In der Laudatio für Gwendoline Soublin lobt Luna Ali stellvertretend für die Jury das spannende Stück über die Potenziale des kindlichen Gerechtigkeitsempfindens. Mit einem mutigen Plot-Twist führt die Autorin vor Augen, das einzig politisches Handeln hilft, um nicht an der Welt zu verzweifeln. Das Stück für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit starken Kinderfiguren und einem abwesenden Helden reißt gekonnt mit und lässt das Publikum nicht hoffnungslos zurück.

Und alles (9+)
(Tout ça Tout ça)
von Gwendoline Soublin (Frankreich)
Deutsch von Corinna Popp
Felix Bloch Erben Verlag für Bühne Film und Funk, Berlin

Auf der Shortlist für den Deutschen Kindertheaterpreis standen ferner:

  • Hunderte Kinder in wildem Kampf (5+)
    (Hundrevis av barn i vill kamp)
    von Eirik Fauske (Norwegen)
    aus dem Norwegischen von Elke Ranzinger
    Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Eirik Fauskes Stück erzählt formal und sprachlich überzeugend über den kindlichen Umgang mit dem Tod und ist vor allem verspieltes Plädoyer dafür, sich die Welt spielend zu erobern. (Begründung der Jury)

  • Als die Welt rückwärts gehen lernte (6+)
    von Lena Gorelik (Deutschland)
    Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Mit normbrechender Fantasie und eigenwilligem Humor entsteht ein exzentrisches Universum des Gegenteils. Ein unterhaltsames und philosophisches Stück darüber, dass man sich und seine Haltung zur Welt erst finden muss. (Begründung der Jury)

Der Deutsche Jugendtheaterpreis 2022 ging an Carina Sophie Eberle für ihr Stück else (someone) (Verlag der Autoren, Frankfurt am Main).

In der Jury-Laudatio für Carina Sophie Eberle würdigt Thomas Stumpp für die Jury die zeitgemäße Form, die Carina Sophie Eberle in einer durchgearbeiteten und rhythmisch kompo¬nierten Sprache gefunden hat. So wird die auf Arthur Schnitzlers Novelle Fräulein Else basierende Geschichte zu einem Drama verdichtet, das die Ursache heutiger Traumata, die sich aus sexueller Belästigung ergeben, eindrucksvoll auf die Bühne bringt. Der Autorin gelinge es mit ihrem Stück, sprachlich ein eigenständiges Kunstwerk zu schaffen, das der einhundert Jahre alten me-too-Geschichte von Schnitzler einen völlig neuen Fokus gebe.

  • else (someone) (15+)
    von Carina Sophie Eberle (Deutschland)
    Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Auf der Shortlist für den Deutschen Jugendtheaterpreis 2022 standen ferner:

  • Mädchenschule (14+)
    (Liceo de niñas)
    von Nona Fernández (Chile)
    Deutsch von Friederike von Criegern
    Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Nona Fernández hat ein Stück geschrieben, das neuere chilenische Geschichte in Erinnerung ruft und Jugendlichen gleichzeitig auf spannende Weise die Gegenwart von Geschichte vermittelt. (Begründung der Jury)

  • Anorexia Feelgood Songs (14+)
    von Fayer Koch (Deutschland)
    Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Ein ungewöhnliches Stück für das Jugendtheater mit rhythmischer, lyrisch reflektierender Sprache und einem zweifelnden Gestus, das nicht unbedingt Mut machen will, sondern von der Verletzlichkeit jugendlicher Selbstbilder erzählt. (Begründung der Jury)

Eine Lobende Erwähnung der Jury erhielt

  • SUPA HELL (14+)
    von Sophie Blomen und Max Reiniger (Deutschland)
    Theaterstückverlag Korn-Wimmer, München

In atemberaubender Leichtigkeit erzählt das Stück von der nahenden oder bereits existierenden Apokalypse und vermischt virtuos Theater und virtuelle Welt, Humor und Tragik. (Begründung der Jury)

Sonderpreise für Studierende des Szenischen Schreibens 

Seit 2018 werden im Rahmen dieser beiden Auszeichnungen bis zu drei Sonderpreise für Studierende des Szenischen Schreibens verliehen.

Die Preise erhielten in diesem Jahr Anaïs Clerc (Universität der Künste Berlin / Schweizerisches Literaturinstitut) für ihr Stück LÜGENHAUT, Armela Madreiter (Lehrgang FORUM Text der UniT Graz) für ihr Stück südpol.windstill und Selma Matter (Universität der Künste Berlin ) für ihr Stück Grelle Tage.

Dagmar Domrös stellt in ihrer Laudatio im Namen der Jury fest, dass die Themen der ausgezeichneten Stücke – mentale Gesundheit, Klimawandel, Transidentität – vielfältig und zwingend seien und die Nachwuchsautorinnen und -autoren für ihre Stoffe sehr unterschiedliche und überzeugende Formen, Erzählweisen und Tonalitäten fänden. Alle drei Texte seien herausragende Beispiele dafür, wie zeitgenössisches Schreiben für junges Theater und junges Publikum aussehen könne.

Webauftritt des Kinder- und Jugendtheaters in der Bundesrepublik Deutschland

[Quelle: Pressemeldung]