Inhalt

An der Arche um acht ist an die biblische Geschichte von der Arche Noah angelehnt. Das Theaterstück handelt von drei kleinen Pinguinen, die eigentlich beste Freunde sind, aber häufig miteinander streiten. Schon zu Beginn des Theaterstückes ärgern sich die drei gegenseitig. Als der dritte Pinguin sich versehentlich auf einen Schmetterling setzt und dieser tot zu sein scheint, eskaliert die Lage. Seine beiden Freunde beschimpfen ihn als “Mörder“ und “Schmetterlingskiller“ (S. 16), so dass der dritte Pinguin wütend davonläuft. Kurz darauf erscheint eine Taube bei den Zurückgebliebenen, die dazu auffordert, zu Noahs Arche zu gehen. Gott lasse eine schreckliche Sintflut kommen, um Mensch und Tier zu bestrafen. Nur einem Tierpaar sei es gestattet, mit auf die rettende Arche zu kommen. Zwar leisten die Pinguine der Bitte der Taube folge, aber sie schmuggeln heimlich den dritten Pinguin mit auf das Schiff, denn sie wollen den Freund nicht im Stich lassen. Zunächst gelingt es, die Anwesenheit von drei Pinguinen auf Noahs Arche zu verheimlichen. Als der dritte Pinguin dann doch entdeckt wird, droht die Taube mit einer schlimmen Strafe. Da die Flut mittlerweile zurückgegangen ist, bleibt diese Drohung allerdings ohne Folgen. Die drei Freunde erfahren, dass Gott den Menschen und Tieren verziehen hat und sie niemals mehr bestrafen wird. Das Stück endet glücklich, auch weil sich am Ende die Taube und der erste Pinguin ineinander verlieben.

Kritik

Von seinem Publikum, aber auch von Theaterkritikerinnen und -kritikern wurde An der Arche um acht begeistert aufgenommen. Laut der Homepage des Autors wurde das Stück in über 400 Aufführungen weltweit gespielt und das Buch in 30 Sprachen übersetzt. Bereits 2006, im Jahr der Uraufführung, erhielt Ulrich Hub für An der Arche um acht den Deutschen Kindertheaterpreis und den niederländisch - deutschen Autor*innenpreis für Kinder- und Jugendtheater KAAS & KAPPES. Auch die Prosa-Adaption und das Hörspiel wurden ausgezeichnet, beispielsweise 2013 mit dem National Jewish Book Award in der Kategorie Children’s and Young Adults.

Ulrich Hub schrieb sein Erfolgsstück ursprünglich für das Badische Staatstheater Karlsruhe, welches den Dramatiker damit beauftragte, ein Theaterstück über Gott zu schreiben. An der Arche um acht greift dieses Thema insofern auf, als dass es die Geschichte der Arche Noah als Vorlage nimmt, um zahlreiche Fragen zu Gott und dem Glauben aufzuwerfen. Zudem werden Möglichkeiten präsentiert, nach welchen Normen und Werten Mensch und Tier ihr Leben gestalten können. Dabei ist das Kindertheaterstück zu keiner Zeit belehrend, sondern überlässt es den Rezipientinnen und Rezipienten, eigene Antworten zu finden. Das gelingt auch, weil Tiere die Hauptfiguren sind, die aber überaus menschlich erscheinen: Während sich die drei Pinguine wie Kinder verhalten, die ständig miteinander streiten und auch prügeln, wirkt die Taube erwachsen und tritt streng und mitunter überheblich auf. Die Tiere spiegeln somit Eigenschaften von Menschen wider, was oft zu Situationskomik führt.

Ein Beispiel für eine Parodie des menschlichen Wesens ist der Augenblick, in dem die Taube überraschend unter Deck erscheint. Der zweite Pinguin springt erschrocken in den Koffer, um sich zu verstecken. Schließlich sollte ja nur ein Paar und nicht drei Tiere Zugang zur Arche erhalten. Als die Taube eine Stimme aus dem Koffer hört und so einen dritten Pinguin vermutet, gibt der zweite, sich im Koffer versteckende Pinguin vor, Gott zu sein:

TAUBE          Wer hat das gesagt? […]
STIMME        Gott.
TAUBE          Wie bitte?
STIMME        Du hast richtig gehört.
TAUBE          Das glaube ich nicht. […]
                      Woher weißt du, dass ich eine weiße Taube bin?
STIMME       Na, hör mal. Ich habe dich schließlich selbst gemacht. Nachdem ich alle Tiere geschaffen hatte, sagte ich zu mir: Zum Schluss will ich ein Geschöpf machen, das alle anderen Wesen übertrifft. Ein Geschöpf, das mir ähnlich ist. Und dabei herausgekommen ist eine weiße Taube.
TAUBE zu den beiden anderen Pinguinen Ich glaube allmählich, in dieser Kiste ist wirklich Gott. (S. 42-44)

In dieser Szene wird die menschliche Eigenschaft der Eitelkeit humorvoll dargestellt. Denn die Taube unterliegt zunächst der List des Pinguins: Als die Stimme sagt, dass Tauben Gott ähnlich seien, glaubt sie, dass Gott zu ihr spricht. Doch als der sich als Gott ausgebende Pinguin übermütig wird und sich einen Käsekuchen wünscht, wird die Taube misstrauisch.

Auch die Gleichsetzung von einer normalen Schifffahrt mit der Sintflutgeschichte reizt zum Lachen. Beispielsweise weist die Taube auf folgende Reisebedingungen hin: "Das Ticket berechtigt nur zur Beförderung. Ein Anspruch auf einen Sitzplatz besteht nicht. Der Weiterverkauf von Tickets ist strengstens untersagt. Nach der Sintflut verlieren die Tickets ihre Gültigkeit." (S. 21).

Die folgende Szene parodiert das Verhalten von Urlaubern auf einer Kreuzfahrtreise:

TAUBE                      Sonst noch Fragen?
ERSTER                     Jede Menge.
ZWEITER                  Wie lange ist das Buffet geöffnet?
ERSTER                     Muss man sich zu den Mahlzeiten umziehen?
ZWEITER                  Wo kann man Liegestühle mieten?
ERSTER                     Gibt es einen Pool an Deck?
ERSTER                     Wird an Bord Gymnastik angeboten?
TAUBE schreit         Was glaubt ihr, wo ihr seid?! Das ist eine Rettungsaktion und keine Luxuskreuzfahrt! (S. 29)

Weder verhalten sich die Pinguine ihrer Art entsprechend noch erkennen sie die Bedrohlichkeit der Lage. Das erzeugt Komik, ermöglicht aber auch kritische Beobachtungen auf den Massentourismus und auf die Anspruchshaltung von Reisenden.

Trotz der vielen komischen Elemente werden auch ernsthafte Fragen nach der Gestalt Gottes und den richtigen Werten und Normen verhandelt. In Hubs Kinderstück wird die Frage, ob es einen Gott gibt und welche Gestalt er hat, ergebnisoffen diskutiert. Die folgende Aussage der Taube scheint aber als gesichert gelten zu können: "Gott ist kein Pinguin." (S. 47) Obwohl An der Arche um acht die biblische Vorlage nutzt, ist es kein christliches Stück. Selbst die Leugnung Gottes ist möglich, denn der dritte Pinguin will nicht an die Existenz Gottes glauben. (S. 16) Er hat das Bild eines strafenden Gottes verinnerlicht, den er lieber leugnet als sich den eigenen Sünden zu stellen. Im Handlungsverlauf wird immer wieder die Frage nach dem Wesen und der Existenz Gottes aufgeworfen, bis die Pinguine am Schluss mit Noah über Gott sprechen:

ALTER MANN         Gott ist kein Mann!
ZWEITER                 Eine Frau –
ALTER MANN         Nein!!
DRITTER                  Ist er dann eher so eine Art – Ding?
ERSTER mit hoher Stimme Wie ein Toaster?
ALTER MANN:        Nein. Ihr könnt euch Gott vorstellen, wie ihr wollt. Aber er ist überall. In jedem Mensch[SIC!], in jedem Tier, in jeder Pflanze – (S. 56)

Eine solche, an den Pantheismus angelehnte Gottesauffassung erweist sich als versöhnlich, so dass auch der dritte Pinguin dieser Gottesauffassung nicht widerspricht. Der strafende Gott wird revidiert.

Das Theaterstück endet glücklich:

Alle drei Pinguine laufen den Schmetterlingen nach. Die Taube bleibt allein zurück. Der erste Pinguin kommt zurück, weckt vorsichtig die Taube, sie schlägt die Augen auf und gibt dem Pinguin einen langen Kuss. Plötzlich halten sie inne und starren beide verlegen in den Zuschauerraum. Die Taube schließt rasch den Vorhang. (S. 60)

Dass hier zwei Tiere unterschiedlicher Art zueinander finden, unterstützt nicht nur den komödiantischen Charakter, sondern verweist auch auf den Wert, dass Liebe auch jenseits geltender Normen existiert. So wird der Blick auf die Vielfalt der Liebe geweitet.

 

1663077714 an der arche um acht foto christina iberl 12Abb. 2: Staatstheater Meiningen An der Arche um acht mit Leonie Hassfeld, Emil Schwarz, Alina Gitt, Maria A. Albu

Fazit

In der Laudatio anlässlich der Verleihung des Deutschen Kindertheaterpreises 2006 wird An der Arche um acht als "Glücksfall" bezeichnet.

Ulrich Hub erzählt seine Geschichte in wunderbaren Szenen mit pointierten Konflikten. […] Aber das Stück hat, wie alle wirklichen Komödien, einen ernsten Kern: AN DER ARCHE UM ACHT verhandelt die Frage des Glaubens an Gott, einer Frage die nicht nur für Kinder immer wieder virulent ist. Dem Autor helfen bei der Suche nach Gott seine Figuren – die Pinguine. Mit ihrer Naivität – vielleicht der von Kindern vergleichbar – gehen sie an die Fragen des Glaubens heran und finden dadurch immer wieder einfache und überzeugende Antworten. (Zitiert nach https://www.verlagderautoren.de/literatur-agentur/autorinnen/detail/autor/ulrich-hub.html)

Dabei kann auch jeder etwas über sich selbst lernen. Das Stück richtet sich an Kinder ab 6 Jahren.


Einen ausführlichere Analyse von An der Arche um Acht findet sich im Fachlexikon.

Literatur

Hub, Ulrich: An der Arche um acht. In: Ulrich Hub: An der Arche um acht. Nathans Kinder. Zwei Theaterstücke für Kinder. 2. Auflage. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren, 2012, S. 7-60.

Abbildungen

Abb. 1 Ulrich Hub. Foto: privat

Abb. 2 Staatstheater Meiningen An der Arche um acht, Foto: Christina Iberl

Titel: An der Arche um acht
Autor/-in:
  • Name: Ulrich Hub
Uraufführung: 06.04.2006
Erscheinungsort: Frankfurt am Main
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Verlag der Autoren
Altersempfehlung Redaktion: 6 Jahre
Leonie Hassfeld, Emil Schwarz, Alina Gitt, Maria A. Albu	 Staatstheater Meiningen; @ Christina Iberl