Die Erstlingswerke der Autorinnen wurden in diesem Jahr aus 272 Einsendungen, darunter 187 Manuskripte und 85 bereits verlegte Bücher, gewählt. Gesichtet und beurteilt wurden diese von einer fünfköpfigen Jury, bestehend aus Prof. Dr. Tobias Kurwinkel (Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliteratur an der Universität Duisburg-Essen), Christine Paxmann (Herausgeberin des Magazins Eselsohr und Autorin), Birgit Müller-Bardorff (Redakteurin der Augsburger Allgemeinen), Markus Lefrançois (Illustrator) und Angelina Sawodowskie (Schülerin des Herbartgymnasiums).

Die Nominierten

Michaela Beck: Ein Himmel voller Eskimos

Martha ist nicht hysterisch. Martha ist auch nicht egoistisch! Sie ist Dreizehn! Und deshalb wird sie es nicht hinnehmen, dass sie schon wieder einen neuen Vater bekommt. Und dazu womöglich noch Brüder, Schwestern, Großeltern, und weiß der Geier, wer an dem Neuen ihrer Mutter noch alles so dranhängt. Als wäre ihre Familie nicht schon groß genug. Um diesen Wahnsinn endlich zu stoppen, begibt sich Martha auf die Suche nach ihrem Vater, den Polarforscher. Nur er könnte sie aus diesem Dilemma befreien, hofft Martha.

Aus der Jurybegründung (von Prof. Dr. Tobias Kurwinkel):

Michaela Beck ist ein eindrucksvolles Debut gelungen: Voll Sprachwitz, Ironie und Humor lässt sie Martha von ihrer Familie, von den kleinen und großen (Patchwork-)Problemen erzählen. Als Drehbuchautorin für Film und Fernsehen hat sie ihr Handwerk gelernt und weiß dies nicht nur in puncto Dramaturgie und Timing um- und einzusetzen: Besonders sind ihr die inneren Monologe ihrer Protagonistinnen und Protagonisten gelungen, die Dialoge der kleinen und großen Helden, bei denen sie stets den richtigen Ton trifft.

Vita: Michaela Beck ist in Berlin/Prenzlauer Berg aufgewachsen und hat nach dem Architekturdiplom in Weimar und der Wende noch "Szenisches Schreiben" an der Universität der Künste Berlin studiert. Seitdem hat sie als freie Autorin, Dramaturgin und Dozentin hauptsächlich im Drehbuchbereich gearbeitet. Sie hat des weiteren Theaterstücke, Radiofeatures, ein Hörspiel, einen Krimi und eine Internet-Serie über ein magersüchtiges Mädchen veröffentlicht.


Enikö Gömöri: Ich bin doch ein Löwe!

„Mal fliege ich los, wie ein Vogel.
Mal habe ich Hunger, wie ein Löwe.
Mal hänge ich ab, wie eine Fledermaus.
All das bin ich! Und wer bist du?"
Ein Buch zum Verwandeln und mitmachen.

Aus der Jurybegründung (von Markus Lefrançois):

Beeindruckend ist die hohe gestalterische Sicherheit der Illustratorin in der Reduktion der Darstellung von Mensch und Tier auf wenige Linien und klare Formen: schlicht, wo exakt ausreichend, und liebevoll detaillierter, wo vonnöten. Mit gutem Gespür für eine harmonische, aber zeitgeistig frische Farbwirkung stellt uns die Illustratorin ein im genau richtigen Maße süßes Mädchen und ihren Tagesablauf auf jeder linken Seite des Buchmanuskripts vor, gegenübergestellt mit je einem grafisch-geometrisch vereinfachten Tierportrait auf der rechten Seite.

Vita: 1973 in Ungarn geboren, kam Enikö Gömöri 1980 nach Deutschland. Zum Studium der Visuellen Kommunikation ging sie an die Universität der Künste Berlin und machte ihr Diplom bei Henning Wagenbreth. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Grafikerin und Illustratorin, viel für kulturelle Einrichtungen. Zwischenzeitlich lebte sie in Amsterdam und Johannesburg, um nun mit ihrer Familie wieder in Berlin zuhause zu sein. «Ich bin doch ein Löwe!» ist ihr erstes Kinderbuch. Sie zeichnet und stempelt gerne in Acryl.


Kerstin Gulden: Fair Play

Ein Wettbewerb, eine Schule und eine gewagte Idee: Was, wenn jede Umweltsünde auf den eigenen Social-Media-Accounts sichtbar wäre? Würde man sich zusammenreißen? Nur noch so viel verbrauchen an Energie, Essen, einfach allem, damit das Icon der App grün bleibt statt rot? Würde man fair spielen? Für drei Monate nach den Sommerferien heißt das erklärte Ziel: die Welt retten, wenigstens ein bisschen. Aber jede und jeder hat auch einen persönlichen Grund mitzumachen: Status, Geld, Rache, Liebe.

Aus der Jurybegründung (von Angelina Sawodowskie):

Fair Play ist ein origineller und äußerst spannender Jugendroman, der sich mit einem neuartigen Lösungsansatz der Klimakrise beschäftigt. Somit ist er nicht nur aktuell, sondern spiegelt wider, womit die Jugend heutzutage unter anderem ringen muss: der Umweltkrise und dem zunehmenden Einfluss von Social Media, der sich in Gruppenzwang und verdrehten Selbstwahrnehmungen äußert. Kerstin Gulden kreiert lebendige und selbstständige Figuren, alle mit eigenen, anderen Motivationen und unterschiedlichen Charakterentwicklungen. Die Protagonistinnen und Protagonisten durchleben Konflikte und Situationen, wie sie auf alle Jugendlichen zutreffen, wodurch sie ihnen näher kommen und realer wirken. Eine Geschichte über Vertrauen, Solidarität und Freundschaft, die ihre Zielgruppe erreicht.

Vita: Kerstin Gulden hat in Tübingen, München und London Literatur, Philosophie und Kommunikation studiert. Seitdem hat sie in London, München und Brüssel gearbeitet, unter anderem als Pressesprecherin und in der Kulturförderung. Mehrere Jahre war sie in der Jury des Literaturpreises der deutschen Wirtschaft.

Zum Preis

Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Der mit 8.000 Euro dotierte Preis ist der einzige seiner Art in Deutschland. Als Förderpreis dient er dem Ansporn und der Ermutigung von Autorinnen und Autoren beziehungsweise Illustratorinnen und Illustratoren, ein Erstlingswerk vorzulegen. Zugleich soll innovativen Ideen eine Chance gegeben und ein Anreiz geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchpreis gibt es im Internet unter www.oldenburg.de (Stichwortsuche: Kinder- und Jugendbuchpreis).

[Quelle: Pressemitteilung]