Obwohl sich die Leipziger Buchmesse überaus zeitgemäß gibt, indem sie schon im Vorfeld die relevanten digitalen Kanäle ordentlich bespielt (bspw. Gewinnspiele und andere interaktive Angebote auf TikTok und Insta), positioniert sie sich deutlich als endlich wieder in Vollpräsenz stattfindende und auf den leibhaftigen Austausch bauende.

Diesen Eindruck vermitteln beispielhaft neu geschaffene Formate wie etwa die #buchbar (ver-hashtagged natürlich), die Autor*innen wie Leser*innen zum netzwerken an den runden Tisch lädt und frei bzw. moderiert Gelegenheiten bietet, „sich über den Bücherrand hinaus auszutauschen“, wie es auf der offiziellen Unterseite zur #buchbar der Leipziger Buchmesse heißt.

Das ist nach langer digitaler Durststrecke in pandemischen Zeiten durchaus verständlich, wirkt allerdings in der Breite der Appelle für analoge Erlebnisse auch ein wenig dick aufgetragen, wenn etwa die Buchhandelstour im Vorfeld der Messe unter dem Slogan „Your Place To Read. Deine Buchhandlung. Dein Ort.“ keinen Hehl daraus macht, dass der stationäre Buchhandel der Stärkung bedürftig ist.

In zwölf Städten (Deutschland, Österreich, Schweiz) wird gelesen und diskutiert (der Auftakt fand am 9. März statt), die Themen sind breit gefächert, verbindendes Element der Buchmesse on Tour ist Diversität in allen Ausgestaltungen („divers, facettenreich, offen“). Wie in vielen Bereichen der Messe verbinden sich Online- (begleitende Social-Media-Kampagne) und Offline-Angebote (eigener Messestand dazu).

Als besonderes Schmankerl für KJL-Interessierte darf der Termin am 3. April 2023 gelten, denn dann wird in der Zürcher Buchhandlung Orell Füssli ZH Kramhof über die Wichtigkeit von Diversität im Kinderbuchbereich diskutiert.

Im Distrikt der KJL/M während der Leipziger Buchmesse im engeren Sinne ist natürlich die Manga-Comic-Con(vention) zu nennen, die neben den ‚klassischen‘ Buchmessekompetenzen von Neuerscheinungen und Signierstunden auch Cosplay, Anime-Kino und Workshops bietet.

Auch die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) wird auf der Buchmesse in Leipzig mit einem Stand vertreten sein (Halle 2, B205). Neben Veranstaltungen wie etwa der Verleihung des Aki Audiosiegels am 28. oder einer Diskussion zur geschlechtlichen Vielfalt in Kinderliteratur am 29. April wird es in zusätzlichen Standgesprächen rund um die Themen Umwelt- und Klimaschutz, Leseförderung oder auch Datenbankrecherche gehen.

Die renommierten Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendien 2023 werden am 28. April von 14 bis 15 Uhr in Halle 3, Stand B400 vergeben, die Stipendiat*innen samt ihrer Bücher vorgestellt. KinderundJugendmedien.de wird tagesaktuell berichten.

Das diesjährige Gastland ist übrigens Österreich, das „meaoiswiamia“ (frei übersetzt: Mehr als [nur] wir) sein möchte, wie die künstlerische Leiterin, Katja Gasser, darlegt und als hoffnungsvollen Wunsch ausgibt, Österreich werde „als progressives, großzügiges, vielgestaltiges, geschichtsbewusstes, mehrsprachiges, selbstkritisches, humorbegabtes, erkenntnishungriges, zukunftsfreudiges, offenherziges, als Partner egalitäres und verbindliches Land in Erinnerung bleiben.“

Das steht zu hoffen – wie auch, dass für die diesjährige Buchmesse in Deutschland gelten darf: In Leipzig daheim – in der (digitalen) Welt zu Hause.

[Nils Lehnert]