ihr die fremden Wörter aus dem Hexenbuch leichter fallen. Immer wenn sie sich Robert herbeiwünscht, bringt ihr dieser ein paar neue Begriffe bei: von hilfreichen Wettervokabeln zu Körperteilen und relevanten Gegensätzen, die in Form von Liedern noch einmal aufbereitet werden.

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Kritik

In Englisch Lernen mit der kleinen Hexe übt die Titelfigur nicht nur ihre Hexenkünste, sondern erlernt auch die englische Sprache. So unterscheiden sich Roman und Adaption hauptsächlich in einem Punkt: dem Geschichtenerzähler Robert, der in das Hörspiel einführt und schließlich selbst Teil der erzählten Welt wird. Robert bringt der kleinen Hexe englische Vokabeln und Redewendungen bei, des Weiteren wird das Hörspiel um einige englische Lieder ergänzt, die die gelernten Vokabeln spielerisch aufgreifen und in einen Kontext setzen. "I'm the little witch [...], I have a talking raven, Abraxas is his name" (Lied Little Witch; III. Die jeweils erste Angabe bezieht sich auf Spotify, die zweite auf die CD).

Dabei werden die englischen Begriffe immer auf Deutsch und Englisch genannt, um das Verständnis der Geschichte zu sichern. Zudem ist eine deutliche Steigerung in der Komplexität erkennbar: Zu Beginn des Hörspiels sind die englischen Begriffe noch simpel und die Phrasen kurz gehalten: "my dear broomstick" (12/01:00; IV/02:22), "I'm fine, thank you" (17/00:07; IV/08:20). Am Ende beherrscht die kleine Hexe dann ganze Sätze, deren Inhalt sie oder der Erzähler Robert noch einmal auf Deutsch sinngemäß wiedergeben: "no witch has witchcraft anymore" (41/00:28; XI/07:36). Diese Vokabeln und Phrasen umfassen grundsätzliche Kommunikationsaspekte und reichen über das Wetter, Gegensätze und Körperteile bis hin zu der Rache der kleinen Hexe an den großen Hexen.

Im Fokus stehen jedoch weiterhin die Geschichte der kleinen Hexe und ihr vergeblicher Versuch, eine "gute Hexe" nach den Vorstellungen der älteren Hexen zu werden. Durch ihre kindliche Art und ihre Scherze können sich viele junge Rezipientinnen und Rezipienten mit der kleinen Hexe identifizieren. Dazu trägt vor allem die helle und klare Stimme von Tania Freitag bei. Angepasst an die Situation, verleiht sie ihrer Stimme mal einen trotzigen, mal einen verspielten Unterton, sodass die verschiedenen Emotionen der kleinen Hexe stets herausgehört werden können. Robert Metcalfs Erzählweise zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sein Englisch zwar flüssig und akzentfrei ist, man in seinen deutschen Passagen jedoch einen englischen Akzent heraushört. In Hinblick auf die Prosodie erzeugt er durch Betonung und Intonation Spannung und wählt seine Sprechgeschwindigkeit so, dass man der Handlung gut folgen kann, ohne dass es monoton wirkt. Neben seiner Rolle als Erzähler Robert in diesem Hörspiel übernimmt er auch andere Erzählrollen in der Englisch lernen mit …-Reihe und vielen weiteren Hörspielen. Dabei ist er insbesondere für viele spaßige Kinderlieder bekannt, die einen lehrreichen Hintergrund haben. Frank Arnold gelingt es beim Sprechen des Raben Abraxas das für Raben typische Krächzen mit seiner Stimme zu imitieren und dabei trotzdem klar und deutlich zu sprechen. Selbst wenn er die kleine Hexe tadelt, bleibt er ruhig und verdeutlicht seinen Ärger eher durch Stimmfarbe als durch Lautstärke (vgl. 4; II/04:30).

Durch die Mehrsprachigkeit des Hexenbuches wird das Englischlernen in den Handlungskontext einbezogen und wirkt nicht künstlich hinzugefügt. Gelungen sind ebenfalls die englischen Sprechweisen: Robert, der als native speaker akzentfreies Englisch spricht, Abraxas, der selbst schon gut mit der englischen (Aus-)Sprache zurechtkommt, und die kleine Hexe selbst, die die Aussprache noch üben muss. Dies kann Hörerinnen und Hörern zeigen, dass niemand auf Anhieb eine neue Sprache perfekt beherrscht, und sie werden ermutigt, neue Wörter direkt auszusprechen. Denn eine Sprache wird hauptsächlich durch kontinuierliches Sprechen und Zuhören erlernt.

Englisch lernen mit der kleinen Hexe führt auf kindgerechte Weise in die Grundlagen der englischen Sprache ein. Sowohl absolute Anfängerinnen und Anfänger als auch Fortgeschrittene können davon profitieren. Besonders einprägsam sind die Lieder, die die behandelten Vokabeln aufgreifen und vor allem für jüngere Hörerinnen und Hörer ein regelrechtes Ohrwurm-Potential bilden: "Clap your hands, clap your hands, swing your hips, move your body and not your head" (Lied Clap Your Hands; X).

Die Altersempfehlung von 5 bis 7 Jahren ist demnach gerechtfertigt, zumal auch in der Grundschule in der 1. Klasse im Englischunterricht zunächst die Zahlwörter, Steckbrief-Vokabular, Farben und auch Wettervokabeln behandelt werden. Somit bietet das Hörspiel hervorragendes Begleitmaterial für den Englisch-Unterricht in der Grundschule. Zusätzlich weckt das Hörspiel auf Grund der spannenden Geschichte der kleinen Hexe ohnehin das Interesse der Hörerinnen und Hörer und bietet viele Gesprächs- und Kommunikationsanlässe.

Fazit

Englisch lernen mit der kleinen Hexe ist sicherlich nicht dazu geeignet, umfangreiche Englischkenntnisse zu gewinnen. Vielmehr nähert es sich der Sprache auf spielerisch Weise, knüpft an die Interessen der Kinder an und bietet so eine tolle Möglichkeit, vor der ersten Englischstunde in der Schule schon einige Vokabeln und Redewendungen zu lernen. Nebenbei tauchen die Kinder in die wundervolle Welt der kleinen Hexe ein und erleben gemeinsam mit ihr Abenteuer. Der Erzähler Robert ermutigt mit seinen Liedern dazu, zusammen mit der kleinen Hexe erste Sprechübungen auszuführen. Von der Haupthandlung her ähnelt Englisch lernen mit der kleinen Hexe sowohl der Buchvorlage als auch dem deutschen Hörspiel, das vom WDR veröffentlicht worden ist. Obwohl die Figuren der Geschichte in beiden Hörspielen von unterschiedlichen Sprecherinnen und Sprechern zum Leben erweckt werden, ähnelt sich die stimmliche Aufbereitung in vielerlei Hinsicht: Von der kindlichen und hellen Stimme der kleinen Hexe über das Krächzen von Abraxas zeigen sich viele Parallelen. Da auch die anderen beiden Geschichten aus Preußlers Der-Die-Das-Trilogie als "englische" Hörspiele vertont wurden, können die bereits gewonnenen Erkenntnisse mit neuen ergänzt werden. So lernt man beispielsweise mit dem kleinen Wassermann Vokabeln über Familie und Umwelt oder mit dem kleinen Gespenst Vokabular über die Uhrzeit und die Stadt.

 

Titel: Englisch lernen mit der kleinen Hexe
Autor/Bearbeitung:
  • Name: Otfried Preußler
  • Name: Robert Metcalf
Sprechende: Robert Metcalf
Produktion: Der Audio-Verlag
Erscheinungsjahr: 2005
Dauer (Minuten): 79 Minuten
Preis: 9,99 €
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
Metcalf, Robert: Englisch lernen mit der kleinen Hexe (Hörspiel)