Das Preisbuch

Der Tod seines geliebten Fisches wird für das erzählende Kind zum Auslöser für den schönsten Tag in seinem Leben. Mit diesem eröffnenden Satz gewannt Frauke Angel sofort die Aufmerksamkeit der Jury, die in diesem Jahr zum sechsten Mal den HUCKEPACK Bilderbuchpreis vergibt. Die konsequent aus der kindlichen Perspektive vermittelte Geschichte berichtet von einer kleinen Familie, in der anscheinend nicht alles ganz glatt verläuft. Die Mutter ist gegangen und hat nur eine Nachricht auf dem Tisch zurückgelassen: "Ich liebe dich, auch wenn du ein eiskalter Fisch bist". Das Kind malt den Brief ab, um etwas für die Beerdigung zu haben, und der Vater bricht beim Anblick des leeren Aquariums unvermittelt in Tränen aus. Ob er in diesem Moment um den Fisch, seine Ehe, sein Kind oder sich selbst weint, bleibt dabei offen. Viel wichtiger ist: Er nimmt sein Kind in den Arm und hält es ganz fest. Diese ungewohnte Situation ist so schön, dass das Kind ein wenig länger weint, um den Moment hinauszuzögern. Und als die Mutter zurückkehrt – "Mama kommt immer wieder" – bereiten sie gemeinsam die Bestattung des Fisches vor.

Aus der Jurybegründung

Hier werden gleich mehrere eigentlich schwere Themen aufgegriffen: Tod, Streit, emotionale Vernachlässigung. Trotzdem gelingt es Frauke Angel, ihre Leserinnen und Leser mit einem leisen Lächeln getröstet und gestärkt aus der Lektüre gehen zu lassen. Sie findet berührende und poetische Worte, die ihre Wirkung auch beim wiederholten Lesen nicht verlieren. In ihren zarten überwiegend blaugrauen Aquarellen stellt Elisabeth Kihßl das hier von allen so unterschiedlich verspürte Bedürfnis nach Nähe und Distanz dar, fängt den Moment der Innigkeit von Vater und Kind ein und nimmt der Geschichte durch ihren federleichten Strich alle Schwere.
Hier wird ein aus verschiedenen Gründen trauerndes Kind von seinen Eltern HUCKEPACK genommen – im unmittelbare Sinne, denn das Cover zeigt den Vater, wie er das Kind auf seinen Schultern trägt.

Zusatzmaterial zum Preisbuch

Schon zum zweiten Mal in Folge muss die Verleihung des HUCKEPACK Bilderbuchpreises, die üblicherweise im Rahmen eines fachpädagogischen Tages rund um die Bilderbücher der Bestenliste stattfindet, in diesem Jahr wegen Corona virtuell erfolgen. Der Verlag wird auf zu diesem Anlass für einen begrenzten Zeitraum ein von Cornelia Tillmanns eingelesenes und von Marcel Hallenslebens von SoundSquirrel Braunschweig gemastertes Bilderbuchkino einstellen (www.tyroliaverlag.at/huckepack). Auf der Homepage des HUCKEPACK Bilderbuchpreises werden außerdem von Dr. Elisabeth Hollerweger erstellte Materialien für den schulischen Einsatz zum kostenfreien Download bereitgestellt. Das Bremer Institut für Bilderbuchforschung hat darüber hinaus einen Podcast mit den Preisträgerinnen vorbereitet, der online aufgerufen werden kann (https://anchor.fm/bremerbibugespraeche)

Über den Preis

Der mit 1000,- € dotierte HUCKEPACK Bilderbuchpreis, der vom pädagogischen Verlag "das netz" aus Weimar finanziert wird, wurde zum ersten Mal 2016 in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar verliehen. Dort feierte das sozialpräventive Projekt "Vorlesen in Familien" zehnjähriges Jubiläum, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts und der Bibliothek sowie die Kooperationspartnerinnen und -partner aus dem Bremer Institut für Bilderbuchforschung wollten die jahrelange Unterstützung ihrer Arbeit durch die Bilderbuchverlage würdigen. Der Name HUCKEPACK steht dabei repräsentativ für die Arbeit, die ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser des Projekts schon seit vielen Jahren leisten: Sie nehmen mit Hilfe der Bücher die ihnen anvertrauten Kinder aus meist buchfernen Familien im übertragenen Sinne HUCKEPACK, geben ihnen Halt und Weitsicht.

[Quelle: Pressemitteilung]