Inhalt
Es liegt in der Natur eines Wimmelbuches, dass es kaum oder keinen Text hat und damit praktisch keinen schriftlichen Inhalt. Diesen zu verbalisieren, bleibt der Phantasie und der Erfahrungswelt der Nutzerin und des Nutzers überlassen.
Das Titelbild des Buches zeigt aus einer Art Fisch-Perspektive das Kinderkrankhaus als ein schlichtes drei- bis vierstöckiges graues Gebäude, welches im Gewimmel von Rettungswagen und -hubschrauber, Klinikpersonal, Krankenhausutensilien und Eltern mit ihren Kindern die Skyline einer Stadt mit Kirchturmspitze und Sendemast, aber auch üppiges Grün erkennen lässt.
Auf der Rückseite des Buches finden wir Informationen zu vielen der im Wimmelbuch immer wiederkehrenden Figuren, welche helfen können, passende Geschichten zu erfinden. Ein fünfköpfiges Ärztinnen- und Ärzteteam, die Klinikclowns Fleder und Maus, Frau Schnösel mit den Kindern Lotta und Simon, Mama Yvonne mit Babysöhnchen Jan, Oma Jette, Kinderkrankenpflegerin Britta, welche den Rollstuhl des vollkörperbandagierten "Mumienkinds" Nefret schiebt, Familie Kurten mit drei Kindern und die Reinigungskraft Mike sowie ein Klinikuhu werden zwar kurz vorgestellt, es bleibt jedoch noch viel Platz für eigene Entdeckungen und Ideen. Ein Highlight ist eine Bildinformationsseite mit fünf kleineren Bildern, die den Ablauf einer Operation mit Vollnarkose dokumentiert. Die anderen großformatigen Bilder zeigen im etagenweisen Querschnitt die großzügige, kindgerecht gestaltete Innenarchitektur und die medizinisch apparative sowie bürotechnische Ausstattung des Kinderkrankenhauses und viele liebevoll detailliert dargestellte Szenen, in denen das Klinikpersonal, Patientinnen, Patienten und deren Angehörige miteinander agieren. Amüsanter Weise scheinen auch teilweise riesige Wald-, Urwald-, Urzeit- und Meerestiere und der Zirkus den Weg in die Kinderklinik gefunden zu haben. Eine knappe Spielanleitung von fünfundvierzig Worten auf der dritten Seite weist darauf hin, dass diese Doppelseite, die eine witzige Comicadaption eines Treppenhauses sein könnte, auch als Brettspiel genutzt werden kann, wenn ein Würfel und entsprechende verschiedenfarbige Spielsteine hinzugefügt werden. Auf vier der Pappseiten sind jeweils sechs kleine Bildausschnitte in einer separaten Leiste aufgereiht, die in der jeweilig dazugehörenden Doppelseite wiedergefunden werden können. Für eigene Spielideen für kleinere Kinder, nach dem Motto "Ich sehe was, was du nicht siehst", bietet das Wimmelbuch ebenfalls viele schöne Möglichkeiten.
Kritik
Das Wimmelbuch ist in einem anspruchsvollen Comicstil gezeichnet. Ab und zu wird auch die entsprechende Bildsprache genutzt. Rote Herzchen in Sprechblasen vor dem Mund zeigen Zuneigung oder zumindest freundliche Gespräche und Sprechblasen mit leuchtenden Glühlampen weisen auf Geistesblitze hin. Trotz dieser weiteren kommunikativen Hilfestellungen fällt es nicht ganz leicht, auch noch eine weitere Ebene zu entdecken, auf der man sich mit dem Wimmelbuch beschäftigen kann. Hier ist vor allem die erwachsene Begleitperson gefordert, die mit dem Kind zusammen das Buch entdeckt und der Abläufe in Krankenhäusern aus eigener Anschauung bekannt sind. Sollte das nicht der Fall sein, hat z.B. das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, mit dem der Friedrich Oetinger Verlag bei der Gestaltung des Wimmelbuch zusammengearbeitet hat, eine Broschüre anlässlich des Baus einer neuen Kinderklinik in Hamburg herausgegeben, die die wahren, nüchternen Verhältnisse zeigt und einen Hinweis auf das Wimmelbuch von A. Langenbeck enthält. Positive Phantasien, Spaß und Witz helfen beim Gesundwerden. Daher fordert das Wimmelbuch in Bildsprache schließlich sogar dazu auf, mit Ideen, wie die abgebildete bunte Phantasiewelt etwas mehr Wahrheit im Klinikalltag werden könnte - ohne Sicherheitsregeln oder Kostengrenzen zu verletzen - sofort bei der Klinikleitung in Hamburg anzurufen. Aber sicherlich gibt es auch andere Kliniken direkt um die Ecke, die sich über ein derartiges Engagement freuen würden.
Fazit
Dieses als Spielesammlung konzipierte Wimmelbuch stellt eine phantastische Reise in ein "Was wäre wenn?"-Krankenhaus im Irgendwo - vielleicht in Hamburg - dar. Dessen Wert steigert sich deutlich, je besser es dem Erwachsenen und dem Kind zusammen gelingt, die Bildersprache so weit zu abstrahieren und kritisch zu hinterfragen, dass eigene Wünsche entdeckt und Aktivitäten entwickelt werden können, um diese Wünsche mit der Realität in Einklang zu bringen.
Literatur
Broschüre "Kinder UKE -Willkommen"- 2017, Herausgeber: Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg, Verantwortlich: Friederike Schulz, Leitung GB UK.
- Name: Alexandra Langenbeck
- Name: Alexandra Langenbeck