Der Klimawandel gehört zu den zentralen Themen der Gegenwart und der Zukunft. Dürresommer, Überschwemmungen, Hitzerekorde prägen auch das Leben der Menschen in Europa. Doch welche Rolle kann eine Kinder- und Jugendliteratur im Kontext einer nachhaltigen, einer ökologischen Bildung spielen? Eine ökologische Kinder- und Jugendliteratur, die sich mit Problemen „der natürlichen, sozialen und gebauten Umwelt unter dem Leitgedanken der ökologischen Krise“ (Lindenpütz 2000, 728, vgl. auch Mikota/Pecher 2020) auseinandersetzt, existiert seit den 1970er Jahren und ist eng verzahnt mit den ökologischen Debatten der damaligen Zeit. Kinder- und Jugendliteratur kann sowohl als zeitdiagnostisches Medium als auch als Gestaltungsmedium im Kontext der Umweltbildung hinzugezogen werden – etwa so wie es auch die Empfehlungen des UNESCO Weltaktionsprogramms: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vorsehen. Kinderliterarische Texte vermitteln nicht nur Kindheits-, sondern auch "Zukunftsbilder und Vorstellungswelten" von Natur und Umwelt und nehmen Aspekte der Bildung für nachhaltige Entwicklung auf (vgl. hierzu Ewers 2013, S. 1; Wanning/Stemmann 2015). Ökologische Aspekte können in literarischen Texten dem kindlichen Lesepublikum mittels Perspektivenübernahme vermittelt werden. Das Kind kann sich in bestimmte Situationen versetzen, Gefühle nachempfinden und sich empathisch mit ökologischen Zusammenhängen beschäftigen. Zugleich wandelt sich der Diskurs um Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der ökologischen Kinder- und Jugendliteratur hinsichtlich der Rolle der kindlichen Umweltschützerinnen und -schützer und damit auch die Wahrnehmung auf die Thematik. Langsam lösen sich auch kinderliterarische Texte von einem eurozentrierten Blick und verdeutlichen die globale Komplexität.

Zielsetzung des Handbuchs

Das Handbuch möchte sich umfassend der ökologischen Kinder- und Jugendliteratur nähern, den Blick jedoch weiten und ökologische Kinder- und Jugendliteratur nicht nur als Literatur der Aufklärung und Belehrung betrachten, sondern als Literatur der literarästhetischen Sensibilisierung. Der Schwerpunkt der in den Artikeln zu behandelnden Narrative liegt nicht auf dem Sachbuch, sondern auf der erzählenden Literatur vom Bilderbuch, bis hin zum Jugendroman, auf Lyrik und Drama. Neben den theoretischen Grundlagen zu Ökologie, Kultur, Kultureller Nachhaltigkeit/CultureNature Literacy, Literaturdidaktik, Kulturökologie, Environmental Humanities stehen ökologische Narrative im Fokus. Dazu gehören z.B.:

Atmosphäre/Stimmung, Bach/Fluss/See, Gewitter/Blitz & Donner, Energie, Grenze, Haus, Himmelsrichtungen, Insel, Jahreszeiten, Kreislauf des Lebens, Landwirtschaft/Ernährung, Luft, Nordsee, Ostsee, Ozean/Meer, Pflanzen, Quelle, Regen, Schnee & Eis, Sonne, Stein/Gestein, Strand, Technologie, Tiere, Wasser, Watt, Weltraum, Wildnis, Wolken, Zivilisation, Zone

Erwünscht sind in diesem Zusammenhang sowohl literatur- und kulturtheoretisch sowie literaturdidaktisch informierte Analysen zu diesen und anderen ökologischen Narrativen an ca. drei ausgewählten kinder- bzw. jugendliterarischen Beispielen in deutscher Sprache (original und/oder Übersetzung).

Kurze Abstracts (max. 1.500 Zeichen) sowie bio-bibliografische Angaben (ca. 150 Zeichen) werden erbeten bis zum 1.11.2022 an Carmen Sippl (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) und Jana Mikota (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).

Die Rückmeldung erfolgt bis Ende Dezember 2022. Die fertiggestellten Beiträge sollten den Umfang von ca. 30.000 Zeichen inkl. Leerzeichen, exkl. Literaturangaben nicht überschreiten und sind bis 1. Oktober 2023 einzureichen.

Die Beiträge werden einem non-blind peer review durch die Autorinnen und Autoren sowie die Herausgeberinnen und Herausgeber unterzogen.

Das Handbuch erscheint 2024 in der Reihe Pädagogik für Niederösterreich im Studienverlag (print und open access).

Literaturangaben

EWERS, Hans-Heino: Kinder und Natur, Kinder der Natur. Ansichten zum kindlichen Naturverhältnis vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart – ein Streifzug. In: Ewers, Hans-Heino/ Glasenapp, Gabriele von/ Pecher, Claudia Maria (Hrsg.): Lesen für die Umwelt. Natur, Umwelt und Umweltschutz in der Kinder- und Jugendliteratur. Schneider Verlag Hohengehren 2013, S. 1-11.

LINDENPÜTZ, Dagmar: Das Kinderbuch als Medium ökologischer Bildung. Untersuchungen zur Konzeption von Natur und Umwelt in der erzählenden Kinderliteratur seit 1970. Die blaue Eule 1999.

MIKOTA, Jana/ Pecher, Claudia M.: Klima-, Umwelt- und Naturschutz in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur. In: kjl &m H. 4, 2020, S. 8–18.

WANNING, Berbeli/Stemmann, Anna: Ökologie in der Kinder- und Jugendliteratur. In: Dürbeck, Gabriele/Stobbe, Urte (Hrsg.): Ecocriticism. Eine Einführung. Böhlau 2015, S. 258–270.

[Quelle: Call for Papers]