Inhalt

Es ist Heiligabend, und Theo ist ganz allein. Seine Eltern arbeiten, und die Babysitterin ist ("mit der Nase auf dem Handy") eingeschlafen. Nun versucht er auf eigene Faust, das Wohnzimmer weihnachtlich herzurichten und den Weihnachtsbaum zu schmücken. Zur Verfügung steht ihm nur ganz alter Christbaumschmuck, denn seine Eltern hatten keine Zeit gehabt, neuen zu kaufen. Als er eine Sternschnuppe sieht, liegt sein Wunsch auf der Hand: Theo wünscht sich, nicht mehr alleine zu sein. Und ehe er sich versieht, erwachen Zinnsoldat, Engelchen und ein Schaukelpferd zum Leben. So wird die heilige Nacht für Theo unverhofft zum großen, wunderbaren Abenteuer. Die lebendigen Spielzeuge versprechen dem Jungen mit ihm genau das zu machen, was er möchte, denn so hätten sie es immer gehalten. Theo beginnt zu überlegen, doch spontan fällt ihm nichts ein. Da schlägt die Stunde der Spielzeuge: Endlich einmal können sich ihre Wünsche erfüllen. Das Schaukelpferd frisst sich satt an Äpfeln, aber auch an Tannennadeln, Elektrokabeln und Vorhangsäumen. Das Rotkehlchen lernt singen, das Engelchen macht Flugversuche und der Zinnsoldat findet eine Puppe zum Verlieben.

Und am Ende kommen dann doch Theos Eltern nach Hause, um mit ihrem Sohn Weihnachten zu feiern.

Kritik

Katherine Rundell hat mit Das Weihnachtswunder eine romantische Weihnachtsgeschichte vorgelegt, die deutlich in der Tradition von E.T.A. Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig steht – in die Gegenwart verlegt, mit einer Prise Kritik an der hektischen Konsumgesellschaft gewürzt und mit ebenso nostalgisch-romantischen Illustrationen von Emily Sutton untermalt. Gebrochen wird der nostalgische Charakter lediglich durch einige witzige Einfügungen, die deutlich auf den Humor von Kindern im Vor- und Grundschulalter abgestellt sind, etwa wenn Theo dem Rotkehlchen erläutert, Singen könne man genauso wenig erklären wie Pupsen.

Ebenso wie bei E.T.A. Hoffmann verwischen hier die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit und somit zwischen fantastischer und realistischer Ebene, denn es bleibt schlussendlich offen, ob Theo alles nur geträumt hat. Allerdings legt der Text dies nahe, denn am Ende verrät der klassisch-heterodiegetische Erzähler, dass die Sternschnuppe

gar keine gewesen war. Es gibt nämlich überhaupt keine rot und grün blinkenden Sternschnuppen. Stattdessen hatte Theo ein Flugzeug mit Kurs auf Belgien am Himmel gesehen. Aber selbst Flugzeuge auf dem Weg nach Belgien können Wunder vollbringen – mit etwas Glück und Liebe und einer großen Portion Weihnachtszauber. (S. 64)

Und dieser Weihnachtszauber wohnt der schönen Vorlesegeschichte auf jeden Fall inne, die ganz klassisch funktioniert: Das fantastische Traumabenteuer verhilft dem einsamen Protagonisten zu neuer Energie und neuem Lebensmut, und auch die Einsamkeit löst sich am Ende auf: "Seine Eltern waren gekommen. Sie hatten Sehnsucht nach ihm gehabt und sich gewünscht, bei ihrer Familie zu sein. Mit einem Schlag war Theo hellwach." (S. 57). Und dann ist Weihnachten perfekt!

Fazit

Eine nostalgische Hommage an Hoffmanns Nussknacker und ein schönes Weihnachtsmärchen, das sich vor allem zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren im Vor- und Grundschulalter eignet und zum Schmunzeln und Träumen einlädt.

Titel: Das Weihnachtswunder
Autor/-in:
  • Name: Rundell, Katherine
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: One Christmas wish
Übersetzung:
  • Name: Nele Thiemann
Illustrator/-in:
  • Name: Emily Sutton
Erscheinungsort: München
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: arsEdition
ISBN-13: 978-8458-2559-5
Seitenzahl: 64
Preis: 17,00 €
Altersempfehlung Redaktion: 5 Jahre
Rundell, Katherine: Das Weihnachtswunder