Thematik

Die Tintenwelt-Trilogie ist ein Fantasy-Leseabenteuer, das aus drei aufeinander aufbauenden Romanen besteht – Tintenherz (2003), Tintenblut (2005) und Tintentod (2007). Die Trilogie thematisiert das Herauslesen von Romanfiguren hinein in die reale Welt. Es wird ein zweidimensionales Wirklichkeitsmodell dargestellt: reale Welt vs. Tintenwelt, d. h. es wird damit gespielt, Fiktion und Realität ineinander zu verkehren. Die drei Romane spielen in der Gegenwart, im 21. Jahrhundert, jedoch an unterschiedlichen Handlungsorten – die Protagonisten wechseln zwischen der realen Welt und der so genannten Tintenwelt. Die Hauptfiguren, die zwölfjährige Meggie und ihr Vater Mo, bleiben in der gesamten Trilogie erhalten. Die Geschichte wird aber in den beiden letzten um einige Nebenfiguren erweitert, die teilweise ebenfalls große Wichtigkeit erlangen. Cornelia Funke stellt jedem Kapitel ein Zitat aus einem literarischen Werk voran und schafft somit intertextuelle Bezüge.

Inhalt

Tintenherz

Schon seit Meggie drei Jahre alt ist, lebt sie allein mit ihrem Vater Mortimer Folchart (Mo). Ihre Mutter ist schon seit neun Jahren nicht mehr an ihrer Seite. Mo, von Beruf Buchbinder, hat eine besondere Fähigkeit: Während er aus Büchern vorliest, wird die Geschichte aus den Büchern zur Realität. Gegenstände und vorzugsweise Figuren aus Büchern gelangen auf diese Weise in die reale Welt. Doch seiner Tochter erzählt Mo nie, warum er ihr nicht vorlesen will. Und plötzlich ist nichts mehr so wie zuvor im Leben der zwölfjährigen Meggie. Eines Nachts erscheint ein merkwürdiger Unbekannter bei ihr und ihrem Vater. Es hat den Anschein, als würden sich Staubfinger, so nennt sich der Fremde, und Mo von früher kennen. Er warnt Mo vor einem gewissen Capricorn. Nun beginnt für die Protagonistin Meggie eine abenteuerliche Geschichte um das geheimnisvolle Buch Tintenherz. Mo hat damals seine Frau Resa, als er aus dem Buch vorlas, in dieses Buch hineingelesen und Charaktere wie Capricorn herausgelesen. Doch Capricorn möchte unter keinen Umständen wieder in die Tintenwelt zurückkehren. Deshalb setzt er alles daran, jede Tintenherz-Ausgabe zu zerstören. Eines der letzten Bücher besitzt Mo. Dieser ist jedoch darauf angewiesen, um Resa aus der Tintenwelt befreien zu können. Nachdem er erfahren hat, dass Capricorn es auf das Buch abgesehen hat, versteckt er es in der Bibliothek seiner Tante. Doch auch dort ist es nicht sicher. Mit der Hilfe des Tintenherz-Autors Fenoglio, Meggies sowie Mos magischer Begabung können sie Capricorn und seine Männer besiegen. Meggies Mutter Resa kehrt zurück in die reale Welt, allerdings stumm. Schlussendlich entwenden Staubfinger und sein neuer jugendlicher Freud Farid, der aus 1001 Nacht herausgelesen wurde, Mo das letzte Exemplar von Tintenherz.

Tintenblut

Im Gegensatz zu Tintenherz spielt sich die Handlung von Tintenblut zu großen Teilen in der Tintenwelt ab. Auslöser sind Staubfingers Sehnsucht nach seiner alten Welt und sein Wunsch, dorthin zurückzukehren. In dem Schriftsteller Orpheus findet er jemanden, der fähig ist, die richtigen Worte zu schreiben und der zudem die Kunst beherrscht, sie so vorzulesen, dass er zurückkehren kann. Aufgrund von Orpheus' Einflussnahme bleibt jedoch Staubfingers Lehrling Farid zurück. Er fällt dem bösen Basta in die Hände, kann jedoch fliehen. Er vertraut sich Meggie an und zeigt ihr Orpheus' Worte. Beeindruckt, dass ein fremder Autor in Fenoglios Geschichte eingreifen kann, lässt sich Meggie überreden, Farid ebenso hinüberzulesen. Doch sie liest sich ebenfalls mit in die Tintenwelt. Nach mehreren Kampfhandlungen greift auch Fenoglio selbst in seine Geschichte ein, doch immer wieder verwirklichen sich seine Ideen anders als geplant. Am Ende des Romans leben sowohl Meggie und ihre Eltern als auch Fenoglio in der Tintenwelt.

Tintentod

In Tintentod steht die Auseinandersetzung zwischen Fenoglio, dem Erschaffer der Tintenwelt, und Orpheus, der diese Welt nach seinen Vorstellungen manipuliert, im Mittelpunkt. Mo wird zudem in der Tintenwelt unter dem Namen "Eichelhäher" zu einer Art Robin-Hood-Figur. Er kämpft auf der Seite des Guten gegen den bösen Fürsten "Natternkopf" und dessen Soldaten. Dieser zwingt Mo, ihm ein leeres Buch zu binden, das ihn unsterblich machen soll. Doch Mo manipuliert das leere Buch, so dass der Fürst genau wie das Buch zu faulen beginnt. Resa ist inzwischen schwanger geworden. Sie bittet Orpheus, dass dieser sie und ihre Familie wieder zurück in die andere Welt schreibt. Allerdings nutzt Orpheus den daraus folgenden Handel für seine Zwecke und sorgt für die Entführung Mos durch die "Weißen Frauen", die in der Tintenwelt den Tod repräsentieren. Nach vielen Intrigen, Kämpfen, Auslieferungen und Befreiungsaktionen kommt Mo in den Besitz des leeren Buches. Indem er die Wörter "Herz", "Blut" und "Tod" hineinschreibt, kann der Natternkopf getötet werden. Schlussendlich lebt Staubfinger wieder mit seiner Frau zusammen, Fenoglio ist wieder ein berühmter Schriftsteller und Mo, Resa, Meggie und ihr kleiner Bruder bleiben in der Tintenwelt.

Populärrezeption

Die Tintenwelt-Trilogie wurde allseitig als generations-übergreifende, spannend geschriebene Geschichte bewertet, die zum Träumen einlädt. Die positive Bewertung der Bücher durch Leser lässt sich an zahlreichen begeisterten Kundenrezensionen der Online-Buchhandlung Amazon.de ablesen. Aber auch professionelle Rezensenten wie Konrad Heidkamp (Die Zeit, 27. November 2003), Fritz Wolf (Frankfurter Rundschau, 19. November 2003) und Sybil Gräfin Schönfeldt (Süddeutsche Zeitung, 6. Oktober 2003) loben die phantasievolle Gestaltung der Bücher und stellen sie in die Tradition der Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur.

2008 wurde der erste Band der Trilogie, Tintenherz, unter der Regie von Iain Softley verfilmt (106 Minuten/FSK: ab 12. Rezension hier). Der Film lief am 11. Dezember 2008 in den deutschen Kinos und am 30. Januar 2009 in den USA an. Er schließt deutlich an die Ästhetik der zu seiner Entstehungszeit so populären Fantasy-Filme an.

Wissenschaftliche Rezeption

In der akademischen Forschung wird die Tintenwelt-Trilogie hauptsächlich als Bestandteil der aktuell außerordentlich populären phantastischen Kinder- und Jugendliteratur betrachtet. Die Monographien zu diesem Werk sind allerdings relativ begrenzt.

Saskia Heber beschäftigt sich in Das Buch im Buch mit den komplexen Strukturen der Trilogie. Sie untersucht die Selbstreferenz, die Intertextualität sowie die Mythenadaption in Cornelia Funkes Tinten-Trilogie. Judith Mohr untersucht in Zwischen Mittelerde und Tintenwelt unter anderem die Struktur von Buchwelten und vergleicht diesen Aspekt der Tintenwelt-Trilogie mit Anderswelten aus den Werken Jasper Ffordes und Wieland Freunds. Jörg Knobloch wiederum konzentriert sich in Zauberland und Tintenwelt auf den Aspekt der Phantastik.

Auch in die Schule hat die Tintenwelt-Trilogie Eingang gefunden: Zahlreiche Begleitpublikationen und Unterrichtshandreichungen lassen darauf schließen, dass Funkes Tintenwelt-Romane trotz ihres großen Umfangs im Deutschunterricht thematisiert werden.

Literatur

  • Bonacker, Maren: Cornelia Funke. In: Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Hrsg. von Kurt Franz, Günter Lange und Franz-Josef Payrhuber. Band 1: Autoren/Übersetzer. 13. Ergänzungs-Lieferung. Meitingen: Corian-Verlag, 2001. S. 1-25.
  • Heber, Saskia: Das Buch im Buch. Kieler Dissertation. Kiel: Ludwig, 2010.
  • Knobloch, Jörg: Zauberland und Tintenwelt. Fantastik in der Kinder- und Jugendliteratur. Weinheim: Juventa, 2006.
  • Latsch, Hildegunde: Cornelia Funke – Spionin der Kinder. Hamburg: Dressler, 2008.
  • Mohr, Judith: Zwischen Mittelerde und Tintenwelt. Zur Struktur fantastischer Welten in der Fantasy. Göttinger Dissertation. Frankfurt am Main: Lang, 2012.
  • Neuhaus, Stefan: Cornelia Funke: Tintenherz (2003). In: Ders.: Märchen. Tübingen: A. Francke, 2005 (= UTB für Wissenschaft; 2693). S. 358-364.

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