1929 wird er als Kind deutscher Auswanderer in den Vereinigten Staaten geboren, 1935 kehrt die Familie nach Deutschland, genauer nach Stuttgart zurück. Von Heimweh geplagt, träumt der junge Carle: "Ich stellte mir vor, eine Brücke zwischen Stuttgart und meiner amerikanischen Heimatstadt Syracuse zu bauen, meine geliebte Oma an die Hand zu nehmen und sie über diese Brücke nach Amerika zu führen." (ebd.)

Doch zunächst bleibt Carle in Deutschland, während sein Vater zum Wehrmachtsdienst eingezogen wird und schließlich in Kriegsgefangenschaft gerät, muss Carle selbst ebenfalls Wehrdienst leisten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges studiert er ab 1946 zunächst an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, bevor er 1952 in die USA zurückkehrt.

Er arbeitet als Grafiker für die New York Times und als Art Director für eine New Yorker Werbeagentur, bevor er schließlich 1969 mit der bis heute über 50 Millionen Mal verkauften Kleinen Raupe Nimmersatt seinen weltweiten Durchbruch als Kinderbuchautor und -illustrator erlangt. Vorher war bereits als Illustrator für Bill Martins Brauner Bär, Brauner Bär, wen siehst denn Du (1967) in Erscheinung getreten. Über 70 Bücher für Kinder folgen – häufig mit Insekten und anderen kleinen Wesen als Hauptfiguren:

Er [mein Vater] hob einen Stein an oder schälte die Rinde eines Baumes ab und zeigte mir die Lebewesen, die dort herumhuschten. (...) Ich denke, in meinen Büchern ehre ich meinen Vater, indem ich über kleine lebende Dinge schreibe. Und in gewisser Weise erlebe ich diese glücklichen Zeiten wieder. (Carle in DW 2021)

Gekennzeichnet sind seine Bücher zudem durch den "unverwechselbaren Carle-Stil" (Brockschmidt 2021): Collagen aus unterschiedlichsten Materialien.

Sein Verständnis des Bilderbuches als künstlerisches Medium spiegelt sich auch in der Gründung des Eric Carle Museum of Picture Book Art (2002) wider, dessen Mission es ist, die Liebe am Lesen und der Kunst durch Bilderbücher zu inspirieren (vgl. Webseite Eric Carle Museum of Picture Book Art).

Für sein Schaffen wurde Carle zweimal mit dem Bologna Ragazzi Award ausgezeichnet, 2003 erhielt er den Laura Ingalls Wilder Award. Im Jahre 2001 wurde er zudem mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt – nicht allein für dein künstlerisches Schaffen, sondern auch für seine Rolle als Vermittler zwischen den Kulturen: "Baut Brücken, schließt Freundschaften!" (Carle in Schneider 2021).

Eric Carle ist am 23.05.2021 im Alter von 91 Jahren verstorben.

[Quelle: Mit Material von Johannes Schneider (Zeit), Rolf Brockschmidt (Tagesspiegel), DWEric Carle Museum of Picture Book Art]