[24.01.2020]

Die Schriftstellerin Gudrun Pausewang setzte mit Büchern wie Die letzten Kinder von Schewenborn oder Die Wolke neue Standards in der Kinder- und Jugendliteratur.

Gudrun Pausewang wurde 1928 in Mladkov (Wichstadtl) im heutigen Tschechien geboren, nach dem Krieg floh sie mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Nach dem Abitur studierte Pausewang Pädagogik und arbeitete als Lehrerin, unter anderem an deutschen Schulen in Südamerika. Nach mehreren Auslandsaufenthalten ließ sich Pausewang ab 1972 im osthessischen Schlitz nieder, wo sie mehr als 35 Jahre wohnte und wirkte. Im Alter war ihr Leben auf dem Heidberg nicht immer einfach, worüber sie in einer Rede zu ihrem 85. Geburtstag auf KinderundJugendmedien.de berichtete.

Bereits Ende der Fünfzigerjahre fing Pausewang an, Bücher zu schreiben, die sich zunächst an ein erwachsenes Publikum richteten. Ab Mitte der Siebzigerjahre wandte sie sich der Kinder- und Jugendliteratur zu: Das Märchen Hinterm Haus der Wassermann (1972) bildete dabei den Auftakt für ein außergewöhnliches Werk, das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde; für ihr Lebenswerk erhielt sie 2017 den Deutschen Jugendliteraturpreis

Zuletzt veröffentlichte sie mit So war es, als ich klein war 2016 ihre Kindheitserinnerungen. Nach eigenen Angaben schrieb Pausewang mehr als 100 Bücher, von denen knapp fünf Millionen Exemplare verkauft wurden. Vier Hauptthemen waren für sie prägend, wie sie einst sagte: "Krieg und Frieden", "die Armut in Südamerika", "Schutz der Umwelt" und "Nie mehr Nationalsozialismus".

Zu einem Bestseller entwickelte sich neben Die letzten Kinder von Schewenborn (1983) das Buch Die Wolke aus dem Jahr 1987, das sich mit dem Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 auseinandersetzt. Die dystopische Geschichte verkaufte sich millionenfach, wurde in 13 Sprachen übersetzt und entwickelte sich zum Klassiker, wozu der Deutsche Jugendliteraturpreis in der Kategorie Jugendroman 1988 beitrug. Die letzten Kinder von Schewenborn und Die Wolke sind seit mehr als 20 Jahren Schullektüre und haben dazu beigetragen, die Antiatomstimmung im Land zu verstärken.

In einem Interview sagte sie 2011: "Jahre nach dem Krieg begriff ich langsam, dass es nicht genügt, sich alle vier Jahre an der Wahlurne fragen zu lassen: Wie hätten Sie's denn politisch gerne?" Als Bürger eines demokratischen Systems sei man mitverantwortlich für die Politik seines Landes und damit auch für das Wohlergehen seiner Mitbürger. Sie wolle sich von ihren Enkeln nicht fragen lassen, warum sie nichts getan habe. Sie wolle ihnen sagen: "Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten habe ich versucht, etwas gegen die Gefahren unserer Zeit zu tun!"

Am 23.01.2020 verstarb Gudrun Pausewang im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg.

[Quelle: Mit Material von Jonas Leppin (Spiegel.de) und Karin Geil/Carsten Luther (Die Zeit)]