Explikat  

Der Epilog ist der eigentlichen Dramenhandlung nachgestellt und steht zudem – ebenso wie der Prolog – in einem zweifachen Verhältnis zu dieser. Einerseits befindet er sich aufgrund seiner nachgeordneten und reflexiven Positionierung auf einer anderen fiktionalen Ebene als die Haupthandlung, andrerseits kann er jedoch auch von (ausgewählten) Figuren der Dramenhandlung gesprochen werden und ist somit trotzdem mit dieser verbunden. Funktionell ist der Epilog häufig als Kommentar zur Dramenhandlung zu verstehen; kann sie gleichermaßen kritisieren oder verteidigen oder als metadramatischer Raum fungieren. 

Im Aufbau des Dramas übernimmt der Epilog in Verbindung mit dem Prolog eine rahmende Funktion und wird deswegen auch inhaltlich und strukturell ähnlich gebaut und bspw. von den gleichen Figuren getragen. Diese Funktion und Struktur lässt sich bspw. anhand des Epilogs in Der gestiefelte Kater von Ludwig Tieck nachweisen. So treten in diesem sowohl die Figuren des Stückes im Stück als auch die weiteren Figuren aus dem Prolog erneut auf und setzen sich kritisch mit der Dramenhandlung auseinander: 

Epilog

Der König tritt hinter dem Vorhang hervor: Morgen werden wir die Ehre haben, die heutige Vorstellung zu wiederholen.
Fischer: Welche Unverschämtheit! Alles pocht.
König gerät in Konfusion, geht Zurück und kommt dann wieder: Morgen: – Allzu scharf macht schartig.
Alle: Ja wohl! ja wohl! – Applaudieren, der König geht ab.
Man schreit: Die letzte Dekoration! Die letzte Dekoration!
Hinter dem Vorhange: Wahrhaftig! Da wird die Dekoration hervorgerufen! Der Vorhang geht auf, das Theater ist leer, man sieht nur die Dekoration.
Hanswurst tritt mit Verbeugungen hervor.
Hanswurst: Verzeihen Sie, daß [sic] ich so frei bin, mich im Namen der Dekoration zu bedanken; es ist nicht mehr als Schuldigkeit, wenn die Dekoration nur halbweg [sic] höflich ist. Sie wird sich bemühen, auch künftig den Beifall eines erleuchteten Publikums zu verdienen; daher wird sie es gewiß [sic] weder an Lampen noch an den nötigen Verzierungen fehlen lassen, denn der Beifall einer solchen Versammlung wird sie so – so – so anfeuern – o Sie sehn ja, sie ist vor Tränen so gerührt, daß [sic] sie nicht weitersprechen kann. –

Er geht schnell ab und trocknet sich die Augen, einige im Parterre weinen, die Dekoration wird weggenommen, man sieht die kahlen Wände des Theaters, die Leute fangen an fortzugehn [sic]; der Souffleur steigt aus meinem Kasten; der Dichter erscheint demütig auf der Bühne.

Dichter: Ich bin noch einmal so frei –
Fischer: Sind Sie auch noch da?

(Tieck 1978)


Bibliografie

Primärliteratur