An einem lauen Frühlingsabend liegt Vorfreude in der Luft im Saal der Alten Mensa der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die dunkle Holzvertäfelung an den Wänden im ehemaligen Kasino bietet einen ansehnlichen Hintergrund für eine Preisverleihung.

Nach der Begrüßung durch Dr. Anke Vogel, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Buchwissenschaft der JGU, tritt Illustratorin und Autorin Nina Dulleck ans Mikrofon mit einem Appell an Vertreterinnen und Vertreter der Buchbranche sowie Leserinnen und Leser gleichermaßen, die Illustratorinnen und Illustratoren von Kinderbüchern nicht zu vergessen:

Kinderbücher vermitteln die Freude am zeichnerischen Ausdruck, die Freude an Sprache (die zum Selberlesen und -schreiben führt) und am Büchermachen schlecht hin. Ohne BildautorInnen würden wir alle heute nicht hier sitzen. Ohne ihren maßgeblichen Beitrag kein Kinderbuch, keine Literatur, kein Verlag, keine Universität, keine Bildung. In unserem Land gibt es bisher kaum einen Raum, ein Bewusstsein dafür, diesen Kindheitshelden offizielle Anerkennung und Wertschätzung für ihr Werk entgegenzubringen.

Laudator Gernot Körner über Helmut Spanner:

Ich habe Dein Werk als Vater von fünf Kindern, die alle deine Bücher hatten, als Leiter eines Kindergartens und Redakteurs schon einige Jahrzehnte gekannt und immer wieder dafür geworben, bevor wir uns vor einigen Jahren persönlich kennengelernt haben. Für mich war das selbstverständlich etwas ganz Besonderes. Schließlich habe ich immer wieder erlebt, wie Kinder sich stundenlang mit Deinen Büchern beschäftigen. Ich habe dann mit Dir ein Interview für die Literatur Garage geführt. Und da hat mich besonders ein Satz fasziniert: Mit Blick auf einen bekannten Künstler, der meinte, im Meer der Möglichkeiten zu ertrinken, erklärtest Du: "Ich bin in einer Pfütze tätig und um mich herum stehen Kinder". Das hat mich tief beeindruckt. Und letztlich ist das auch ein wesentlicher Grundstein für den Erfolg deines Werks. Da ist jemand, der seine Zielgruppe ernst nimmt und für sie seine Bilder schafft. Wer die feinen Antennen von Kindern kennt, weiß dass sie das intuitiv erkennen.

Gernot Körner ist Fachredakteur für Pädagogik und Verleger für pädagogische Bücher und Kinderbücher bei Körner Medien und Medienservice.

Über Helmut Spanner

Helmut Spanner ist mit den von ihm geschriebenen und illustrierten Bilderbüchern wegweisend für mehrere Generationen von Kindern. Spanners Werke, am bekanntesten wohl Klassiker wie Ich bin die kleine Katze oder Erste Bilder Erste Wörter, wurden in 15 Länder sowie in 12 Sprachen übersetzt und erleichtern Kindern durch die realistische Darstellung von Tieren und Gegenständen einen leichten Zugang zu Sprache und Geschichten.

2018 wurde Spanners Arbeit Rund ums Pappbilderbuch erstmalig bei Burckhardthaus veröffentlicht. Hierin analysiert der Künstler Form, Farbe, Aufbau, didaktische und pädagogische Qualität verschiedener bekannter Pappbilderbücher. Die Arbeit ist nicht nur eine spannende Analyse eines viel zu wenig beachteten Mediums, sie stellt auch den Schlüssel zu Helmut Spanners eigenem Werk dar. Die wichtigen Erkenntnisse zur Wahrnehmung des Kindes spiegeln sich in all seinen Pappbilderbüchern wider.

Der Preis

Der Goldene Pinsel ist eine von Autorin und Illustratorin Nina Dulleck – die als Illustratorin  unter anderem für Werke wie Die Haferhorde, Die Schule der magischen Tiere oder die Neuauflage von Das Sams bekannt ist – privat initiierte Auszeichnung für Illustratorinnen und Illustratoren, die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben und deren Werke nach Dulleck "maßgebliche, illustratorische Beiträge für das deutsche Kinderbuch geleistet haben." Im Jahr 2020 wurde der Preis, der mit einem Preisgeld dotiert und einer Preisskulptur übergeben wird, an die 96-jährige Illustratorin Felicitas Kuhn vergeben. Der Goldene Pinsel wird alle zwei Jahre verliehen.

Zugegen waren neben Studierenden der Buchwissenschaft auch Vertreterinnen des Ravensburger Verlags, in dem Spanners Werke über die Jahrzehnte hinweg erschienen. Als Geschenk überreichten die Verlagsmitarbeiterinnen nach den Reden auf Spanner einer Vertreterin der Stadt Mainz ein Paket bestehend aus drei Büchern von Helmut Spanner, die symbolisch für die gleichen drei Bücher stehen, die der Verlag jeder Kita in Mainz schenkt.

Begleitet wurde der Abend vom Kinderchor der Pestalozzi Schule in Mainz, die zum Abschluss der Veranstaltung ein Lied über den Frieden sangen, das einem Gänsehaut verschaffte.