Im deutschdidaktischen Diskurs stehen Emotionen bisher vor allem im Rahmen des literarischen Lernens im Vordergrund und sind jedoch im Kontext von Sprachbildungsprozessen kaum erforscht (Schüler, 2019, 13). Dabei können Emotionen ebenso wie Emotionswissen in unterschiedlichen Kontexten des Deutschunterrichts eine Rolle spielen. Am Beispiel des Lesens zeigen z.B. Frickel/Zepter (2018) in ihrem integrativen Modell sprachlich-literarischen Lernens, dass der Zugang zu Emotionen beim Lesen vom tatsächlichen Emotionen erleben bei der Rezeption über die Reflexion der Gefühle und der Differenzierung von selbst- und objektbezogenen Gefühlen bis zum Erkennen, Benennen und Beschreiben von Strategien der Emotionslenkung gehen kann.
Emotionen erleben, über sie zu reflektieren und auch Emotionswissen zu erwerben, spielt darüber hinaus auch in jedem anderen Kompetenzbereich des Deutschunterrichts sowohl auf produktiver Ebene (z.B. über Emotionen mündlich berichten, Emotionen beim Text schreiben versprachlichen) als auch auf rezeptiver Ebene (z.B. Emotionen von Figuren in literarischen Texten verstehen) eine Rolle.
Es ist inzwischen erwiesen, dass sich Emotionswissen und sprachliche Fähigkeiten wechselseitig bedingen (vgl. bspw. Rose/Ebert/Weinert 2016 sowie von Salisch/Wübker 2021). Hier gilt es die Hintergründe dieses Wechselverhältnisses genauer zu beleuchten und Erklärungsansätze zu finden und zugleich zu fragen, wie das literarische Lernen mit hinein spielt.
Die Tagung hat zum Ziel, verschiedene Forschungsdisziplinen, die sich mit Emotionen und Emotionswissen in Verbindung mit sprachlichem und literarischem Lernen beschäftigen, zu vernetzen und aktuelle Forschungserkenntnisse dazu zusammenzubringen. Zugleich soll es um die Frage des Transfers gehen, wie es gelingen kann das emotionale Lernen stärker in den Deutschunterricht zu integrieren und wie Fortbildungen dazu funktionieren können.
Fragestellungen:
- Wie hängt sprachliches und emotionales Lernen zusammen?
- Wie lässt sich emotionales Lernen in den Deutschunterricht integrieren?
- Wie lässt sich sprachliches, literarisches und emotionales Lernen verbinden?
Wir bitten um Einreichungen von aussagekräftigen Abstracts zu einem Vortrag (20 Minuten) oder Poster (A0) im Umfang von ca. 300 Wörtern bis zum 4. Mai per Mail an
Literatur
- Rose, Elisabeth/Ebert, Susanne/Weinert, Sabine (2016). Zusammenspiel sprachlicher und sozialemotionaler Entwicklung vom vierten bis zum achten Lebensjahr. Eine längsschnittliche Untersuchung. Frühe Bildung 5(2), 66–72.
- Schüler L. (2019) Narrative Muster im Kontext von Wort und Bild: Eine empirische Studie zum schriftlichen Erzählen in der Grundschule. Stuttgart: J.B. Metzler. doi: 10.1007/978-3-476- 04917-9.
Voltmer, K. & von Salisch, M. (2017). Three meta-analyses of children’s emotion knowledge and their school success. Learning and Individual Differences, 59, 107–118. - von Salisch, M./Wübker, M. (2021). Sprache und Emotionswissen. In: von Salisch, M./Hormann, O./Cloos, P./Koch, K./Mähler, C. (Hrsg.). Fühlen Denken Sprechen. Alltagsintegrierte Sprachbildung in Kindertageseinrichtungen. Münster: Waxmann, 33–40.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
[Quelle: Pressemitteiung]