Inhalt

Nach einer langen Winterruhe wacht Wassili Waschbär auf und muss erschrocken feststellen, dass all seine Wintervorräte aufgebraucht sind. Doch nicht nur sein Magen knurrt schon vor Hunger, auch sein Freund Sibelius der Dachs hat großen Appetit. Deshalb beschließen die beiden, sich auf den Weg zum See zu machen, um sich ihr Abendessen zu angeln. Weit kommen sie allerdings nicht, denn ihre Freunde, die Gebrüder Hirsch, brauchen dringend ihre Hilfe. Klar, dass die beiden Tiere den Brüdern helfen. Darauf folgen weitere Hilfsaktionen und plötzlich ist es schon dunkel und Wassili und Sibelius waren immer noch nicht am See. Hungrig und ohne die Aussicht auf ein Abendessen kehren die beiden zurück. Was sie dabei noch nicht ahnen: zu Hause wartet eine leckere Überraschung auf sie…

Kritik

Die Kernaussage der liebevollen Geschichte ist, wie wichtig es ist, seinen Freunden zu helfen und dabei manches Mal auch seine eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Dabei gelingt es der Autorin Julia Boehme ausgezeichnet, diese Botschaft spielerisch und ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln. Durch den kindgerechten Schreibstil und die bildlichen Formulierungen entstehen schon ohne die Illustrationen lebhafte Assoziationen zu den Texten. So wird die Geschichte zu einem echten Erlebnis, in das nicht nur die kleinen Leserinnen und Leser eintauchen können.

Durch die unterschiedlichen Hilfsaktionen bleibt die Geschichte abwechslungsreich und interessant. Schön ist zudem, dass eine gewisse Übereinstimmung zwischen den Problemen der Tiere und deren arttypischen Merkmale besteht. Die Eichhörnchen haben beispielsweise ihre Nüsse verlegt und die Gebrüder Hirsch haben sich mit ihren Geweihen verhakt. Gelungen baut die Autorin auch einen kleinen Spannungsbogen mit in die Geschichte ein. Denn das kleine Eulenmädchen Elsa ist aus ihrem Nest gepurzelt und droht nun auf den Boden zu fallen. Doch auch diese knifflige Lage wird von dem kleinen Waschbären gelöst. Diese Hilfeleistung wird ausführlicher beschrieben als die anderen. Denn nachdem Elsa vor einem Sturz bewahrt wurde, muss sie nun auch wieder zurück ins Nest kommen. Während Sibelius schon kompliziert plant einen Fahrstuhl zu bauen, greift Wassili diese Idee auf und setzt sie kurzerhand auf einfacherem Wege um. Bei diesen Schilderungen lassen sich noch zwei weitere versteckte Botschaften erahnen. Erstens: Zusammen schafft man viel mehr als allein (denn Sibelius hatte die Idee, Wassili setzt sie um) und, zweitens, manchmal ist die Lösung viel einfacher als gedacht.

Das Buch endet mit einer Überraschung für die beiden hungrigen Freunde. Alle Tiere haben ihnen als Dankeschön etwas zu essen mit nach Hause gebracht. In diesem Ende spiegelt sich auch die Kernbotschaft wider: wie wichtig Freundschaft und Hilfsbereitschaft sind und dass das Gute immer wieder auf einen zurückfällt. Diesen Gedanken können Kinder durch die wunderbare Vermittlung ganz allein formulieren. Ein wenig werden sie jedoch trotzdem durch folgende Zeilen mit der Nase darauf gestoßen: "Ihre Mägen knurren, dass die Bäume wackeln. Und beide denken an den leeren Vorratsschrank. 'Doch was hätten wir denn tun sollen? Wir mussten doch allen helfen!', meinte Wassili. Sibelius nickt." (S. 25, Z.6ff.). Dieser kleine Wink mit dem Zaunpfahl wäre nicht nötig gewesen, da er der Geschichte schlussendlich doch einen leicht belehrenden Anstrich verleiht.

Was an sich schon eine wunderbare Geschichte ist, wird durch die Bilder der begabten Illustratorin Stefanie Dahle hervorragend ergänzt. Warme Erd- und Pastelltöne lassen das ganze Buch durchweg harmonisch erscheinen. Die leicht verschwommenen Hintergründe und der erkennbare Pinselstrich in den Feinheiten lassen die Bilder lebhaft und beruhigend zugleich wirken. Durch die zahlreichen kleinen Details gibt es auf jeder Seite etwas Neues zu entdecken, auch über den Text hinaus. So hat Wassili immer seinen rotgepunkteten Beutel dabei, in dem er sein Kuscheltier transportiert und in der Wohnung der Eichhörnchen liegt eine Schatzkarte zum Versteck ihrer Nüsse. Dabei wirken die Bilder keineswegs überhäuft, sondern laden gerade dazu ein, genauer hinzuschauen. Die Ostereier, die man auf einigen der Seiten entdecken kann, sind sicherlich ganz witzig gemeint und sollen das naherückende Osterfest widerspiegeln. Als Frühlingsvorboten jedoch wären auch andere neutralere Motive denkbar gewesen.

Die gesamte Ausstattung des Buches ist mit viel Liebe umgesetzt und qualitativ hochwertig. So sind die Seiten aus dickerem Papier, der Umschlag mit Softtouch und das Cover sowie die Buchseiten mit kleinen Goldpartikeln veredelt.

Fazit

Dieses Buch ist zu Recht ein Longseller und seit 10 Jahren dauerhaft im Arena-Programm erhältlich. Daneben gib es noch einen weihnachtlichen Titel mit Wasili Waschbär, der schon seit 2008 lieferbar ist (Link zur Verlagshomepage). Zum Glück hat man Freunde überzeugt mit seiner warmherzigen Geschichte, liebevollen Charakteren und zauberhaften Illustrationen. Zusammen mit der großartigen Umsetzung wird es zu einem haptischen Erlebnis. Die Kernbotschaft, dass das Gute immer auf einen zurückfällt, wird fast ganz ohne den typischen Charakter einer Moralpredigt vermittelt und durch eine wunderbare Freundschaftsgeschichte ergänzt. Daher eignet sich das Buch auch hervorragend für Kinder ab drei Jahren, da in diesem Alter und mit Eintritt in den Kindergarten die ersten Freundschaften entstehe. Doch auch ältere Leserinnen und Leser werden ihre Freude an diesem Buch haben.

Titel: Wassili Waschbär. Zum Glück hat man Freunde.
Autor/-in:
  • Name: Boehme, Julia
Illustrator/-in:
  • Name: Dahle, Stefanie
Erscheinungsort: Würzburg
Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Arena
ISBN-13: 978-3-401-09493-9
Seitenzahl: 32
Preis: 12,99 €
Altersempfehlung Redaktion: 3 Jahre
Boehme, Julia (Text)/Dahle, Stefanie (Illustration): Wassili Waschbär. Zum Glück hat man Freunde