Ermittelt hatten den Siegertitel – wie es seit 50 Jahren Tradition ist – eine aus elf jugendlichen und elf erwachsenen Lesern bestehende Laien-Jury. Ähnlich wie beim Eurovision Song Contest vergeben die Jurorinnen und Juroren Punkte. Wie knapp die Entscheidung in diesem Jahr ausgefallen war, konnten rund 40 geladene Gäste im Deck 2 der Malerschule am Buxtehuder Hafen verfolgen. Die Auswertung der Jurybewertungen wurde per Video eingespielt: In einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Favoriten der Jugendlichen, Falling Skye (Coppenrath) von der deutschen Autorin Lina Frisch, setzte sich der Favorit der Erwachsenen knapp durch. Das Buch – der bereits zum zweiten Mal nominierten Kerry Drewery – Der Papierkranich (Arctis Verlag) landete punktgleich auf Platz zwei. Eine Jury-Begründung gibt es traditionell nicht.

Darum geht es im Siegertitel: Josef ist elf Jahre alt als er 1939 mit seiner Familie aus Deutschland vor den Nazis fliehen muss. Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba und leidet Hunger – auch sie begibt sich auf eine gefährliche Reise in das verheißungsvolle Amerika. Und der zwölfjährige Mahmoud verlässt im Jahr 2015 seine zerstörte Heimatstadt Aleppo, um in Deutschland neu anzufangen. Alan Gratz verwebt geschickt und ungemein spannend die Geschichten und Schicksale dreier Kinder aus unterschiedlichen Zeiten. Er erzählt unsentimental und gerade dadurch ergreifend, so Ulrike Mensching. "Flucht, Heimatlosigkeit und die Suche nach dem eigenen Ich – das sind bereits seit ein paar Jahren immer wieder Themen nominierter Titel. Ein Thema aktueller denn je", sagt Ulrike Mensching.

Doch bevor es zur Auszählung gekommen war, hatte die Buxtehuderin Ruthild Jahnel zur Einstimmung und im Schnelldurchlauf alle acht nominierten Titel vorgestellt. Fünf Jugendliche haben die von Guido Jäger komponierte Bullen-Hymne gesungen. Der Buxtehuder Bassist über den Entstehungsprozess: 33 Sieger-Titel habe er zu einem Text verwoben. "Und dann habe ich die Musik kommen lassen. Es ging fast von selbst."

Auf eines können sich die Buxtehuder und alle Bullenfans freuen: Der 1972 in Knoxville, Tennessee geborene Gratz versprach: Ganz sicher werde er den Preis persönlich in Buxtehude abholen. Wann dies der Fall sein wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Eine Zusammenfassung vom Preisentscheid gibt es unter www.youtube.com/c/HansestadtBuxtehude.

Über den Preis

Der Buxtehuder Bulle ist einer der renommiertesten und traditionsreichsten deutschen Literaturpreise. Er wurde 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Ziel des Buxtehuder Bullen ist es, Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern. Durch die traditionell paritätische Zusammensetzung der Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bildet der Preis seit über 40 Jahren erfolgreich die Schnittstelle zwischen literarischer Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher sowie Themen, die Jugendliche und Literaturexperten gemeinsam bewegen. In seiner Zielsetzung und seinem Verfahren ist der Preis einzigartig im deutschsprachigen Raum.

[Quelle: Pressemitteilung]