Auch wenn eine Barbie nur etwas mehr als 200 Gramm wiegt, fällt die Plastikpuppe ins Gewicht. Der Körper der Puppe ist seit Jahrzehnten Angriffspunkt feministischer, antirassistischer und ableistischer Kritik und zeigt die Wirkungsmacht von Barbie in Bezug auf gesellschaftliche (körper-)politische Fragen. In Anlehnung an Judith Butlers Körper von Gewicht (1993) wollen wir in einem Workshop nach den Materialisierungen von Geschlecht in und durch Barbie fragen. Unser Vorschlag eines ›Queering‹ von Barbie knüpft an das diskursive Universum um den Film Barbie (Gerwig/Baumbach, 2023, USA/UK) an, das sich im Frühjahr 2023 zu entfalten beginnt. An der Schnittstelle von Wissenschaft und Populärkultur findet nach dem Filmstart eine kritische Auseinandersetzung mit dem Potenzial des Films statt, dem Patriarchat eine feministische Utopie entgegenzusetzen, sowohl inhaltlich, ästhetisch als auch auf der Ebene der Produktionsbedingungen. In unserem Workshop wollen wir mit etwas zeitlichem Abstand an diese kulturwissenschaftliche Problematisierung von Barbie anknüpfen und nachspüren, was von dem Phänomen geblieben ist, aber auch ausgehend vom Film kultur-, literatur- und medienhistorische Fluchtlinien ziehen, etwa zu Barbie-Produkten, zur künstlerischen Verarbeitung von Barbie sowie zu Vorgänger-Sujets und -Figuren in der Literatur und anderen Medien oder auch zu Nachahmungen, etwa durch Menschen, die dem unerreichbaren ›Ideal‹ Barbie mithilfe von Schönheitseingriffen (plastic surgery) nacheifern und sich selbst als Puppen vermarkten.
Mit dem Vorschlag, Barbie zu queeren, interessieren wir uns einerseits kritisch dafür, welche queeren Möglichkeiten der Phänomenbereich Barbie inhaltlich, ästhetisch oder medial verstellt oder ermöglicht – auch mit Blick auf Männlichkeitsbilder, die nicht nur in Gerwigs Interpretation von (»just«) Ken auf eine campy Ästhetik zurückgreifen. Andererseits möchten wir in unserem Workshop Formate anbieten, die es ermöglichen, kollaborativ und partizipativ queere Methoden zu entwickeln. So wollen wir popkulturelle Phänomene, die in einer heteronormativen Geschlechtermatrix gefangen und feministisch umkämpft scheinen, aus genderwissenschaftlicher und queertheoretischer Perspektive analytisch differenzierter betrachten, v. a. um nicht in der naheliegenden Repräsentationskritik zu verharren. In Weiterentwicklung und teilweise auch Abgrenzung zu post- und popfeministischen Positionen wollen wir Barbie kritisch-affirmativ differenzieren. Barbies mehr als 50 Schattierungen von Pink – »Differenzen, die über den Körper hinaus wuchern, Differenzierungen, die Neues hervorbringen können [...], [wie] neue ko-konstitutive Weisen geschlechtlicher medialer Existenz« – wollen wir im Anschluss an Nicole Kandioler und Julia Bee (2020: 12) auffächern. Unser Workshop soll von der klassischen Vortragspraxis abweichen und interaktiv und partizipativ durch Dialoge, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und gemeinsame Schreibpraxen versuchen, das Barbie-Universum in seinen vielen (pinken) Facetten zu betrachten.
Der Workshop findet vom 20.–21. Juni 2025 in Hamburg statt. Beitragsvorschläge in Form eines Abstracts von ca. 300 Wörtern mit einer ungefähren Zeitangabe für den Beitrag plus kurzer biografischer Notiz können bis zum 31.10.2024 per Mail eingereicht werden:
Insbesondere Nachwuchswissenschaftler*innen möchten wir ermutigen, sich für unseren Workshop zu bewerben. Im Sinne der guten Arbeit in der Wissenschaft ist es uns außerdem ein Anliegen, Personen mit Mittelbaustellen und i. d. R. befristeten Verträgen für ihre wissenschaftliche Tätigkeit zu entschädigen und zudem ihre Reisekosten zu übernehmen.
Organisation: Prof. Dr. Elisa Linseisen, Dr. Jara Schmidt, Dr. Franziska Thiel (alle Universität Hamburg)
Contact Information: Dr. Jara Schmidt,
[Quelle: H-net.org]