Aspekte der Komik finden sich seit jeher in vielen literarischen Gattungen und Medien. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich die ohnehin große Bandbreite an medialen Realisierungsformen des Komischen noch einmal erweitert. Um sich dem Komischen in Wissenschaft und Unterricht anzunähern, müssen jeweils sowohl das Objekt – was ist komisch und worüber lachen wir – als auch das Subjekt – wer reagiert wie auf das Komische – mitgedacht werden. Komik ist demnach ohne seine Wirkung nicht denkbar. Literatur- und Medienwissenschaft haben sich zuletzt intensiv mit den verschiedenen Konstruktions- und Wirkweisen des Komischen befasst, dabei besonders Facetten einer "Medienästhetik der Komik" (Kindt/Kaul 2021) in den Blick genommen und solche Wandlungsprozesse beschrieben, die die enge Verknüpfung von Komik mit anderen ästhetischen und gesellschaftlichen Reflexionsbereichen sichtbar machen. Denn worüber wir lachen können, ist eng mit den Wertehaltungen und Normvorstellungen der Rezipientinnen und Rezipienten verbunden. Komik weist somit stets ein zeitdiagnostisches Potential auf. Aufgrund der engen Bindung der Komik an literarische Texte und andere ästhetische Medien spielt sie für die Modellierung fachlicher Bildungsprozesse und den Deutschunterricht eine wichtige Rolle.

Die geplante Publikation möchte unter Berücksichtigung des aktuellen Komik-Diskurses am Beispiel von Gegenwartsliteratur, TV- und Streaming Serien, Filmen, grafisch basierter Erzählmedien, digitaler Games und weiterer Medien diskutieren, welche Chancen die Auseinandersetzung mit Komik für literarische Lern- und Bildungsprozesse im Deutschunterricht bieten können. Bevorzugt sollen dabei Texte und Medien aufgegriffen werden, die nach 2010 erschienen sind. Folgende Schwerpunktsetzungen sind denkbar, weiterführende Anregungen willkommen:

  • Wie ist die spezifisch ästhetische Dimension des Komischen in der Gegenwartsliteratur und anderen Medien zu fassen? Welche Bezugstheorien und Diskurse aus Literatur- und Medienwissenschaft, Fachdidaktik sowie anderen Disziplinen können im Kontext literatur- und mediendidaktischer Reflexionen herangezogen werden?
  • Wie wird das Komische jeweils sprachlich, literarisch, rhetorisch oder bildlich konstituiert? Wie hängen mediales Format, z.B. mit Blick auf TV-oder Streaming-Serien, Filme etc., mit den Wirkweisen des Komischen zusammen?
  • Wie lässt sich Komik in den jeweiligen Medien für literarästhetische Lern- und Bildungsprozesse fruchtbar machen? Wie beurteilt z.B. die Wirksamkeitsforschung den Einfluss des Komischen auf Aspekte der Leseförderung und -motivation?
  • Welche Wertungs- bzw. Kanonisierungsprozesse bestimmen die Thematisierung von Komik im Deutschunterricht? Welche Auswahlempfehlungen für „gute" Komik liegen vor und welche normativen bzw. gesellschaftlichen Implikationen sind solchen Kriterien eingeschrieben?
  • Wie lässt sich literarisches Lernen mit übergreifenden Debatten über Komik und Humor in der Gegenwartsgesellschaft verknüpfen (z.B. mit Blick auf Kontroversen um Künstler*innen oder konkrete Texte, Medienauftritte usw.)?

Erwünscht sind Beiträge zur Gegenwartsliteratur und zu anderen ästhetischen Medien, die das Komische im Sinne einer literatur- und medienwissenschaftlich fundierten Fachdidaktik in den Blick nehmen. Möglich sind sowohl Analysen zu einzelnen Texten, Serien oder anderen Medien mit didaktischer Kommentierung wie auch konkrete Anregungen für den Deutschunterricht.

Einreichung des Abstracts (ca. eine Seite) mit kurzen biografischen Hinweisen sind bitte bis zum 15. April 2021 an PD Dr. Nicola König  (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) und Prof. Dr. Jan Standke (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ) zu senden.

Die fertiggestellten Beiträge sollen bis zum 15. Oktober 2021 vorliegen.

[Quelle: Call for Papers]