Entstanden ist das Extrablatt in Zusammenarbeit von Deutscher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, dem Exzellenzprojekt "HistorMythos – im Kontakt der Kulturen" (Lehrstuhl für die Didaktik der Alten Sprachen an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Prof. Janka) sowie dem ERC-Grant-Projekt "Our mythical childhood" (Fakultät für Artes Liberales der Universität Warschau, Prof. Marciniak). Die international besetze Jury fokussiert herausragende Texte der Antikenrezeption und will so insbesondere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, aber auch Literaturwissenschaftlerinnen und -wisssenschaftler, Bibliothekarinnen und Bibliothekare sowie Literaturfans im Allgemeinen für die Antike begeistern. Die Empfehlungsliste erscheint im Jubiläumsjahr "200 Jahre bayerischgriechische Freundschaft".

  • Luc Ferry: Die Ilias. Mythen der Antike
    Gestaltet von Clotilde Bruneau, Didier Poli, Pierre Taranzano, Stambecco & Fred Vignaux.
    Aus dem Französischen von Harald Sachse.
    Bielefeld: Splitter 2019.
    168 Seiten. 35,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-96219-417-8).

Luc Ferry (*1951), Philosophieprofessor und ehemaliger französischer Bildungsminister, hat sich neuerdings der Beförderung der Allgemeinbildung durch Popularisierung der antiken Mythologie verschrieben. Nach seinen Entwürfen hat ein herausragendes Team von Comicgestaltern das erste Epos Europas, die Ilias, ins Heute eines ansprechenden und anspruchsvollen Antikencomics übertragen. Sie wandeln damit auf den Spuren von Eric Shanowers Age of Bronze. The Trojan War (2003), stechen aber durch atmosphärisch dichte Farbgebung hervor. Die in drei Kapiteln verdichtete Comic-Handlung folgt dem homerischen Heldengedicht auf der Ebene der Menschen und Gottheiten, arbeitet aber auch mit Rückblicken (Paris-Urteil) und nachiliadischen Ergänzungen (hölzernes Pferd, Fall Trojas, Entkommen des Aeneas). Erotisches bleibt nicht ausgespart, wie besonders die Verführung des Zeus durch seine Gattin Hera veranschaulicht. Nach 144 Seiten Comic folgen fast 25 Seiten hochwertige Didaxe, die anhand literarischer, mythographischer, historischer und kunstgeschichtlicher Quellen die vielfältige Wirkungsmacht des Sagenkreises um Troia nachzeichnet.

  • Luc Ferry: Oedipus. Mythen der Antike
    Gestaltet von Clotilde Bruneau & Diego Oddi.
    Aus dem Französischen von Harald Sachse.
    Bielefeld: Splitter 2020.
    56 Seiten. 16,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-96219-419-2).

Der Mythos um eines der berühmtesten Findelkinder, welches als glücklicher Quiz-König schließlich zum tragischen König von Theben und Ehemann seiner Mutter wird und dessen Geschichte sich nicht nur der antike Dichter Sophokles, sondern auch der neuzeitliche Psychoanalytiker Sigmund Freud angenommen haben, findet in diesem Comic eine bildgewaltige Adaption. Die Strategie dieses Titels, realistische Figurendarstellung mit teilweise geschlechtsspezifischer Übertypisierung zu verbinden, weist ihn als Kind einer Zeit aus, die ihre Bildsprache auch an Serien wie Spartacus oder Game of Thrones gelernt hat. In Bezug auf die Gestaltung fiktiver Wesen – wie im Ödipus-Mythos die Sphinx – lässt sich als Motivlieferant zusätzlich der Film Avatar anführen. Das visuelle Gewand dieses Comics vermag es so, einen alten Mythos in zeitgemäßer Form wiederauferstehen zu lassen. Ein Appendix mit Informationen zu verschiedenen Deutungsansätzen des Ödipus-Mythos unter Verweis auf antike Quellen macht dabei die zeitlose Prägekraft deutlich, die dieser Mythos wie kaum ein anderer auf die westliche Kultur und Geistesgeschichte ausgeübt hat.

  • Luc Ferry: Daedalus & Ikarus. Mythen der Antike
    Gestaltet von Clotilde Bruneau & Giulia Pellegrini.
    Aus dem Französischen von Harald Sachse.
    Bielefeld: Splitter 2019.
    56 Seiten. 16,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-96219-416-1).

Der Traum vom Fliegen wird für den genialsten Erfinder der Antike in drastisch-eingänigen Bildern zum Alptraum: Der Comic lädt die Leserinnen und Leser dazu ein, die verschlungenen Pfade des alten Mythos zu erkunden und in die labyrinthische wie tragische Geschichte von Daedalus einzutauchen, der wider seinen Willen zum verblendeten Opfer seiner Eifersucht und Spielball des Königs von Kreta wird. Die Geschichte erwacht durch die wunderschönen, realistischen Cartoon-Zeichnungen wieder zum Leben und deckt die facettenreichen Ebenen des Mythos auf.

  • Yvan Pommaux: Ödipus. Das Findelkind
    Aus dem Französischen von Tobias Scheffel.
    Frankfurt am Main: Moritz 2021.
    48 Seiten. 18,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-8956-5395-7).
    Yvan Pommaux: Troja
    Aus dem Französischen von Erika und Karl A. Klewer.
    Frankfurt am Main: Moritz 2013.
    80 Seiten. 19,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-8956-5259-2).
    Yvan Pommaux: Odysseus. Listenreich und unbeirrt
    Aus dem Französischen von Erika und Karl A. Klewer.
    Frankfurt am Main: Moritz 2012.
    80 Seiten. 19,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-8956-5254-7).

Das Bilderbuch nimmt sich mutig und authentisch des grausamen Ödipus-Mythos an: Es ist ein gelungener Kniff des Verlags, dass der Großvater die Kinder in dem Bilderbuch auf die Sage vorbereitet. Eine solche rahmende Erzähl- und pädagogische Vermittlungsinstanz findet man bereits in Sagennacherzählungen für Kinder aus dem 19. Jahrhundert. Inhaltlich folgt der Plot weitgehend der Version von Sophokles. Gelungen ist, dass Ödipus als Baby an den Füßen gefesselt wird, das entspricht der Etymologie seines Namens, der so viel wie "Schwellfuß" bedeutet. Hier stellt sich Ödipus eine leicht erotisch aufgeladene Sphinx entgegen und es wird ein zeitgemäßer Blick auf den Mythos geworfen: Die Reflexion der Erzählinstanz, dass Ödipus das Opfer eines grausamen Spiels der Gottheiten sei, ist modern gedacht, da in der Antike das Schicksal bzw. die Gött:innen als Lenkerinnen und Lenker des Schicksals nicht derart kritisch hinterfragt wurden. Insgesamt ist eine lesenswerte und kindgerecht bebilderte neue Version des Mythos entstanden.
Auch die Teile der Reihe über die Zerstörung Trojas und die Irrfahrten des Odysseus bestechen durch eine klare, aber nicht zu explizite oder brutale Bildsprache. Bei diesen beiden wird der Vater der jungen Zuhörer als Erzähler eingesetzt, um den fiktiven Charakter der Epen nochmals zu betonen. Am Ende finden sich hilfreiche Karten und ein übersichtliches Namensregister.

  • Olivia Vieweg / Sophokles: Antigone
    Hamburg: Carlsen 2019.
    63 Seiten. 12,00 Euro. Ab 16 Jahren (ISBN 978-3-551-71352-0).

In dieser Graphic Novel wird der tragische Mythos um die Königstochter Antigone in Schwarz-Weiß-Optik nacherzählt und zugleich aktualisiert. Je näher die Sage an das blutige Ende mit den mehrfachen Toten heranrückt, desto mehr rot wird auch in der Adaption mit toternstem Charakter verwendet. Durch das Herstellen eines Bezugs zwischen Antigones Schicksal und der Me-Too-Debatte geht klar hervor, dass Antigones wortgewaltiger Widerspruch, der in der Vorlage von Sophokles nicht so stark ausgeprägt ist, auf eine Emanzipation der Figur der Antigone zu einer selbstbestimmten Frauenfigur hinweist. Damit nimmt auch Antigone ihr Schicksal selbst in die Hand, wozu auch der Verlauf des Plots besser passt, der den Leserinnen und Leser den traurigen Tod der Protagonistin und den ihres Verlobten Haemon sowie der Frau von Kreon nicht auf dem Silbertablett serviert. Die expressive mangahafte Ästhetik unterstreicht die Ereignisse auf gelungene Weise, indem die drastische Mimik der beteiligten Personen besonders ins Zentrum des Geschehens durch Nahaufnahmen rückt. Ein Text-Bild-Konnex, der unter die Haut geht!

  • Russell Punter (Text) & Fabiano Fiorin (Ill.): Die Abenteuer des Odysseus
    London: Usborne Graphic Novels 2019.
    104 Seiten. 12,95 Euro. Ab 10 Jahren (ISBN 978-1-78941-181-2).

Dieser gelungene, nach dem Epos von Homer nacherzählte Comic ist in einem farbenprächtigen und an der Ästhetik der Superhelden von DC und Marvel orientierten Stil gehalten. Die Höhepunkte der Odyssee – allen voran die Begegnungen mit übernatürlichen Ungeheuern – werden besonders fantastisch in Szene gesetzt. Jedoch werden weder die Kampfhandlungen überbetont noch werden die Körper der zweifellos trainierten Protagonisten hypersexualisiert gezeigt, wie man das von einschlägigen Heroencomics kennt. Die Gegenstände und Settings sind nach archäologischen Ausgrabungen gut recherchiert illustriert. So erinnern die Schiffe des Odysseus an antike Trieren und der Palast des Windgottes Aiolos bzgl. der Wandmalereien ikonografisch an den Palast der Delfine von Knossos. Am Ende findet sich ein informativer Teil über die Geschichte der Odyssee und deren Rezeption bis in die Gegenwart.

  • Anna Claybourne: Atlas der Meerjungfrauen. Wasserwesen aus aller Welt
    Mit Illustrationen von Miren Asiain Lora.
    Aus dem Englischen von Lisa Heilig.
    Berlin: Laurence King 2020.
    48 Seiten. 18,00 Euro. Ab 9 Jahren (ISBN 978-3-96244-115-9).

Gendermainstreaming (das zeigt die Verteilung auf liebevoll gestalteten Weltkarten, der Titel weniger) ist im Reich der Nixen und Wassermänner selbstverständlich: Zwischen ikonischen Bauten und charakteristischen Landschaften bestaunt man detailreiche Zeichnungen weltbekannter oder lokal berühmter, freundlicher oder gefährlicher Wasserwesen. Das Wissen über sie vertiefen kurze und lange Geschichten. Auch die Habitate der Meerjungfrauen und Fischmenschen lernt man kennen, man erfährt, wo die Chance am größten ist, auf sie zu treffen, und sogar die Verwechslungsgefahr mit Wassertieren ist Thema – eine wahre Fundgrube für kleine und große Geographinnen und Geographen, Biologinnen und Biologen, Märchen-, Mythen- und Sagenspezialistinnen und -spezialisten und alle, die es werden wollen!

  • Sandra Lawrence: Atlas der Fabelwesen. Sagen, Legenden, Mythen aus aller Welt
    Mit Illustrationen von Stuart Hill.
    Aus dem Englischen von Marianne Harms-Nicolai.
    München: Prestel 2018.
    64 Seiten. 24,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-7913-7350-8).
    Sandra Lawrence: Atlas der Heldinnen und Helden. Legendäre Figuren aus Märchen, Sagen und Mythen
    Mit Illustrationen von Stuart Hill.
    Aus dem Englischen von Ute Löwenberg.
    München: Prestel 2020.
    64 Seiten. 24,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-7913-7461-1).

Diese beiden sehr lesenswerten Coffetabletop-Sachbücher sind eine interessante Hybridform aus Abenteuerroman, Lexikon, Kartographie und Wimmelbuch. Die Rezipientinnen und Rezipienten lernen in Band 1 die verschiedensten Fabelwesen aus aller Welt kennen, unter denen natürlich die Wesen der griechischen Mythologie als Wiege der westlichen Kultur, wie Polyphem, Skylla oder die Sirenen eine große Rolle spielen. Band 2 fokussiert einige interessante griechische Heldinnen wie Penelope, die treue Ehefrau des Odysseus, oder die Amazonenkönigin Hippolyta und Helden wie Aeneas, den Ur-Gründer Roms, Iason, den Entdecker des Goldenen Vlieses, oder Bellerophontes, den Bezwinger der feuerspeienden Chimäre. Aufgrund der knappen Beschreibungen der Fabelwesen bzw. Heldinnen und Helden in Kombination mit den sich an der Vasenmalerei orientierten Figurenzeichnungen geben die Bände einen guten Überblick über das Bestiarium bzw. das Heldenarsenal der alten und zum Großteil untergegangenen Hochkulturen. Die Einbettung der mythologischen Reise in eine literarische Fiktion und Aufträge zur Entschlüsselung von mysteriösen Geheimschriften steigern den Spaßfaktor bei der Lektüre. Ein Namensregister am Ende ermöglicht auch die punktuelle Suche nach bestimmten Heroinnen und Heroen.

  • Good Wives and Warriors (Text & Ill.): Mythopedia. Die Welt der Fabelwesen und ihrer magischen Geschichten
    Aus dem Englischen von Sarah Pasquay.
    Berlin: Laurence King 2020.
    128 Seiten. 20,00 Euro. Ab 9 Jahren (ISBN 978-3-96244-153-1).

Egal, auf welchem Kontinent, irrelevant, in welchem Element, unabhängig von Kultur oder Epoche: Farbenfroh und voller Erzählfreude erwacht die fabelhafte Welt in magischen Erzählungen und fantastischen Bildern zum Leben. Kürzere Steckbriefe und punktgenaue Definitionen stehen neben ausführlichen und stilistisch gelungenen Geschichten, und in den künstlerisch hochwertigen Illustrationen gibt es viele Zusatzinfos zu entdecken: Bild nicht ohne Text – Text nicht ohne Bild. Was die Fantastic Beasts im Harry Potter-Universum sind, das sind die Wesen aus Mythopedia in der 'echten' Welt: Wer gerne staunt und Freude an Schönem hat, sollte dieses Buch haben. Schauen Sie sich es an!

  • Carole Saturno: Griechenland
    Mit Illustrationen von Emma Guiliani.
    Aus dem Französischen von Sarah Pasquay.
    Hildesheim: Gerstenberg 2020.
    32 Seiten. 29,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-8369-6078-6).

Sind Zeitreisen möglich? Mit diesem Bilderbuch – ja! Die Autorinnen laden die Leserinnen und Leser in das Athen des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein. Gerade dort ist ein wesentlicher Teil des kulturellen Erbes entstanden, aus dem wir noch heute schöpfen. Demokratie, Philosophie, Medizin, Mathematik, Sport, Theater, Mythologie, Alphabet und die homerischen Epen – das alles wird im Buch in verständlicher Sprache aufgeführt, zusammen mit einer Karte und einer Zeitlinie, die die Orientierung in der Weltgeschichte erleichtern. Und ein echtes Juwel: die Illustrationen. Sie zeichnen sich durch Klarheit in Ausführung, Anspielungen auf die antiken Artefakte und lebendige Farben aus. Dank der Pop-up-Technik ermuntern sie die Leserinnen und Leser, die antike Welt interaktiv zu entdecken. Man kann z.B. den Parthenon-Tempel mit seinem bunten Fries betreten und im Tempel die goldene Athena des Phidias bewundern. Atemberaubend!

  • Jan Bajtlik: Ariadnes Faden. Götter, Sagen, Labyrinthe
    Aus dem Polnischen von Thomas Weiler.
    Frankfurt am Main: Moritz 2019.
    80 Seiten. 24,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-8956-5380-3).

Dieses Sachbuch gibt eingebettet in kreative Wimmelbilder einen genialen Überblick über die Welt der antiken Gestalten und Settings. Insgesamt ist ein einzigartiges Kunstwerk entstanden, bei dessen Lektüre Leserinnen und Leser gern einmal den Faden der Ariadne verlieren, um auf Umwegen weitere Details der griechischen Mythologie und Kultur kennen zu lernen. Die Bilder sind farblich so harmonisch und detailverliebt durchkomponiert, dass man sich berauscht fühlt. Das Buch eignet sich für entdeckungsaffine Leserinnen und Leser, die gerne diese fabulöse und großformatige mythische Welt im Doppelseitenprinzip auf eigene Faust erkunden wollen.

  • Rick Riordan: Percy Jackson erzählt: Griechische Göttersagen
    Aus dem Englischen von Gabriele Haefs.
    Hamburg: Carlsen 2016.
    496 Seiten. 16,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55661-5).
    Rick Riordan: Percy Jackson erzählt: Griechische Heldensagen
    Aus dem Englischen von Gabriele Haefs.
    Hamburg: Carlsen 2016.
    640 Seiten. 18,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55671-4).

Percy Jackson erzählt als allwissender Erzähler die Götter- bzw. Heldensagen der Antike aus seiner Sicht in gewohnt flapsigem Tonfall und mit humorvoll-parodistischen Vergleichen mit Phänomenen der Gegenwart. So wird Hades als Stalker von Persephone bezeichnet, Orpheus' bekanntes Harfenspiel vor den unterirdischen Göttern als Solo oder der Sturz des Phaethon als verpatzte Fahrprüfung. Durch diese moderne Überblendung der Mythen in Kombination mit der einfachen, aber nicht simplen Sprache eröffnet diese Adaption den Zugang zur antiken Sagenwelt auch für Lese- oder Antikenmuffel.

  • Rick Riordan: Das verborgene Orakel. Die Abenteuer des Apollo 1
    Hamburg: Carlsen 2017.
    416 Seiten. 17,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55688-2).
    Rick Riordan: Die dunkle Prophezeiung. Die Abenteuer des Apollo 2
    Hamburg: Carlsen 2018.
    448 Seiten. 18,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55689-9).
    Rick Riordan: Das brennende Labyrinth. Die Abenteuer des Apollo 3
    Hamburg: Carlsen 2019.
    464 Seiten. 18,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-646-55690-5).
    Rick Riordan: Die Gruft des Tyrannen. Die Abenteuer des Apollo 4
    Hamburg: Carlsen 2020.
    528 Seiten. 19,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55691-2).
    Rick Riordan: Der Turm des Nero. Die Abenteuer des Apollo 5
    Hamburg: Carlsen 2021.
    448 Seiten. 19,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55692-9).
    Alle: Aus dem Amerikanischen von Gabriele Haefs.

Eine witzige und zugleich abenteuerreiche Reise durch die Welt der antiken Mythologie und der Epoche der römischen Kaiserzeit: Apollo wird, da er jungen Frauen nachstellt, von Jupiter aus dem Olymp verbannt und in einen Teenager namens Lester verwandelt, der sich seinen Ruhm erneut erkämpfen muss, da Python seine Orakelstätte erneut besetzt hat. Es stellen sich Apollo zudem viele römische Kaiser in den Weg, die von den Toten wiederauferstehen. Apollo entwickelt verschiedene Taktiken, um die perfiden Tyrannen wie Caligula oder Nero mithilfe seiner Freunde zu besiegen. Am Ende wartet als Gegner die chthonische Gottheit des Python auf ihn, der die Macht über Delphi nicht mehr hergeben will, um die Welt von dort aus für immer ins Chaos zu stürzen. Doch zum Glück unterstützt seine Gefährtin Meg Lester bei dieser Herkulesaufgabe. Nicht nur für Fans von Percy Jackson lesenswert.

  • Rick Riordan: Percy Jackson – Diebe im Olymp
    Mit Illustrationen von John Rocco.
    Aus dem Amerikanischen von Gabriele Haefs.
    (Percy Jackson 1, farbig illustrierte Schmuckausgabe)
    Hamburg: Carlsen 2019.
    248 Seiten. 28,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-55771-1).

Wer kennt den weltweiten Bestseller um den weltrettenden Halbgott Percy Jackson nicht, der einerseits an ADHS leidet, weil sein Körper in ständiger Alarmbereitschaft gegen mythologische Monster ist, und andererseits an Legasthenie, weil seine Augen an Altgriechisch gewöhnt sind? Dieser Prachtband erweitert den Plot um eine geniale zeichnerische Ebene in düsterer Buntstiftästhetik, welche der schwarzen Romantik entsprungen zu sein scheint. Sie fängt die von diversen Fabelwesen ausgehende bedrohliche Atmosphäre passend ein. So fliegt auf die Rezipientinnen und Rezipienten u.a. eine grässliche Furie zu, der stinkend-gefährliche Atem einer hünenhaften Chimäre strömt ihnen entgegen oder die funkelnden Augen der sich im Dunklen zwischen ihren Statuenopfern verbergenden Medusa strarren sie an. Darüber hinaus umrahmen auch diverse Illustrationen den Text und steigern so das multimediale Lesevergnügen, die kunsthistorisch einen Bogen von einer antikisierenden schwarzfigurigen Ästhetik bis zum modernen Comicstil spannen.

  • Rick Riordan: Percy Jackson – Die letzte Göttin. Der Comic
    Zeichnungen von Orpheus Collar und Antoine Dodé.
    Aus dem Englischen von Harriet Fricke.
    Adaption von Robert Venditti.
    Hamburg: Carlsen 2021.
    128 Seiten. 14,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-77565-8).

Der fünfte Band der Comicadaptionen fokussiert die letzte Schlacht um den Olymp. Wider Erwarten stehen hierbei jedoch nicht die zahlreichen Kämpfe der Götter gegen die Titanen im Mittelpunkt, sondern das Leid, das ein Krieg unter die Halbgötter und Olympier bringt. Neben dem Ur-Monster Typhon trifft der tapfere Halbgott Percy Jackson unter anderem auf Prometheus, Hestia und Kronos persönlich. Unterstützt wird er bei dem letzten Gefecht wieder von Athenetochter Annabeth, Satyr Grover und dem neuen Orakel Rachel. Die düsteren und teilweise dystopisch anmutenden Zeichnungen passen zur Endzeitstimmung in diesem finalen Band. Doch es gibt auch friedvolle Szenen in angenehmen Settings. Der mangahafte Zeichenstil ist abwechslungsreich und schöpft paneltechnisch aus den Vollen. So manche Darstellungen erinnern an die klassische Optik der Marvel- und D.C.-Comics.

  • Judith Vanistendael: Penelopes zwei Leben
    Übersetzt von Andrea Kluitmann.
    Berlin: Reprodukt 2021.
    176 Seiten. 20,00 Euro. Ab 16 Jahren (ISBN 978-3-95640-241-8).

Penelope, deren Name von der bekannten und viele Jahre auf ihren Ehemann wartenden, eher passiven Ehefrau des Odysseus übernommen ist, droht fast an ihren zwei Welten, die nahezu unvereinbar scheinen, zu zerbrechen. Als Chirurgin in einem Feldkrankenhaus von Aleppo ist sie jeden Tag mit dem Tod von Kindern und Erwachsenen konfrontiert. Sie leidet sehr darunter, dass sie ihrer pubertierenden Tochter Helena, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat, nicht bei ihren alltäglichen Problemen zur Seite stehen kann. Geschickt nutzt die Autorin den antiken Mythos, um patriarchale Rollenmodelle als Kontrastfolie kritisch zu hinterfragen und zu demonstrieren, dass in der Gegenwart auch Penelope selbst die Kraft hat, ihre eigene Odyssee zu durchlaufen. Aufgrund der Fokussierung von Adoleszenzproblemen von Tochter Helena ist die Graphic Novel auch für (ältere) Heranwachsende interessant.

  • Suzanne Collins: Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
    Aus dem Englischen von Peter Klöss und Sylke Hachmeister.
    Hamburg: Oetinger 2020.
    608 Seiten. 26,00 Euro. Ab 14 Jahren (ISBN 978-3-7891-2002-2).

Das Prequel der weltbekannten Serie um die aufopferungsvolle Heroine Katniss Everdeen und den aristokratisch-drakonischen Herrscher Coriolanus Snow, der offensichtlich nach einem römischen Optimaten benannt ist, legt ein besonderes Augenmerk auf die Inszenierung der Hungerspiele als eine Hybridform aus Gladiatorenspielen und Tierhatzen, da darin ein Amphitheater und im Vorfeld Tierkäfige und ein Zoo als Setting. In diesem müssen die Tribute, also die Kämpfer:innen in der Arena, hausen. Im Fokus steht die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen dem nach einem Krieg verarmten Studenten und Mentor Snow und dem raffinierten und erotisch angehauchten Tribut Lucy Gray Baird, die zum Gewinnen der Spiele ähnlich wie ihr Trainer sprichwörtlich über Leichen geht. Daneben spielt im Prequel besonders der philosophische Bezug eine Rolle. So finden immer wieder politische Diskussionen zwischen Snow und der obersten Spielemacherin Dr. Gaul über antike philosophische Ansätze statt, die bis zur Aufklärung (und sogar noch weiter) reichen.

  • Lauren Palphreyman: Gefährliches Schicksal. Everlasting Love 1
    Frankfurt am Main: Fischer 2019.
    431 Seiten. 13,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-7335-0543-1).
    Lauren Palphreyman: Valentines Rache. Everlasting Love 2
    Frankfurt am Main: Fischer 2019.
    351 Seiten. 13,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-7335-0545-5).
    Lauren Palphreyman: Ruf der Unterwelt. Everlasting Love 3
    Frankfurt am Main: Fischer 2020.
    384 Seiten. 13,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-7335-0547-9).
    Alle: Aus dem Amerikanischen von Anna Julia Strüh.

Die Highschool-Schülerin Lila Black ist laut der Dating Agentur "Everlasting Love" das perfekte Match für den nahezu unsterblichen und überaus anziehenden Liebesgott Cupid. Doch ihre sich anbahnende Verbindung ist Mutter Venus und ihren Gehilfen ein Dorn im Auge. In einer hochtechnologisierten Welt, in der sich zahlreiche Sagengestalten aus der griechischen und römischen Mythologie tummeln, beginnt nun im Rahmen des Auftaktbandes Gefährliches Schicksal (engl. Cupid's match) ein brutaler Wettkampf um den tödlichsten aller Pfeile, den Finis. Wer diesen in seinen Besitz bringt, wird das Schicksal aller Beteiligten entscheiden. In den Folgebänden Valentines Rache (engl. Valentine's Day) und Ruf der Unterwelt (engl. Psyche's Heart) macht Valentin, der abtrünnige Bruder Cupids, Lila das Leben schwer. Die Jugendliche muss eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Die Trilogie basiert auf den erfolgreichen Wattpad-Geschichten der amerikanischen Autorin Lauren Palphreyman. Mit diesem ausgewogenen Mix aus Spannung, 'romance plot' und dem Kampf auf Leben und Tod, der von mythologisch angehauchten weiblichen und männlichen Liebesagentinnen und -agenten geführt wird, hat Palphreyman online Millionen von Leserinnen und Leser in ihren Bann gezogen. Fans von Percy Jackson, Twilight und den Tributen von Panem werden hierbei auf ihre Kosten kommen, auch wenn die Handlung größtenteils vorhersehbar ist.

  • Claire McFall: Der Seelenfahrer. Ferryman 1
    Zürich: Arctis 2020.
    352 Seiten. 19,00 Euro. Ab 14 Jahren (ISBN 978-3-03880-035-4).
    Claire McFall: Die Grenzgänger. Ferryman 2
    Zürich: Arctis 2020.
    336 Seiten. 19,00 Euro. Ab 14 Jahren (ISBN 978-3-03880-036-1).
    Claire McFall: Die Verstoßenen. Ferryman 3
    Zürich: Arctis 2020.
    336 Seiten. 19,00 Euro. Ab 14 Jahren (ISBN 978-3-03880-037-8).
    Alle: Aus dem Englischen von Ilse Rothfuss.

Der Seelenfahrer ist der erste spannende Teil der Unterwelt-Trilogie Ferryman. Der im Titel genannte Fährmann ist eine Figur, die Charon, dem mythischen Fährmann der Toten, nachempfunden ist. Seine Aufgabe besteht in der Begleitung der Seelen in die Unterwelt nach ihrer Loslösung aus dem Körper. Das Setting der Trilogie basiert auch auf der schottischen Kultur und ist sowohl in der Stadt Glasgow als auch in der wilden und naturbelassenen Landschaft nordöstlich der Stadt situiert. Die 15-jährige Dylan wird auf der Reise von Glasgow nach Aberdeen im Rahmen eines Zugunglücks getötet. Ihr Fährmann Tristan muss sie durch das ländlich geprägte schottische Ödland begleiten und sie vor schrecklichen Kreaturen beschützen, die ihr in der Dunkelheit auflauern. Denn ihre Sympathie und aufkeimende, aber verbotene Liebe, die sich auf ihrer Reise anbahnt, bringt die Welt der Lebenden und die der Toten durcheinander. Eine konfliktbehaftete Liebesbeziehung nach dem Vorbild von Twilight in mythologischem Gewand nimmt ihren Lauf. Im dritten Band müssen sie einen teuflischen Tyrannen namens Inquisitor, der über das unwirtliche Niemandsland herrscht, überlisten, welcher das Liebespaar aufgrund eines Paktes mit ihm zu einer zutiefst unmoralischen Handlung zwingen möchte.

  • Kiera Cass: Siren
    Aus dem Amerikanischen von Anna Julia Strüh.
    Frankfurt am Main: Fischer 2016.
    361 Seiten. 12,99 Euro. Ab 13 Jahren (ISBN 978-3-733-50291-1).

Bei einem schrecklichen Seeunglück vor 80 Jahren waren Kahlens Eltern und ihr kleiner Bruder auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Nur das Teenager-Mädchen selbst überlebte, musste dafür aber einen grausamen Pakt mit drei Sirenen und dem personifizierten Meer eingehen, durch den sie fortan gezwungen ist, Menschen mit ihrer Stimme in den Tod zu stürzen – so, wie es die mythischen Wasserwesen seit Urzeiten tun. Als Kahlen eines Tages den liebevollen und eloquenten Studenten Akinli kennen lernt, ist sie gezwungen, sich stumm zu stellen und sich mit Gestik, Mimik und Zettel bzw. Stift mit ihrem Schwarm zu unterhalten, damit sie ihn nicht durch ihre hypnotische Stimme in Lebensgefahr bringt. Trotz dieses Handicaps verlieben sich beide ineinander. Doch als Akinli schwer erkrankt, steht eine gemeinsame Zukunft und auch Kahlens Leben selbst auf dem Spiel. Dem Ruf der See weiter folgend, eröffnet sich für Kahlen zwar eine Möglichkeit, ihrem Loveinterest zu helfen, doch dies würde zugleich ihren eigenen Tod bedeuten. Die Autorin erneuert den Sirenen-Mythos durch eine atmosphärisch dichte und metaphorisch poetische Sprache und reflektiert dabei das archaische Bild der Sirenen, das zwischen Dämonisierung und Sexualisierung changiert, aus emanzipatorischer Sicht kritisch.

  • Maz Evans: Die Götter sind los
    Hamburg: chicken house 2017.
    335 Seiten. 14,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-52090-6).
    Maz Evans: Götter allein zu Haus
    Hamburg: chicken house 2018.
    370 Seiten. 14,99 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-52101-9).
    Maz Evans: Götter an Bord
    Hamburg: chicken house 2019.
    370 Seiten. 15,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-52110-1).
    Maz Evans: Götter mit Schuss
    Hamburg: chicken house 2020.
    302 Seiten. 15,00 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-551-52119-4).
    Alle: Aus dem Englischen von Ilse Rothfuss.

Plötzlich gerät das Leben des Jungen Elliot in ein Chaos: Das Sternbild-Mädchen Virgo kracht buchstäblich in den Kuhstall seines Hofes. Nicht nur das, es tauchen griechische Götter auf, der Todesdämon Thanatos bedroht die Welt und Elliot soll diese retten. Dabei hat der Junge genug eigene Probleme: eine kranke Mutter, finanzielle und schulische Nöte. Und jetzt noch die griechischen Götter… In vier Bänden können die Leserinnen und Leser dem Jungen Elliot bis in die Unterwelt folgen. Geschickt kombiniert Evans dabei Spannung, (britischen) Humor und die griechische Sagenwelt u.a. nach Vorbild von Ovid und Homer miteinander und entführt so die Leserinnen und Leser in ein turbulentes Abenteuer. Die Autorin wagt es, die Götter mit drastischen Fehlern zu zeigen, lässt Hermes als Fashion-Victim auftreten, das nach seinem iGod-Smartphone süchtig ist, und einen Zeus, der mit seinem Bierbauch hadert. Gerade mit dieser Darstellung in Kombination mit dem Auftreten diverser Sternbilder aus dem Zodiak-Rat hebt sich die Serie, die mit dem vierten Band endet, aus der Flut an Mythenadaptionen heraus. Die parodistischen Bücher stecken voller frecher Dialoge mit kreativen Neologismen, göttlicher Abenteuer, kurzweiliger Lesefreude und humorvoll-aktualisierter Mythen bzw. Gesänge Homers, der sich darin als Regenbogenreporter in Hexametern bemerkbar macht.

Kallie George: Die Pferde des Himmels. Wings of Olympus 1
Aus dem Amerikanischen von Nadine Mannchen.
Bindlach: Loewe 2019.
220 Seiten. 12,95 Euro. Ab 11 Jahren (ISBN 978-3-7432-0163-7).
Maz Evans: Das Fohlen aus den Wolken. Wings of Olympus 2
Aus dem Amerikanischen von Eva Hierteis und Linda Sturm-Becker.
Bindlach: Loewe 2020.
220 Seiten. 12,95 Euro. Ab 11 Jahren (ISBN 978-3-7432-0164-4).

Die griechische Götterwelt als Schauplatz eines Pferdeabenteuerromans: In den Wings of Olympus-Romanen der kanadischen Kinderbuchautorin Kallie George erlebt die zwölfjährige Waise Hippolyta (Pippa) ebenso aufregende wie gefährliche Abenteuer auf dem Olymp. Und ganz nebenbei stellen sich die antiken Götter als in ihren Eitelkeiten und privaten Kleinkriegen sehr menschlich erscheinende Unsterbliche heraus.
Im ersten Band Die Pferde des Himmels wird Pippa auserwählt, für die Liebesgöttin Aphrodite beim alle 100 Jahre stattfindenden Rennen der geflügelten Pferde teilzunehmen. Dabei wird sie nicht nur ein Herz und eine Seele mit ihrem Pferd Zephyr, sondern muss sich in der von Intrigen zerfressenen Götterwelt behaupten, um bei ihrem geflügelten Freund bleiben zu dürfen. Im zweiten Band Das Fohlen aus den Wolken kehrt Pippa, die mittlerweile bei einer liebevollen Gastfamilie auf der griechischen Halbinsel lebt, zum Olymp zurück, um das auf der Erde gestrandete geflügelte Fohlen Tazo zurückzubringen. Doch in der Götterwelt herrscht reines Chaos, und nur Pippa und ihre Freunde können helfen.
Mit ihren Wings of Olympus-Romanen experimentiert Kallie George mit einem charmanten Genremix: Sie präsentiert erstaunlich gut recherchierte, in der griechischen Mythologie angesiedelte Abenteuergeschichten im Gewand von Pferdefreundschaftsgeschichten mit liebenswürdigen Vierbeinern und einer ebenso pfiffigen wie unabhängigen Heldin. Eine spannende Lektüre für alle Kinder und Jugendlichen, die sich für Pferdeabenteuer und Abenteuergeschichten im historisch-antiken Gewand begeistern können.

  • Christian Y. Schmidt: Der kleine Herr Tod
    Illustrationen von Ulrike Haseloff.
    Berlin: Rowohlt 2020.
    144 Seiten. 16,00 Euro. Ab 13 Jahren (ISBN 978-3-7371-0078-6).

Diese morbid-irrwitzige Fabel ist ein wahres Glanzstück der Antikenrezeption. Der kleine Herr Tod leidet an einem Burnout, weil er für unzählige Legebatterien zuständig ist und die täglich unwürdig krepierenden Tiere ins Jenseits begleiten muss. Höchste Zeit für Urlaub, denkt sich der Protagonist und wird prompt von dem Unterweltschef Hades an die Copacabana nach Rio de Janeiro zum Auskurieren geschickt. Dort lernt er den 13-jährigen Stephan "Bengel" kennen, der an Krebs leidet und aus einer Klinik entwischt ist. Nach der Gründung einer Death-Metal-Band zeigt Herr Tod seinem neuen Freund im Rahmen einer Katabasis über die Flüsse Lethe und Styx seinen düsteren Arbeitsplatz, dessen Eingang von Zerberus bewacht wird. Auf ihrer Reise stellen sie die dortige Hierarchie auf den Kopf und erobern die große Liebe des ungewöhnlichen Protagonisten zurück. Die schrill-bunten und sehr kunstvollen Illustrationen verleihen dem Roman einen lebensbejahenden Charakter.

  • Timo Parvela: Ella und die 12 Heldentaten
    Mit Bildern von Sabine Wilharm.
    Aus dem Finnischen von Anu und Nina Stohner.
    München: Hanser 2016.
    176 Seiten. 9,90 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-446-25085-7).
    München: dtv 2018.
    176 Seiten. 6,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-423-62683-5).

Im zwölften Band der bekannten Ella-Reihe müssen Ella, der hochbegabte Timo und Pekka, die Tochter der Schuldirektorin, dem introvertierten Mitschüler Mika helfen, mutiger zu werden, damit seine Mutter ihn zu einem geheimen Batman-Treffen gehen lässt. Aus diesem Grund stellen sie ein echtes Heldentraining nach dem Vorbild der zwölf Taten des Herkules auf die Beine. Natürlich halten diese allesamt Einzug in den Schulkontext: So wird ein zorniger Lehrer zum nemeischen Löwen, ein flinkes Lehrerkind zur kerynitischen Hirschkuh und eine dominante Präsidentin zur Amazonenkönigin Hippolyta. Im Zuge dieser humorvollen Profanierung der Herkulessagen lernen die Rezipientinnen und Rezipienten auf kinderleicht verständlicher Ebene, dass (antike) Mythen im übertragenen Sinne auch als bildhafte Abenteuergeschichten interpretiert werden können, die besonders spannende reale Geschehnisse ins Fantastische entrücken.

  • Andreas Schlüter: Die Schattenjäger. In Medusas Bann
    Mit Bildern von Monika Parciak.
    München: Tulipan 2016.
    127 Seiten. 10,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-86429-265-1).

In einem heruntergekommenen Friseursalon verschwinden immer wieder männliche Kunden. Klar, dass die Hobbydetektive Ricky und Olli der Sache auf den Grund gehen wollen. So lassen sie sich selbst einen Termin geben und Olli verlässt den Laden mit einer höchst gewöhnungsbedürftigen Frisur, die ihm Magdalena Emilia D. aus den USA, welche in Wirklichkeit die schlangenhaarige Medusa ist, verpasst hat. Nach der Entdeckung von einigen gruseligen Statuen hecken die beiden einen Plan nach dem Vorbild des Perseus aus, um diese mit einem Spiegel und einer kuriosen Verkleidung zu besiegen. Der Plot wird für Leseanfängerinnen und -anfänger in leichter Sprache und kurzen Sätzen mit vielen lebendigen Dialogen präsentiert, wodurch der Zugang zum Roman für Lesemuffel vereinfacht wird. Die detailliert-liebevollen Schwarz-weiß-Illustrationen fangen den düster-ironischen Grundton passend ein. Im Nachwort erfahren interessierte Leserinnen und Leser mehr über den Medusa-Mythos.

  • Anna Kindermann: Die zwölf Heldentaten des Herkules. Sagen für Kinder
    Mit Bildern von Timo Becker.
    Berlin: Kindermann 2021.
    40 Seiten. 18,00 Euro. Ab 6 Jahren.
    ISBN 978-3-934029-83-5

Der Herkules-Mythos als leichte Kost für jedermann serviert: Die Kindheit von Herkules wird in dieser comichaft bebilderten Adaption etwas idealisiert dargestellt. Diese Version, die auf Schwabs bekanntem Text basiert, spart oftmals verständlicherweise mit Blick auf die sehr jungen Adressat:innen Grausames aus. Sie mutet Kindern teilweise wenig zu, was bei einem ersten Zugang zum Herkules-Mythos auch durchaus verständlich ist. Hier bleibt unerwähnt, dass Zeus mit Alkmene seiner Frau Hera fremdgeht, dass Alkmene Zwillinge bekommt und dass der Stiefvater Amphitryon mithilfe von Schlangen testet, welcher der beiden Söhne göttlichen Ursprungs ist: Herkules oder Iphikles. Herkules tötet die Schlangen als seine erste große Heldentat. Die Vorgeschichte wird hier sehr verknappt und im Vergleich zur Standardversion stark verändert. Auch hat Herkules die zwölf Taten als Buße dafür abarbeiten müssen, dass er im Wahn − verhext durch die missgünstige "Stiefmutter" Hera – seine Familie umgebracht hat, was in eine Art Rivalität zwischen Eurystheus und Herkules abgeändert wird. Die zwölf Taten werden sodann nach dem Mythographen Diodor, einer wichtigen Quelle von Schwab, mit kleineren Spannungsbögen nacherzählt. Das Doppelseitenprinzip garantiert übersichtliche Episoden ggf. zum Vorlesen oder für ZweitLeserinnen und Leser. Die Zeichnungen im Mangastil finden sicherlich bei der jüngeren Leserschaft Anklang.

  • Frank Schwieger: Ich, Zeus und die Bande vom Olymp. Götter und Helden erzählen griechische Sagen
    München: dtv 2017.
    256 Seiten. 13,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-423-76175-8).
    Frank Schwieger: Ich, Caesar und die Bande vom Kapitol. Live aus dem alten Rom
    München: dtv 2018.
    208 Seiten. 12,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-423-76200-7).
    Frank Schwieger: Ich, Odysseus, und die Bande aus Troja. Live aus dem alten Griechenland
    München: dtv 2021.
    224 Seiten. 14,00 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-423-76356-1).
    Alle: Mit Illustrationen von Ramona Wultschner.

In dieser Reihe finden sich einerseits unterhaltsame Steckbriefe zu griechischen Göttern und Helden, andererseits zu römischen Feldherren und Kaisern. Daneben stehen auch antike Gegenstände wie das Trojanische Pferd oder griechische Schiffe im Fokus. Die Einzelmythen bzw. die historischen Ereignisse wie die politischen Beziehungen zu Ägypten werden nachvollziehbar aus der Ich-Perspektive der Figuren – in letzterem Fall der Königin Kleopatra – geschildert. Hierbei findet eine Psychologisierung nach dem Vorbild von Ovid statt. Die in schwarz-weiß gehaltenen comichaften Zeichnungen sprechen Kinder an und sind mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Aufgrund der episodenhaften Struktur können je nach Gusto beliebige Teile herausgegriffen werden, ohne dass der Zusammenhang verloren geht. Die stark mündlich geprägte Sprache und die eher einfachen Sätze erleichtern gerade auch leseschwachen Heranwachsenden den Zugang zum antiken Kulturgut.

  • Rosemary Sutcliff: Die Laternenträger
    Stuttgart: Freies Geistesleben 2020.
    Einmalige, limitierte bibliophile Ausgabe.
    310 Seiten. 33,00 Euro. Ab 11 Jahren (ISBN 978-3-7725-1412-8).

Sutcliff erzählt in ihrem Roman die spannende und faktenreiche Lebensgeschichte des Dekurio Aquila aus Rutupiae. Als die Römer von Britannien abgezogen werden, entschließt er sich, zu desertieren. Er wird sodann Sklave in Jütland und liest seinem Besitzer Teile der Odyssee vor. Nachdem er durch die Hilfe seiner geliebten Schwester Flavia und des Bruders Ninnias befreit worden ist, heiratet Aquila nach einigen Zufallsbegegnungen Ness, die Tochter des Prinzen Cradoc, und wird Vater des jungen Flavian, der ihn als Vorbild für ein selbstbestimmtes Leben nimmt.

  • Madeline Miller: Ich bin Circe
    Aus dem amerikanischen Englisch von Frauke Brodd.
    München: Eisele 2019.
    517 Seiten. 24,00 Euro. Ab 16 Jahren (ISBN 978-3-96161-068-6).
    Madeline Miller: Das Lied des Achill
    Aus dem amerikanischen Englisch von Michael Windgassen.
    München: Eisele 2020.
    416 Seiten. 16,99 Euro. Ab 16 Jahren (ISBN 978-3-96161-082-2).

Aus psychologischer Sichtweise nach Vorbild von Ovids Briefepos der Heroides verleiht Miller mythologischen Protagonistinnen und Protagonisten eigene Stimmen, um deren Handlungsmotivation zu erklären. Der Band über Circe zeigt aus emanzipatorisch-feministischer Sicht die vielseitigen Rollen der bislang zumeist negativ konnotierten Zauberin auf und lässt sie gekonnt als Tochter des Helios, Liebhaberin des Hermes bzw. Odysseus aus dem Schatten des gerade erwähnten Heros hervortreten.
Im Roman über Achilles wird dessen Kindheit und Erziehung zum großen Krieger vor Troja fokussiert. Dabei spielt auch das Erwachsenwerden seines späteren Kriegsgefährten und offensichtlichen Liebhabers Patroklos eine große Rolle bis hin zu dessen tragischem Schicksal. Die zahlreichen Dialoge gestalten das Sagengut lebendig und lassen die semigöttlichen Protagonistinnen und Protagonisten zutiefst menschlich und nahbar erscheinen. Aufgrund der Inszenierung von Adoleszenzproblemen mythologischer Figuren sind beide Titel gerade auch für (ältere) Jugendliche interessant.

  • Jean Menzies: Griechische Mythen und Sagen. Von tragischen Helden, streitlustigen Göttern und vielköpfigen Ungeheuern
    Mit Illustrationen von Katie Ponder.
    München: Dorling Kindersley 2020.
    160 Seiten. 19,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-8310-4040-7).

In diesem vielschichtigen Sachbuch über die Sagenwelt der alten Griechen stehen nach den Anfängen der Welt und der Kosmogonie die Götter des Olymps, menschliche Beziehungen zu und mit Göttern und Helden im Mittelpunkt. Daneben sind als ein besonderes Highlight auch knappe Ausführungen über die vielschichtige Medialität von Mythen vorhanden, welche neben Sagen in Erzählungen, Schrift und Kunst vor allem auch schwarz- und rotfigurige Vasen fokussieren. Im Kapitel "Mythen als Namensgeber" erfahren die Leserinnen und Leser, dass die verschiedensten Sagengestalten als Namensgeber für die Astronomie und die Biologie zur präzisen Bestimmung von Flora und Fauna dienen. Ein Stammbaum, ein Register und ein Glossar bieten besonders mythenaffinen Rezipientinnen und Rezipienten Raum für akribische Recherchen. Die zum Großteil am Kubismus orientierten, farbenprächtigen Zeichnungen und Schautafeln lassen die Betrachterinnen und Betrachter auf besondere Weise in die Welt der Sagen eintauchen.

  • Russell Punter: Bunt erzählte Klassiker. Griechische Sagen
    Illustriert von Matteo Pincelli.
    London: Usborne 2017/2020.
    352 Seiten. 14,95 Euro. Ab 5 Jahren (ISBN 978-1-7823-2568-0).

Dieses reich bebilderte Sagenkompendium umfasst die Mythen um das Trojanische Pferd und fokussiert u.a. die Abenteuer von Helden wie Theseus, Bellerophon, Herakles, Perseus und Odysseus. Das Vorlese- oder Erstlesebuch besticht durch sehr kurz gehaltene und verständliche Sätze, welche gleichwohl die Erzählungen nicht trivial erscheinen lassen. Gezielt eingestreute wörtliche Reden lockern das Geschehen auf. Die je nach Überkapitel unterschiedlich angelegten Illustrationen greifen die Handlungen in großformatiger und comichafter, aber dennoch kunstvoller Machart sinnfällig auf. Als Highlight wirken die aquarellierten Bilder zum Bellerophon-Mythos wie Kirchenfenster aus Glas. Dieser Titel sei nicht nur den kleinsten Entdecker:innen der griechischen Sagenwelt wärmstens ans Herz gelegt.

  • Elke Leger: Griechische Sagen für Kinder
    Illustriert von Anne Bernhardi.
    München: Anaconda 2020.
    128 Seiten. 7,95 Euro. Ab 8 Jahren (ISBN 978-3-7306-0904-0).

Im Vorwort schreibt Elke Leger den griechischen Mythen eine vorwissenschaftliche und aitiologische Funktion zu und erklärt so auf verständlichem Niveau das Phänomen der Sagenzyklen. Nach einer kurzen Erläuterung zu Homer und der mündlichen Tradition von Mythen finden sich lebendige Nacherzählungen von Heldensagen für ZweitLeserinnen und Leser. Diese sind durch kurze Dialoge angereichert. Mit ihrer Auswahl der Erzählungen orientiert sich die Autorin offensichtlich an Ovids Metamorphosen, da neben den bekannten Halbgöttern wie Theseus, Herkules und Odysseus auch die Mythen um das fromme alte Ehepaar Philemon und Baucis, um den selbstverliebten Narcissus, um den goldgierigen König Midas oder um den liebestollen Apollo und die flüchtige Daphne im Zentrum stehen. Die Aquarellzeichnungen und die Vignetten am Anfang eines jeden Kapitels verleihen dem Text einen anschaulichen Rahmen.

  • Waldtraut Lewin: Römische Sagen
    Bindlach: Loewe 2013/2018.
    272 Seiten. 5,95 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-7855-8990-8).
    Waldtraut Lewin: Griechische Sagen
    Bindlach: Loewe 2013/2018.
    331 Seiten. 5,95 Euro. Ab 12 Jahren (ISBN 978-3-7855-7660-1).

Im Band Römische Sagen gibt die Autorin einen zielführenden Überblick über das Kompendium an genuin römischen Sagen, der offensichtlich aus den Werken von Vergil und Livius schöpft. In metaphernreicher Sprache mit treffenden Vergleichen erzählt sie von den Irrfahrten des Aeneas, dessen Landung in Karthago, dessen Auseinandersetzung mit dem Rutulerfürsten Turnus und dessen Hochzeit mit der latinischen Königstochter Lavinia, um mit ihr Ur-Rom zu gründen. Sodann finden sich die Gründungsmythen zu Rom am Beispiel der Rivalität von Romulus und Remus, die umstrittene Königszeit der Tarquinier sowie die heroenhaften Exempla aus der römischen Frühgeschichte wie der aufopferungsvolle Horatius Cocles, der standhafte Mucius Scaevola, der seine Hand für sein Volk ins Feuer legt, oder die im Tiber schwimmende Kämpferin Cloelia. Dieses Werk eignet sich hervorragend für eine Einführung speziell in die römische Mythologie.
Ein entsprechender Band existiert auch zur Götter- und Heldenwelt der alten Griechen, in dem auch weniger bekannte mythologische Figuren wie Niobe, Aktaion und Psyche ihren Platz finden.

  • Irm Hermann-Roberg, Stefan Kaminski, Torben Kessler, Hanns Jörg Krumpholz, Claudia Mischke, Daniel Rothaug, Ernst-August Schepmann, Louis Friedemann Thiele (Sprecherinnen und Sprecher): Metamorphosen. Erzählt nach den Geschichten des Ovid
    Karlheinz Koinegg (Autor & Herausgeber).
    München: der Hörverlag 2016.
    4 CDs, ca. 234 Minuten. 14,99 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 9 Jahren (ISBN 978-3-8445-2139-9).

Die Mythen aus Ovids weltbekanntem Sagenkompendium werden in alltagsnaher Sprache, anschaulich und auf psychologisierende Weise nacherzählt: Der allwissende Erzähler gibt seine Perspektive immer wieder an die Innensicht der Figuren wie z.B. König Midas oder Prinzessin Andromeda ab, die dann andere Sprecherinnen und Sprecher akustisch sehr einfühlsam und gelungen umsetzen. So erfahren die Zuhörer:innen von den hinterlistigen Gedanken des Midas, von den Sorgen der Penelope und von der frevelhaften Selbstüberhöhung der Niobe. Renommierte Schauspieler:innen verleihen den Figuren eine nahbare und ungekünstelte Stimme. Die Episoden sind durch eine passende und authentisch wirkende Geräuschkulisse untermalt, sodass ein spannend-fabulöses Hörereignis für die ganze Familie garantiert ist: So wird beim Auftreten von Satyrn und Silenen das Meckern von Ziegen eingefangen oder das Quaken von Fröschen und plätscherndes Wasser veranschaulicht die Metamorphose der lykischen Bauern treffend. Um die Mythen noch mehr an kindliche Bedürfnisse anzupassen und zu aktualisieren, wird z.B. die Tötung des Minotaurus durch Theseus unterlassen. Es kommt zu einer anderen plausiblen Lösung des Problems. Insgesamt ist ein sehr gelungenes, in sich stimmiges Kunstwerk für die Ohren entstanden, das allen Freund:innen und (pädagogisch-didaktischen) Vermittlerinnen und Vermittler von Sagen wärmstens ans Herz gelegt sei.

  • Harry Kühn, Remo Schulze et al. (Sprecherinnen und Sprecher): Fred in Pergamon. Auf den Spuren der alten Griechen
    Birge Tetzner (Autorin).
    Berlin: Ultramar Media 2019.
    1 CD, 79 Minuten. 12,90 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 9 Jahren (ISBN 978-3-9815-9982-4).
    Andreas Fröhlich, Remo Schulze et al. (Sprecherinnen und Sprecher): Fred im alten Rom. Im Schatten des Kolosseums
    Birge Tetzner (Autorin).
    Berlin, Ultramar Media 2020.
    1 CD, 132 Minuten. 15,90 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 9 Jahren (ISBN 978-3-9819-2003-1).

Die beiden Hörspiele aus der Fred-Reihe bieten eine spannende Reise ins alte Rom und einen absoluten Hörgenuss. Sie vermitteln neben mythologischem Wissen über die Gründung Roms oder Götterkulte im alten Griechenland auch viele historische Informationen und begleiten diese mit einem ansprechenden Geräusch- und Sounddesign. Im erstgenannten Hörspiel stößt Fred auf einer Klassenfahrt in die Türkei auf eine bedeutende Skulptur aus dem alten Griechenland. Daraufhin muss er ein magisches Rätsel um die Zaubergöttin Hecate lösen, deren Fackel gefunden wurde.
Im zweitgenannten Titel reist Fred mit seinem Opa im Nachtzug nach Rom. Nach ihrer Ankunft werden beide von der befreundeten Archäologin Flavia empfangen, die ihnen die Katakomben des Kolosseums zeigt. Dabei erfährt die Zuhörerschaft nicht nur einiges über die Technik und den Ablauf von römischen Spielen wie Hetzjagden oder Gladiatorenkämpfe, sondern Fred kann sogar in einem nachgebauten Aufzug ins alte Rom fahren. Dort bewährt er sich nicht nur als Gehilfe eines Medicus, sondern findet sich auch bei einem Lanista in der Gladiatorenschule wieder. Entstanden sind zwei sehr spannende Reisen in die Antike, welche die Fantasie beflügeln. Die Booklets liefern gut recherchiertes Sachwissen für besonders Interessierte.

  • Peter Kaempfe und Friedhelm Ptok (Sprecher): Best of Sagen für Kinder. Die spannendsten Sagen aus aller Welt
    Dimiter Inkiow, Katharina Neuschaefer und Frank Schwieger (Autoren und Autorin).
    Dortmund: Igel Records 2020.
    1 CD, 69 Minuten. 7,00 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 7 Jahren (ISBN 978-3-7313-1253-6).

Auf amüsante Weise und mit passender musikalischer Rahmung werden den Rezipientinnen und Rezipienten klassische Sagen nahegebracht. Die sonore und aus diversen Lesungen bekannte Stimme von Peter Kaempfe verleiht der Auswahl an besonders interessanten Mythen ein angenehmes Timbre. Anhand der Sagen um das Schlitzohr Sisyphus wird anschaulich und durch entsprechende Würdigung der Vorgeschichte des Tricksters erläutert, was genau der noch heute gängige Begriff der Sisyphusarbeit bezeichnet und woher er ursprünglich kommt. Neben nordischem und angelsächsischem Sagengut steht zudem der Mythos um die unheilbringende Büchse der Pandora im Vordergrund. Eine kurzweilige Synopse an ausgewählten Sagen aus bedeutenden Mythologien.

  • Die großen Mythen. Die Ilias & die Odyssee
    Regie: Sylvain Bergère und François Busnel, Frankreich 2020.
    München: EuroVideo Medien 2021.
    4 DVD, ca. 520 Minuten. 27,99 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 12 Jahren (EAN 4009750-204061).

Eine reich bebilderte und mit schwarzfigurigen Zeichnungen kunstvoll illustrierte Nacherzählung zentraler griechisch-römischer Mythen setzt das bedeutende Sagengut visuell beeindruckend in Szene. Als besonderes Highlight sind weltbekannte Rezeptionsdokumente aus der bildenden Kunst animiert, um die Worte eines allwissenden Erzählers fantastisch fabulös vor Augen zu führen. Im Fokus stehen neben Halbgöttern und Heroen wie Odysseus, Paris und Achill auch die Götter und deren Eskapaden selbst. Die monumentale Ästhetik ist geeignet, (ältere) Heranwachsende mit dem mythischen Sagengut vertraut zu machen. Diverse Einzelepisoden sind auf einigen gängigen Videoplattformen auch gratis abrufbar.

  • Scooby! Voll verwedelt
    Regie: Tony Cervone, USA/Kanada 2020.
    München: Warner Bros. Entertainment 2020.
    1 DVD, ca 93 Minuten. 7,99 Eur (unverb. Preisempf.). Ab 6 Jahren (EAN 5051890-321633).

In diesem Prequel der bekannten Detektivserie treffen Scooby und seine Freunde auf den habgierigen Bösewicht Dick Destardly, der seinen Gefährten, den Hund Muttley, bei einer Reise in die Unterwelt verloren hat. Diesen möchte er nun wie Orpheus seine Eurydike wieder retten. Dazu hat er jedoch vor, das Tor zum Hades zu öffnen, welches sich unterhalb der beeindruckend rekonstruierten Akropolis in Athen befindet. Daraus soll dann der Höllenhund Zerberus treten, um eine Apokalypse einzuleiten, bei der Destardly die Macht übernimmt. Das Tor kann jedoch nur ein Nachfahre von Peritas, des Hundes von Alexander dem Großen, öffnen, den der Heros über den Tod hinaus geliebt hat und ihm zum Gedenken sogar eine Stadt errichtet hat. Da sich die Blutlinie von Scooby scheinbar im Mythologischen verankert, nimmt ein vielseitiges Abenteuer seinen Lauf. Die aufwändig gestalteten Animationen erwecken das Setting der Akropolis, den Hades samt seinem mehrköpfigen Wachhund Zerberus und den Mythos um den Tierfreund Alexander dem Großen für ein junges oder jung gebliebenes Publikum beeindruckend zum Leben. Der Film ist zudem als grandiose Hommage an die weltberühmten Cartoonproduzenten William Hanna und Joseph Barbera anzusehen, deren Figurenarsenal hier teilweise aufeinandertrifft.

  • Ben Westwood & Darcy Miles: Minecraft Monster. Anleitung für 13 coole Monster
    Aus dem Englischen von Josef Schau.
    München: arsEdition 2021.
    80 Seiten. 10,00 Euro. Ab 10 Jahren (ISBN 978-3-8458-3838-0).

Dieses Sachbuch verbindet die Welt der (griechischen) Mythologie mit der von dem Computerspiel Minecraft. Rezipientinnen und Rezipienten werden anhand des passenden Materials mit Blick auf Form und Farbe Schritt für Schritt durch zahlreiche detaillierte Abbildungen angeleitet, um sich im Kreativ-Modus den eigenen Unterweltswachhund Zerberus, einen hünenhaften Zyklopen oder auch einen bewaffneten Minotaurus zu erschaffen, um nur einige der sagenhaften Wesen zu nennen. Kurze Texte informieren gezielt und knapp über den Ursprung des jeweiligen Fabeltieres. Sodann werden auf einer Doppelseite noch knapp die Helden fokussiert, die die vorangegangenen Monster besiegt haben, sodass Sachwissen über das antike Sagengut mit Gaming-Freude verknüpft wird. Zum Schluss findet sich auch ein Glossar, in dem Begriffe wie "Mythos" oder "Styx" geklärt werden. Die digital-polygonen Ungetüme beweisen, dass antike Mythen oder auch mittelalterliche Heraldik keineswegs "Schnee von gestern" sind.

  • Mythology Quiz
    Gratis, In-App-Käufe möglich ab 0,99 Euro (unverb. Preisempf.)
    Sprachen: Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch.
    Niš/Serbien: Peaksel 2018. Ab 12 Jahren.
    Die App ist bei Google Play (ab Android 5.0) und im App Store (ab iOS 8.0) erhältlich.

Mithilfe dieser vielseitigen Quizapp, die 260 spannende Fragen enthält, kann man sein Wissen über antike Mythologien, wie die griechisch-römische, die nordische oder die schottische erweitern. Sie enthält die Frageformate Multiple-Choice, richtig oder falsch oder man muss den gesuchten Begriff anhand einer Vorauswahl an Buchstaben eintippen. Bei Unsicherheiten kann man sich Tipps geben lassen oder sogar Freundinnen und Freunde auf Social Media zu Rate ziehen. Bisweilen geben auch Bilder einen Hinweis. Sodann wird anhand eines kunsthistorisch ergiebigen weiteren Bildimpulses eine knappe Erläuterung zur jeweiligen Frage bereitgestellt. Die App ist auch gut für unterwegs geeignet, da sie jederzeit abgebrochen und ab der letzten beantworteten Frage wieder fortgesetzt werden kann. So hat man die Götter- und Heldenwelt der Antike stets griffbereit.

  • Assassin's Creed Odyssey
    Entwickler: Jonathan Dumont und Scott Phillips.
    Quebec/Kanada: Ubisoft 2018.
    Für PS4, Xbox One, PC. Ab 19,99 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 16 Jahren.
    Discovery Tour: Ancient Greece
    Entwickler: Jonathan Dumont und Scott Phillips.
    Quebec/Kanada: Ubisoft 2018.
    Für PS4, Xbox One, PC. Ab 19,99 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 16 Jahren.

Mit diesem ebenso bildgewaltigen wie zeitintensiven Computerspiel taucht man in das antike Griechenland im Jahr 431 v.Chr. ein und durchlebt wahlweise als Söldner Alexios oder als Söldnerin Kassandra die Zeit des Archidamischen Krieges. Die fiktiven Erlebnisse der Hauptperson werden in einer Rahmengeschichte als Inhalt eines in der Gegenwart neu entdeckten, von Herodot – dieser begleitet weite Teile der Reise – verfassten Buchs gewissermaßen 'historisiert'. Zu Beginn machen sich die Spielerinnen und Spieler in einer Art Telemachie ausgehend von Kephalenia, einer Nachbarinsel Ithakas, auf die Suche nach seinem vermeintlichen Vater – um sich diesem im Auftrag eines Geheimkults entgegenzustellen. Auf der weiteren Reise durch malerisch schöne Landschaften und historisch sorgfältig gestaltete Städte wie Athen, Olympia oder Korinth trifft der Spielcharakter nicht nur auf Personen der Geschichte (z.B. Perikles, Sokrates, Alkibiades…), sondern muss sich auch im Kampf gegen zahlreiche mythische Gestalten (z.B. Minotauros, Medusa, Kyklopen …) behaupten. In optionalen Erweiterungen ("DLCs") ist es möglich, mit den sogenannten "Lost Tales of Greece" tiefer in das vielschichtige Alltagsleben einzutauchen oder die Spielfigur durch das Elysion, die Unterwelt und Atlantis auf einem wahrhaft mythischen Abenteuer zu begleiten. Die mit archäologischen Kenntnissen bis ins kleinste Detail in sich stimmig gestalteten antiken Städte, wie Athen oder Sparta, oder Landschaften wie Arkadien können auch im Rahmen der vielfach prämierten "Discovery Tour" als Zusatztool erkundet werden. In diesem Kontext besteht auch die einzigartige Möglichkeit, mit prominenten Personen wie Leonidas, dem König von Sparta, oder Aspasia, der athenischen Philosophin, zu sprechen.

  • Immortals – Fenyx Rising
    Entwickler: Scott Phillips und Julien Galloudec.
    Quebec/Kanada: Ubisoft 2020.
    Für PS4, Xbox One, Nintendo Switch, PC. Ab 29,99 Euro (unverb. Preisempf.). Ab 12 Jahren.

Die Spielerinnen und Spieler schlüpfen in die Rolle des selbst zu gestaltenden Helden Fenyx und können neben der Hautfarbe auch das Geschlecht wählen und sogar während des Spiels wieder ändern. Die Protagonistinnen und Protagonisten, die sich angenehmerweise nicht durch Hypersexualisierung – wie das bei Action-Adventure-Games nicht selten der Fall ist – auszeichnen, gleiten wie ein Phoenix auf Schwingen durch die Luft, um das mythologisch motivierte Setting namens "Goldinsel" mit griechischen Göttern, Halbgöttern und Fabelwesen zu erkunden. Zeus und Prometheus führen als Herolde mit anspielungsreichem Humor durch das Narrativ. Ziel des Games ist es, das archaische Monster Typhon zu besiegen. Der Sturz der Olympier kann nur dadurch verhindert werden, dass letztere in verschiedenen Questen befreit werden. Dazu sind diverse, teils kniffelige, nicht selten auf Geschicklichkeit basierende Rätsel zu lösen oder Hybridwesen bzw. verzauberte Halbgötter zu überlisten. Das Spiel kann vor allem durch die liebevoll und auf Filmniveau gestalteten Zwischensequenzen punkten, in denen viel über das antike Sagengut wie Mythen aus Ovids Metamorphosen zu erfahren ist. Die begehbare Open World mit ihren über 25 km² ist fabelhaft durch antikisierende Bauwerke gestaltet und bietet einen umfangreichen Detailreichtum wie kunstvolle Embleme oder Mosaike, die es zu vervollständigen gilt. Durch die mangahafte Comic-Ästhetik, die an die Zelda– oder Final Fantasy-Reihe erinnert, spricht das Game auch jüngere Rezipientinnen und Rezipienten an, ohne dadurch zu kindisch zu wirken.

[Quelle: Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V]