Titel des Projekts/Title: Michael Endes Traumwelten. Spuren kultur- und literarhistorischer Quellen in Inszenierungen des Traummotivs aus dem Gesamtwerk

VerfasserIn/Author: Fiona Mirzai-Amirabadi (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Sprache/Language: Deutsch

Art des Projekts/Type: Dissertation

Projektlaufzeit/Duration: 2024-

Universität/University: Universität Hamburg

Keywords: Traummotiv, Motivanalyse, Intertextualitätstheorie, Psychoanalyse

 

Beschreibung/abstract:

In Michael Endes Welterfolg Die unendliche Geschichte (1979) erkennt Protagonist Bastian konsterniert: "Steht man plötzlich vor der Möglichkeit, dass der Wunschtraum Wirklichkeit wird, dann wünscht man sich nur eins: Man hätte es sich nie gewünscht."
Zur Zeit vom "Aufbruch der neuen Romantiker" (Stoyan) schöpft Ende das versatile Motiv des Traums in seinen Werken aus und reiht sich somit in eine lange literarische Tradition ein. Endes erzählte Träume weisen verschiedene Eigenschaften, symbolische Bedeutungen und narrative Funktionen auf, wobei einige wiederkehrende Traumtypen, wie der Wunsch- oder Visionstraum, auffallen. Auf für ihn typische Weise integriert der Schriftsteller dabei ein breites Spektrum kultureller, philosophischer und mythologischer Elemente zu einem synkretistischen Gesamtwerk. Er synthetisiert dabei geschickt Einflüsse aus verschiedenen Kulturen, philosophischen Theorien und tradierten Erzählmotiven zu einer einzigartigen narrativen Struktur.

Das Ziel der Arbeit liegt zum einen darin, anhand der distinktiven Merkmale ihrer Inhalte (den Traumbildern) und ihrer Funktionalisierung, eine Kategorisierung der Traumtypen in Endes Gesamtwerk vorzunehmen. Zum anderen will sie durch die Einnahme unterschiedlicher Blickwinkel, welche sowohl auf text- als auch auf autor- und kontextorientierten Theorien beruhen, die an das Ende’sche Traummotiv geknüpften Quellen und Realitätsbezüge sichtbar machen. Leitfragen sind dabei, auf welche Arten der Autor Träume gestaltet und inwieweit diese Inszenierungen Spuren tradierter Traumvorstellungen und -konzeptionen bergen. Ausgehend von der Intertextualitätstheorie von Broich und Pfister (1985) und unter Anwendung des transmedialen Modells der Motivanalyse von Kurwinkel und Jakobi (2022) wird demnach das Identifizieren intertextueller Verweise in Endes Trauminszenierungen ein zentrales Anliegen des Vorhabens sein. So soll die Dissertation Erkenntnisse darüber zutage fördern, in welcher Form der Autor überlieferte (Traum-)Elemente aus dem kollektiven Gedächtnis reproduziert und dabei gegebenenfalls auch resemiotisiert. Gleichzeitig fragt die Arbeit auf diese Weise auch nach dem Verhältnis zwischen (Kinder-) Literatur und dem sozialen Gedächtnis sowie den damit verbundenen kollektiven und individuellen Erinnerungsprozessen.

 

In Michael Ende's worldwide success "The Neverending Story" (1979), protagonist Bastian realizes with consternation: "When you suddenly face the possibility that your wishful dream might become reality, you only wish for one thing: that you had never wished for it." During the time of the "awakening of the new romantics" (Stoyan), Ende explores the versatile motif of dreams in his works, thus aligning himself with a long literary tradition. Ende's narrated dreams exhibit various characteristics, symbolic meanings, and narrative functions, with some recurring dream types such as wish dreams or visionary dreams being particularly noticeable. In his typical manner, the writer integrates a wide spectrum of cultural, philosophical, and mythological elements into a syncretic overall work. He skillfully synthesizes influences from various cultures, philosophical theories, and traditional narrative motifs into a unique narrative structure.

The aim of the work is, on the one hand, to categorize the dream types in Ende's complete works based on the distinctive features of their content (the dream images) and their functionalization. On the other hand, it aims to make visible the sources and reality references linked to Ende's dream motif by adopting different perspectives based on text-, author-, and context-oriented theories. Key questions include how the author shapes dreams and to what extent these stagings contain traces of traditional dream ideas and conceptions. Based on the intertextuality theory of Broich and Pfister (1985) and applying the transmedial model of motif analysis by Kurwinkel and Jakobi (2022), identifying intertextual references in Ende's dream stagings will be a central concern of the project. Thus, the dissertation aims to uncover insights into how the author reproduces transmitted (dream) elements from collective memory and possibly re-semioticizes them in the process. At the same time, the work also questions the relationship between (children's) literature and social memory, as well as the associated collective and individual memory processes.

 

Biographische Informationen/CV:

Fiona Mirzai-Amirabadi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Hamburg im Bereich Kinder- und Jugendliteratur. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind des Kinder- und Jugendliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts, Philosophie und Kulturgeschichte, Psychoanalytische Literaturwissenschaft, Traumnarrative und Literaturdidaktik

 

Weitere Informationen/Additional information:

Fiona Mirzai-Amirabadis Internetseite an der Universität Hamburg