1974, vor genau 50 Jahren, wurde das erste kommerzielle Rollenspiel mit dem mittlerweile weltweit bekannten Titel „Dungeons & Dragons“ veröffentlicht. Das Pen-and-Paper-Rollenspiel (oder kurz: TTRPG) wird längst nicht mehr, wie uns Serienerfolge wie „Stranger Things“ (2016-2025) suggerieren könnten, von einigen Wenigen im Keller gespielt. Vielmehr hat es sich seit seiner Entstehung zu einem international sichtbaren und transmedialen Phänomen entwickelt, das mit Kinofilmen, Serien, (Live-)Let’s-Play-Großveranstaltungen wie „Critical Role“ und AAA-Computerspieltiteln („Baldurs Gate“) Säle und Kassen füllt.

Neben den großen Spielsystemen hat sich seit den 1970er-Jahren auch auf dem unabhängigeren Entwickler*innenspektrum viel getan. In den letzten zwanzig Jahren hat sich hier eine transnationale, eng vernetzte Independent-Entwickler*innenszene herausgebildet, die ihre teils aufwändig gestalteten, häufig poetisch anmutenden Spielpublikationen mehrheitlich über verschiedene Internetplattformen distribuiert. Viele dieser sogenannten Indie-Rollenspiele besitzen einen narrativen Fokus und sind aufgrund ihres übersichtlichen Regelsystems auch für Anfänger*innen geeignet. Gegenwärtig existieren in der Fan- und Entwickler*innenszene ebenfalls Bestrebungen, das TTRPG für Lehr- und Lernkontexte nutzbar zu machen, so z.B. „Abenteuer im Märchenwald. Ein Pen-&-Paper Rollenspiel für den Einsatz in Schule und Therapie“ (2023) oder „Inspirisles“ (2021), das spielerisch Grundlagen der Zeichensprache vermittelt.

Das ludonarrative Pen-and-Paper-Rollenspiel vereint dabei zwei zentrale Diskurse zu Spielen in der Deutsch- bzw. Literaturdidaktik: Erstens das ebenfalls seit den 70er Jahren bereits fest etablierte Konzept des theatralen oder szenischen Spiels, zweitens der in den im neuen Jahrtausend neue Fokus auf digitale Spiele in der Deutschdidaktik und deren Potenzial als ludonarrative Texte, ausgehend von mediendidaktischen und medienpädagogischen Diskursen.

In der anglophonen Forschungsgemeinschaft, eng verbunden mit dem Jubiläum von Dungeons & Dragons, ist ein regelrechter Boom der TTRPG-Forschung zu beobachten (u.a. Hedge/Grouling Snider 2022; Horvath 2023; Sidhu/Carter/Zagal 2024; Zagal/Deterding 2024). Parallel dazu etabliert sich ein Forschungsfeld, das sich den sogenannten Analog Game Studies widmet. Im deutschsprachigen Raum hingegen, insbesondere in den deutschdidaktischen Diskursen, findet sich bisher im Gegensatz dazu eine deutliche Forschungslücke im Bereich des Pen-and-Paper-Rollenspiels. Abgesehen von wenigen Ausnahmen (Meier 2023; Meier/Preußer 2019) fehlen bislang umfassende und gebündelte deutsch- und literaturdidaktische Auseinandersetzungen mit diesem Thema.

Der projektierte Workshop möchte dieses Desiderat gezielt angehen und erstmals deutsch- und mediendidaktische Überlegungen zum Pen-and-Paper-Rollenspiel bündeln, Potenziale ausloten und Modelle zur gemeinsamen Erforschung des Feldes identifizieren und erarbeiten. Gleichzeitig versteht sich der Workshop als Netzwerkveranstaltung, die die Entstehung eines Netzwerks zur deutschsprachigen TTRPG-/Rollenspielforschung initiieren möchte. Zudem ist die Herausgabe eines Open-Access-Sammelbands geplant, der den Fokus auf TTRPGs als Medium im Deutschunterricht legt. Die im Workshop präsentierten Impulse sollen dabei vor allem als Grundlage für die Beiträge dieses Sammelbands dienen.

Die Workshopbeiträge sind als Impulsvorträge (10-15 Minuten) mit anschließender Diskussion (30-45 Minuten) geplant. Auch innovative Beiträge, Best-Practice-Berichte aus der Schulpraxis, Vorschläge für Text-/Spielrunden oder ähnliches sind als Vorschlag willkommen.
Interessierte Gäste ohne Beitrag aber mit Begeisterung für die Vernetzungsarbeit sind ebenfalls herzlich willkommen. Übernachtungs- und Reisekosten werden übernommen.

Um Bewerbung bis zum 15.01.2025 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. wird gebeten:
• Mit Beitragsvorschlag: Beitragstitel, 350 Wörter Kurzskizze und Kurz-CV in 2-3
Sätzen
• Ohne Beitragsvorschlag: Kurz-CV und Skizze zum eigenen Bezug zum Thema

[Quelle: Pressemitteilung]