Inhalt

Das Buch enthält ein klassisches Abecedarium: Zu jedem Buchstaben des Alphabetes werden zwei Schimpfwörter präsentiert.

Eine kurze Rahmengeschichte liefert den Anlass des Buches: zwei Kindergruppen streiten sich um die Vorherrschaft auf dem Spielplatz und beschließen, den Konflikt in einem Schimpfwörter-Wettkampf auszutragen. Anschließend folgen die Schimpfwörter und am Ende der Entschluss der Kinder, gemeinsam zu spielen. Im Vordergrund des Buches stehen dabei die Wörter und Illustrationen, die Rahmengeschichte bleibt marginal.

Kritik

Die Idee eines für sein Nachschlagewerk bekannten Verlages, ein etwas anderes Wörterverzeichnis zu präsentieren, ist naheliegend. Die Umsetzung der Idee ist dem ehrwürdigen Verlag angemessen. Obwohl im Untertitel mit "voll verboten" angekündigt, ist das Verzeichnis der Schimpfwörter nicht besonders schlimm. Das Werk selbst stellt auf der sechsten Seite die Regeln auf, nach denen geschimpft werden darf: "Es zählen nur richtig gute Schimpfwörter – nix total Gemeines."

Dieser Regel folgend sind die Schimpfwörter eher kreativ und lustig, wie zum Beispiel "Brüllbrötchen" und "Blödelknödel" für den Buchstaben B. Die Lust von Kindern jeden Alters an Fäkalwörtern wird auf harmlose Weise befriedigt mit "Nusskacker", "Pupselfe" oder "Pottwalpopel" (Innenabbildung 1, siehe unten; Copyright: Duden Verlag). Schlimmer wird es nicht, daher ist das Buch durchaus ohne Bedenken im schulischen Bereich anwendbar. Schimpfwörter, die bewusst verletzen oder herabwürdigen, fehlen selbstverständlich.

WellerEssers AlpakakackaZotteltrottel abb

Bei der Kreation der zusammengengesetzten Substantive dominierte das Assonanz-Prinzip. Oft sind die Wörter Alliterationen wie "Glubschgurke" oder "Gruselgrille" (Innenabbildung 2, siehe unten; Copyright: Duden Verlag). Dazu reimen sie sich wie "Knatternatter" oder weisen Vokalhäufungen auf wie in "Ohrenbohrer" und "Oktopuspups" – und wie die Beispiele zeigen, häufen sich oft mehrere Assonanzen in einem Wort.

WellerEssers AlpakakackaZotteltrottel abb2

Die Folge ist, dass die Wörter klingen, nachgesprochen werden wollen und zu Nachbildungen anregen. Im Unterricht kann nach der gemeinsamen Lektüre angeboten werden, als Schreibgruppe oder individuell ein Schimpf-Wörter-Abecedarium zu schreiben und zu illustrieren.

Der Regel "Einen Buchstaben auslassen gilt nicht!" folgend, geht es geordnet von A nach Z. Einzig beim Buchstaben x wurde geschummelt mit "verhexte Nixe" und "vermixte Hexe". Davon ausgenommen folgt die Präsentation streng dem Alphabet. Auf jeder Doppelseite werden zwei Schimpfwörter genannt und illustriert. Dazu gibt es jeweils einen Kommentar von Kindern aus der Rahmengeschichte und deutlich gezeichnet den jeweiligen Großbuchstaben.

Die Illustration ist für das Buch unverzichtbar, weil sie so sinnlose Wörter wie "Furztulpe" oder "Chinchillaschubser" anschaulich und verständlich macht. Auf der Seite für "Furztulpe" ist eine Tulpe mit Blüte, Blatt und Knolle zu sehen. Aus der Knolle dringt ein Windhauch in die Erde, daneben guckt ein Regenwurm entsetzt und Stinkschwaden steigen von der Tulpe auf. So wird klar, worum es bei dem Schimpfwort geht.

Die Illustrationen der Wörter sind im Comic-Stil gehalten mit klaren Linien, hellen Farben und übertriebenen Gesichtsausdrücken. Sie ergänzen die weit hergeholten Wortschöpfungen kreativ und humorvoll. Gefällig ist die Einbindung von fotografierten Texturen. Für die Steine unter dem "Flohpopo" wurden bspw. echte Steine abfotografiert und mit einer gezeichneten Umrandung versehen. An anderer Stelle bestehen die Felle der Tiere aus abfotografierten Teppichen oder Textilien. Für einige Buchstaben oder Hintergründe wurden pastos angestrichene Farbflächen oder farbige Strukturpapiere abfotografiert, was für Abwechslung und Dimensionalität sorgt.

Die Buchstaben des Alphabetes sind in abgestimmten Farben und unterschiedlichen Schriftarten präsentiert, so wie auch die Schimpfwörter an sich abwechselnd serifenlos, in Großdruck oder in kursiv gesetzt sind. Dabei sind die Initialen der Wörter farblich abgesetzt und in derselben Farbe wie der präsentierte Großbuchstabe gehalten. Dieser einfache Trick macht es leicht, mit Kindern darüber zu sprechen, mit welchem Anlaut ein Wort beginnt. Die Kinder können den Buchstaben mit dem Finger nachspuren. Auf die Weise sind das Alphabet und das Anlautprinzip nachvollziehbar.

Ebenfalls auf jeder Doppelseite schaut ein Kinder der Rahmengeschichte herein, das die Schimpfwörter in einer Sprechblase kommentiert: "Super, ihr kommt langsam in Fahrt!" oder "Fällt dir noch was Besseres ein?" Diese Kommentare hätte das Buch nicht gebraucht, sie stören aber nicht den Lesefluss.

Fazit

Das Buch ist ein gelungener Einstieg in das Alphabet. Es eignet sich dafür, Kindern die Reihung der Buchstaben und das Anlautprinzip spielerisch näher zu bringen. Es ist ein harmloser Spaß, der in Grundschule und Kita ergänzend eingesetzt werden kann. Als Schreibanregung für ein Abecedarium eignet er sich auch für die etwas älteren Kinder der dritten Klasse, danach entspricht es dem derber werdenden Humor der Kinder kaum noch. Ich empfehle das Buch von fünf bis neun Jahren.

Titel: Von Alpakakacka bis Zotteltrottel. Das voll verbotene Abc
Autor/-in:
  • Name: Weller-Essers, Andrea
Illustrator/-in:
  • Name: Mühlenberg, Eilika
Erscheinungsort: Berlin
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Duden Verlag
ISBN-13: 978-3-411-72122-1
Seitenzahl: 64
Preis: 10,00 €
Altersempfehlung Redaktion: Unter 2 Jahre
Weller-Essers, Andrea (Text) / Mühlenberg, Eilika (Illustration): Von Alpakakacka bis Zotteltrottel. Das voll verbotene Abc