[27.10.2020]

Für den diesjährigen Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg hat die Jury Anne Gröger mit ihrem Kinderbuchmanuskript Hallo, ich bin der kleine Tod!, Sarah Jäger mit ihrem Jugendbuch Nach vorn, nach Süden und Lena Lackmann mit ihren Illustrationen zum Bilderbuchmanuskript Ich bin so müde! nominiert.

Die Erstlingswerke der Autorinnen wurden in diesem Jahr aus 342 Einsendungen, darunter 230 Manuskripte und 112 Bücher, gewählt. Gesichtet und beurteilt wurden diese von einer fünfköpfigen Jury, bestehend aus Prof. Dr. Tobias Kurwinkel (Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliteratur an der Universität Duisburg-Essen), Christine Paxmann (Herausgeberin des Magazins Eselsohr und Autorin), Birgit Müller-Bardorff (Redakteurin der Augsburger Allgemeinen), Mehrdad Zaeri (Illustrator) und Katharina Zedler (Schülerin der IGS Flötenteich).

Die Nominierten

Anne Gröger: Hallo, ich bin der kleine Tod!

"Hallo, ich bin der kleine Tod, aber du kannst auch Frida zu mir sagen!" Gerade noch stand eine kleine Gestalt im schwarzen Umhang und mit Sense vor Samuel. Doch nun ist da ein Mädchen und erklärt, er müsse ihr das Leben zeigen, denn das gehöre zu ihrer Ausbildung. Schließlich will sie mal der große Tod werden. Samuel will, dass Frida verschwindet! Tut sie aber nicht. Frida ist ganz wild darauf, alles kennenzulernen. Sie will raus, Samuel auf keinen Fall! Viele Jahre hat er wegen einer Autoimmunkrankheit im Krankenhaus verbracht. Und auch wenn es ihm nun besser geht, weiß er: Draußen ist es lebensgefährlich. Unfallrisiken aller Art lauern da und nicht zu vergessen: Kinder! Die größten Keimschleudern überhaupt. Perfekt, findet Frida. Denn was sie Samuel verschwiegen hat: Ihre große Prüfung wird sein, ihn zu holen…

Aus der Jurybegründung (von Christine Paxmann):

Wie Anne Gröger den beiden Außenseitern Leben einhaucht, ist bezaubernd und ernsthaft zugleich. Dass die kleine Todesbotin Tagebuch führt, ein gutes Stilmittel, um der Figur Tiefe zu geben. Bei aller Komik und Slapstick bleibt die ernste Message, das Leben zu leben, egal wie kurz es ist. Die kleine Frida als antiautoritärer, anarchischer Tod ist so köstlich wie gnadenlos. Sami, der nichts dem Zufall überlassen möchte, macht eine erstaunliche Wandlung durch. Wie der furiose alpine Showdown dann noch einmal einen Twist bringt, ist hohe Kinderbuchkunst. Und macht Anne Gröger zu einer vielversprechenden neuen Stimme der Kinderliteratur.

Vita: Anne Gröger, Jahrgang 1983, studierte Drehbuch an der Hamburg Media School und arbeitet seit 2010 als freie Drehbuchautorin. Hallo, ich bin der kleine Tod! (Arbeitstitel) entwickelte sie als Stipendiatin der Akademie für Kindermedien ursprünglich als Spielfilmprojekt, entschied sich jedoch neben dem Drehbuch auch einen Roman zu schreiben.


Lena Lackmann: Ich bin so müde!

Wie müde ist ein Kapitän, ein Drache oder sogar der Mond? Auf zwölf bunten Doppelseiten illustriert Lena Lackmann die Antworten auf diese Fragen. Auf jeder Seite gibt es viel zu entdecken und auf die sich wiederholende Frage: "Und du? Bist du schon müde?", kann das Kind nach jeder Seite neu entscheiden, ob es schon schlafen oder vielleicht doch lieber das Buch noch einmal lesen möchte? Das Bilderbuch Ich bin so müde! richtet sich an Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren. Es ist ein Buch zum "Gute-Nacht-Sagen", das gemeinsam vor dem Einschlafen gelesen werden kann.

Aus der Jurybegründung (von Mehrdad Zaeri):

Auf jeder Doppelseite von Ich bin so müde! wird man Zeuge eines wilden, großen, bunten Geschehens mit vielen Details, in denen kleine Geschichten verborgen sind. […] Lena Lackmann gelingt es, mit großer Leichtigkeit den Sprung zwischen extremen Kontrasten wie Groß und Klein, Hell und Dunkel oder Kalt- und Warmfarbig in ihren Illustrationen zu vollziehen. Sie schafft es, ihre Farben so einzusetzen, dass sie trotz der absoluten Buntheit die Betrachterin oder den Betrachter nicht überreizen.

Vita: Lena Lackmann ist 26 Jahre alt und wohnt in Nordrhein-Westfalen. Seit sie sich erinnern kann, malt sie gerne digital oder analog – aber am liebsten einfach so oft wie möglich! Sie hat eine dreijährige Ausbildung zur Theatermalerin in Gelsenkirchen abgeschlossen und im Anschluss daran Design in Münster studiert. Ihr Buch Ich bin so müde! hat sie in ihrem letzten Studiensemester als Bachelorprojekt geschrieben und illustriert und damit ihr Studium an der Münster School of Design mit dem Schwerpunkt Illustration beendet. Seitdem arbeitet sie als selbstständige Illustratorin und Eventzeichnerin.


Sarah Jäger: Nach vorn, nach Süden

Auf dem Hinterhof des Penny-Marktes bekommt man seinen Namen, ob man will oder nicht. Wenn man Glück hat, wird man mit einem "unser" geadelt, so wie unser Pavel. Oder man hat Pech. So wie Entenarsch. Sie hat ihren Namen von Jo, der seit Monaten verschwunden ist. Die Suche nach ihm entwickelt sich zu einem wilden Sommertrip durch brüllend heiße Julitage. Ohne Plan, ohne Klimaanlage, immer weiter nach Süden.

Aus der Jurybegründung (von Birgit Müller-Bardorff):

Nichts Großes passiert, dafür reihen sich Episode an Episode, Begegnung an Begegnung, Gespräch an Gespräch und fügen sich zu einem außergewöhnlichen Road-Trip mit einer leisen Liebesgeschichte zusammen. Großartig gelingt es der Autorin, die Balance zu halten zwischen Situationskomik und berührenden Momenten, zwischen flapsiger Schnoddrigkeit und poetischem Ton. Jedem ihrer Akteure gibt Sarah Jäger dabei eine eigene Stimme. Vor allem aber fasst sie das in Worte, was Jugend ausmacht: die Unbeschwertheit und Freiheit, alles zu denken und zu tun, die Last und die Zweifel, ob es auch das Richtige ist.

Vita: Sarah Jäger wurde 1979 in Paderborn geboren. Seit 20 Jahren lebt sie im Ruhrgebiet. Nach dem Abitur – und einigen Jahren in Call Centern – absolvierte sie 2004/05 eine Ausbildung zur Theaterpädagogin. Zehn Jahre lang arbeitete sie als freiberufliche Theaterpädagogin: Mit dem Jugendtheaterprojekt "Heimat-Planeten" war sie für den Kunstpreis im Rahmen von "Essens Beste" nominiert. Für das TWINS-Projekt "Schluchten voller Schnee" im Rahmen von RUHR.2010 war sie als Dramaturgin tätig sowie für das Theaterprojekt "Anne Frank Tagebuch", das die "amarena Innovationsförderung" erhielt. Seit August 2016 arbeitet sie als Buchhändlerin.

Zum Preis

Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis ist der einzige seiner Art in Deutschland. Als Förderpreis dient er dem Ansporn und der Ermutigung von Autorinnen und Autoren beziehungsweise Illustratorinnen und Illustratoren, ein Erstlingswerk vorzulegen. Zugleich soll innovativen Ideen eine Chance gegeben und ein Anreiz geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchpreis gibt es im Internet unter www.oldenburg.de (Stichwortsuche: Kinder- und Jugendbuchpreis).

[Quelle: Pressemitteilung]