Kinder- und Jugendliteratur (KJL), „gemeinhin verbannt auf eigens für sie ausgewiesene Bestsellerlisten, Unterabteilungen der Feuilletons, in von der Belletristik abgetrennte Bücherregale in den Buchhandlungen, überschreitet die künstlich gezogene Grenze zur Allgemeinliteratur und wiederholt in einer Vielzahl, was zwanzig Jahre zuvor nur einem gelungen war: Michael Ende." (Hoffmann 2018a). Dabei sorgte die Platzierung der Unendlichen Geschichte 1980 auf der Spiegel Bestsellerliste-Belletristik für einen Aufschrei unter den führenden Köpfen der Literaturkritik. Gleiches geschah erneut 2018, als Palutens Schmahamas-Verschwörung auf Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste-Belletristik zu finden war (vgl. Conrad 2021). Und während Harry Potter vor zwanzig Jahren die Grenze zwischen Allgemeinliteratur und KJL endgültig aufgeweicht zu haben schien, stellt heute der Ruf seiner Autorin die Kanonisierung des Bestsellers ernsthaft in Frage. Das Skandalpotenzial der KJL hat im 21. Jahrhundert kaum an Brisanz verloren, im Gegenteil.

Keine andere Literatur wird als so scheinbar eindeutig rezipiert und doch mehrdeutig interpretiert, kein anderes Feld erfährt im gesellschaftlichen Diskurs eine so beständige (Neu-)Bewertung, Auf- Ab- und Umwertung, wie die KJL. Diese Mechanismen werden vor allen dann sichtbar, wenn es um die Verhandlung ambivalenter gesellschaftlicher Themen, etwa im Rahmen der Repräsentation von Diversität in Text und Bild, geht. Die komplexen Verortungen der KJL zum literarischen wie zum pädagogischen Feld ergeben nicht nur im öffentlichen Diskurs, sondern auch hinsichtlich ihrer literaturwissenschaftlichen und literaturkritischen Bewertung eine Ambivalenz, deren theoretische und methodische Diskussion noch lange nicht abgeschlossen ist.

Das geplante Panel widmet sich dem Versuch, dieses Phänomen der Mehrdeutigkeiten, mit dem sich die KJL seit ihren Anfängen konfrontiert sieht, und das sich in beständigen Bewertungsambivalenzen ausdrückt, theoretisch und methodisch neu zu modellieren. Frau Prof.'in Dr. Emer O'Sullivan (Universität Lüneburg) konnte bereits als Keynote für dieses Panel gewonnen werden.

Mögliche Themenbereiche für weitere Vorträge sind:

  • literatursoziologische Perspektiven ( z.B. Literaturkritik und Mechanismen der (De)kanonisierung)
  • Gender und Intersektionalität
  • Vermittlung und Übersetzung
  • spezifische Gattungen ( z.B. Graphic Novel, Bilderbuch, jugendkulturelle Formate, populäre Medien)

Vorschläge (max. 300 Wörter) für Vorträge à 20 Minuten und ein kurzer wissenschaftlicher CV werden bis zum 15.07.2021 erbeten an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

[Quelle: Call for Papers]