Nachrichten

[12.02.2020]

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien 2020 gehen an Kristin Höller für ihren Roman Schöner als überall (Suhrkamp) und an Dita Zopfel für ihr Debüt Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte (Hanser Verlag). Beide Autorinnen erhalten ein jeweils sechsmonatiges Stipendium in Höhe von 12.000 Euro. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien gehen die Stipendiatinnen zudem auf eine deutschlandweite Lese-Tour.

Die Auszeichnung wird vom Deutschen Literaturfonds in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Jugendliteratur vergeben, die Übergabe der Auszeichnungen erfolgt auf der Leipziger Buchmesse: am 12. März 2020, um 14.00 Uhr, im Saal 1 des Congress Centers. Mitglieder der Jury sind Christine Knödler (Freie Journalistin), Ralf Schweikart (Vorsitzender des Arbeitskreis für Jugendliteratur) und Prof. Dr. Jan Standke (Vorsitzender der Kritikerjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis).

Die Stipendiatinnen und ihre ausgezeichneten Bücher

Kristin Höller studiert seit 2015 Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften in Dresden. Seit Oktober 2017 ist sie Mitveranstalterin von OstKap, der Dresdner Lesereihe für junge Literatur. Schöner als überall ist ihr erster Roman.

Aus der Jurybegründung:

"Es gibt Sätze, die stehen als sattsam bekannte Weisheiten in der Welt herum. "Am Ende ist man allein", ist ein solcher Satz. Bis Kristin Höller sich seiner annimmt und ihn auserzählt.
Folgerichtig lässt sie auf dem Münchner Königsplatz die bronzene Athene sozusagen demontieren. Danach ist der Speer abgebrochen und Martin und sein Sandkastenkumpel Noah brausen im Auto durch die Nacht, mit dem Speer im Gepäck. Der muss schließlich weg, sonst gibt’s Ärger. Sie landen in der Kleinstadt, in der sie groß geworden sind, treffen alte Freunde an alten Orten ihres alten Lebens, aus dem sie herausgewachsen sind wie aus alten Kleidern. Martin zumindest. Überall ist es schöner! Doch in München knirscht die Einsamkeit in den Zimmerecken, und Mugo, Martins erste große Liebe und ansteckende Aufbrecherin in die weite Welt, jobbt jetzt an der Tankstelle am Ortsausgang. Oder ist es der Eingang?

Dieser Art sind die Koordinaten und Fragen, zwischen die Kristin Höller ihre Geschichte stellt. Präzise beobachtet, mit enormem Gespür für adäquate Situationen und (Sprach-)Bilder, lässt sie Erwartung los auf Enttäuschung, Träume auf Gewöhnung, Leben auf Lebenslüge, und macht aushaltbar, dass es nebeneinander gilt. Das ist klug und weise, witzig und voller Zärtlichkeit – schöner als überall. Nicht unbedingt ein Jugendbuch, aber unbedingt für Jugendliche, erzählt Kristin Höller von einem Sommer voller Abschiede. Der von der Kindheit ist einer davon. Am Ende allein, ist es ein großer Anfang. Ein erstaunliches Debüt."

Dita Zipfel lebt mit ihrer Familie im Süden Frankreichs und im Norden Deutschlands. Sie schreibt Bilderbücher, Theaterstücke, Drehbücher und mit Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte ihr Jugendbuchdebüt.

Aus der Jurybegründung:

"Manche Geschichten gewinnen mit den ersten Sätzen, weil sie so souverän wie lustvoll mit Erwartungen brechen, mit Geschlechter-Stereotypen etwa oder mit dem, was erlaubt ist in der Literatur für junge Leserinnen und Leser.

Verboten ist, dass ein sehr resolutes Mädchen bei einem alten Mann, pardon, bei einem verrückten alten Mann, Herrn Klinge, klingelt, um mit dem Hund Gassi zu gehen. – Dita Zipfel fängt damit an! Ihre Protagonistin Lucie will zur Ex-Freundin ihrer Mutter nach Berlin ziehen, weil Mamas neuer Freund, der "Glückskeks-Michi", eine so unglaubliche Nervensäge ist. Auch sonst geht Lucies Leben mehr drunter als drüber. Ihr Bruder stinkt, die Mädchen um sie herum verblöden schneller als man gucken kann, sie selbst verguckt sich und verrennt sich in der Liebe, kurz: Der Wahnsinn regiert. Zu dem gehört auch, dass der alte Klinge ihr ein Kochbuch diktiert, top secret, schließlich ersinnt er neue Wörter für Rezepte mit Zauberkraft. Zweibeln, Aalivenoil, Zeitronie und so. Alles klar? Nö, wieso! Das ist ja der Witz – und witzig ist das. Wortwitzig, sprachspielerisch, temporeich, und dialogstark – die Autorin hat bisher fürs Theater geschrieben. Voll schräger Einfälle und Pointen verhandelt sie en passant wesentliche Themen: Was normal ist, was wirklich, was wunderlich oder wundervoll. Was Wörter vermögen. Und wie Taten folgen. Ein kühnes Debüt."

Die Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien werden seit 2010 jährlich vergeben. Sie dienen dazu, deutschsprachige Jugendbuchautoren, die bereits erste überzeugende Titel veröffentlicht haben und eine positive literarische Entwicklung erkennen lassen, in ihrer Position zu stärken. Unabhängig von den Anforderungen des Marktes und unter finanziell gesicherten Lebensumständen ermöglichen sie ihnen, ein nächstes Buchprojekt zu verwirklichen.

Zum 10-jährigen Jubiläum der Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien gehen die Stipendiatinnen von Mai bis November mit je drei Lesungen auf Deutschlandtour. Die Veranstaltungen richten sich an Jugendliche mit unterschiedlichen Bildungshintergründen. Interessierte Institutionen, Schulen, Buchhandlungen oder Bibliotheken können sich bis zum 31. März 2020 für einen solchen Termin bewerben. Die Auswahl der Stationen liegt beim Arbeitskreis für Jugendliteratur, gefördert wird die Tour vom Deutschen Literaturfonds.

Kontakt: Arbeitskreis für Jugendliteratur, Evi Nagler, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., (089) 45 80 80 82.

[Quelle: Pressemitteilung]

[27.04.2018]

Der Korbinian-Preis wird seit 2009 an junge Künstlerinnen und Künstler der Kinder- und Jugendbuchszene verliehen. Paul Maar und die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur wollen mit dieser Auszeichnung talentierten jungen Kinder- und Jugendbuchautorinnen und -autoren den Weg ebnen. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 27. Juni, im Aurelium in Lappersdorf, Landkreis Regensburg, statt.

Die Nominierten

  • Judith Burger: Gertrude grenzenlos
    Mit Bildern von Ulrike Möltgen
    Gerstenberg 2018. 240 Seiten. 12,95 €. Ab 10 Jahren.
    ISBN: 978-3-8369-5957-5
  • Stefanie Neeb: Und wer rettet mich?
    Fischer Taschenbuch 2018. 272 Seiten. 9,00 €. Ab 14 Jahren.
    ISBN: 978-3-7335-0336-9
  • Jens Raschke: Schlafen Fische?
    Mit Illustrationen von Jens Rassmus.
    Mixtvision 2017. 64 Seiten. 17,90 €. Ab 8 Jahren.
    ISBN: 978-3-95854-070-5
  • Verena Reinhardt: Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger
    Beltz & Gelberg 2017. 184 Seiten. 13,95 €. Ab 10 Jahren.
    ISBN: 978-3-407-82320-5

[Quelle: Pressemitteilung]

[14.09.2018]

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur stellt in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenblatt die fünf Nominierten für die Serafina 2018 vor. Der von der Mediengruppe Pressedruck in Augsburg und der Porzellan Manufaktur Nymphenburg gestiftete Preis ist mit 2.500 € dotiert. Die Preisträgerin/der Preisträger wird auf der Frankfurter Buchmesse am 10. Oktober ab 15.00 Uhr bekanntgegeben: auf der Kids Stage im Foyer zwischen den Hallen 5.1/6.1. Dort wird auch der Preis mit anschließendem Empfang verliehen.

Die Nominierten

  • Jamie Aspinall mit Jamie Aspinall, Daniel Fehr: Hannas Hosentasche
    Basel: Helvetiq 2018. 30 S., 14 EUR. ISBN 978-2-940481-37-8

Was sich in Hosentaschen doch für nützliche Dinge finden! Wozu auch immer man die gebrauchen kann ... Hanna jedenfalls glaubt, keinen solchen Krimskrams zu brauchen – bis sie in ihrer Hosentasche Bella entdeckt. Die wohnt nämlich dort und ist unglücklich, weil die Hosentasche so unwirtlich ist. Jamie Aspinall setzt Daniel Fehrs höchst vergnügliche Geschichte ideenreich in Szene: Er nutzt die Bildsprache des Comics und schafft in einer an Collagen erinnernden Technik erzählerische Tableaus, die einerseits in ihrer Reduktion auf das Wesentliche durch ihre Klarheit bestechen, andererseits aber durch gezielt gesetzte Details den Betrachter zum lustvollen Stöbern verleiten.

  • Mateo Dineen mit Mateo Dineen, Dita Zipfel: MONSTA
    Tulipan Verlag: München 2018. 48 S., 15 EUR. ISBN 978-3-86429-387-0.

Monster in Acryl oder gezeichnet – dafür ist der in Berlin ansässige kalifornische Künstler und Galerist Mateo Dineen bekannt. Neu jedoch ist seine Monster-Galerie im Bilderbuch zu einem Text der Kinderbuchautorin Dita Zipfel. Monsta möchte einem Kind das Fürchten lehren. Nur was tun, wenn das Kind selig schläft und im Traum sogar grinst? In rascher Bildfolge erzählen Acrylbilder auf Holz, angegraute Notizblätter, simulierte Schwarz-Weiß-Fotos oder Kinderzeichnungen, Spickzettel, Eintritts- und Postkarten in unterschiedlichsten Perspektiven die Geschichte eines frustrierten Monsterkindes, dessen Vater das größte Gruselmonster aller Zeiten war. Die Collage wird zum stilbildenden Prinzip, in der Bild und Text in einer Handschrift zusammengefÜhrt werden.

  • Mira Gysi mit Mira Gysi: Die Geiss, die alles weiss
    Zürich: NordSüd Verlag, 2018. 32 S., 15 EUR. ISBN: 978-3-314-10426-8.

Es ist nicht nur die Geiß, die am Ende alles weiß, sondern auch die Illustratorin: In ihrem erzählenden Sachbuch kann Mira Gysi deshalb so gut die Herkunft von Nahrungsmitteln in Bildern erklären, weil sie selbst Bäuerin ist. Das heißt, sie lässt durch ihre gewitzten Figuren erklären: Die Maus zeigt der Geiß, wie Käse gemacht wird, der Kater, woher die Wurst kommt, die Schnecke, wie der GemÜsegarten funktioniert. Gysi arbeitet in ihrer virtuos ausgefÜhrten Linolschnitttechnik neben feinsten Linien auch mit porösen Flächen, nutzt Comic-Elemente und schafft ruhige doppelseitige Gesamttableaus. Die klug komponierten Bilder befriedigen die Neugierden von Betrachtern ab 4 und aufgrund geeigneter Typografie und Satzbau auch von Erstlesern.

  • Franziska Meiners mit Franziska Meiners: Das Flüstern des Orients
    Zürich: NordSüd Verlag, 2018. 112 S., 25 EUR. ISBN 978-3-31410429-9

"Das Anderssein des Anderen als Bereicherung des eigenen Seins begreifen": Mit diesen Worten beginnt Franziska Meiners Kommunikationsdesign-Abschlussarbeit und Kinderbuchdebüt Das Flüstern des Orients. Neben der Sammlung arabischer Märchen gibt es kleine Beiträge zu Geographie und Schriftsprache des Kulturraums, ein Verzeichnis besonderer AusdrÜcke wie Basar, Hammam oder Kadi, sowie Bilder zum Ab- und Ausmalen und eine Buchstaben-Falttafel zum Erlernen des arabischen Alphabets. Das Buch ist vollkommen durchkomponiert, der an Siebdruck erinnernde Illustrationsstil schafft es, traditionelle orientalische Ästhetik und eine moderne, reduzierte Bildsprache zu verbinden. Es besticht durch plakative Illustrationen, hochwertige Ausstattung und gekonntes Layout. Durch die Beschränkung auf die Farben Rot und Türkis (Übereinandergedruckt ergibt sich ein schönes Nachtblau) und sparsam eingesetztes Gold schafft Meiners eine wunderbare Klammer fÜr die unterschiedlichen Inhalte und viel Platz fÜr die eigene Fantasie.

  • Iris Anemone Paul mit Iris Anemone Paul: Polka für Igor
    Kunstanstifter Verlag: Mannheim 2018. 48 S., 24 EUR. ISBN 978-3-942795-70-8.

Schon die Erinnerung an Borodins Oper Fürst Igor setzt den gleichnamig polnischen Zirkushund Igor, dessen Geschichte Iris Anemone Paul hier in Bild und Text erzählt, unmittelbar in den Kontext einer musikalisch und artistisch geprägten slawischen Klang- und Bühnenwelt. Insbesondere Polkaklänge auf dem Akkordeon animieren den im verdienten Ruhestand befindlichen tierischen Freund dazu, seiner Besitzerin Ola Geschichten aus seinem frÜheren Zirkusleben zum Besten zu geben. Seinen liebevollen Übertreibungen folgen opulente Bilddoppelseiten, die ebenso lebhaft wie Üppig das sinnenfrohe Leben einer bunten Artistenwelt zeigen. Die feinmaschige und strukturstarke Siebdruckoptik unterstreicht schwungvoll das tonangebend musisch-kÜnstlerische Moment, das das Bilderbuch zu einer synästhetischen Hommage an Pauls verstorbenen Hund Murfi werden lässt: Kreisförmige Bewegungen fordern den Betrachter regelrecht zum Tanz auf.

[Quelle: Presseerklärung]

[13.09.2019]

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. stellt in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenblatt die fünf Nominierten für die Serafina 2019 vor. Der von der Mediengruppe Pressedruck in Augsburg und der Porzellan Manufaktur Nymphenburg gestiftete Preis ist mit 2.500 EUR dotiert. Die Preisverleihung wird auf der Frankfurter Buchmesse am 15. Oktober ab 19.30 Uhr im Literaturhaus Frankfurt stattfinden.

Die Nominierten

  • Hannah Brückner mit Mein fantastisches Baumhaus
    Berlin: Jacoby & Stuart 2018. 32 S., 19 EUR. ISBN 978-3-946593-89-8

Zehn Stockwerke hat das Haus – aber wie gut kennen sich eigentlich die Bewohner? Die junge Berliner Illustratorin Hannah Brückner lässt einen Jungen immer ein Stockwerk weiter hoch laufen, nein: klettern, denn in seiner Phantasie wird das Haus zu einem großen Baum, die Türen werden durchsichtig, er stellt sich die Bewohner dahinter vor und wir als Betrachter sehen sie. Mit feinsten Pünktchen und jedem weiteren Ausklappen entsteht eine verästelte Welt mit unglaublich vielen Details: ein 2,60 Meter langes Leporello. Brückner nutzt konsequent die gesamte Fläche und zeigt auf der Rückseite die reale, triste Mietshaus-Wirklichkeit – die Kinder mit Buntstiften oft ganz schnell ändern.

  • Taltal Levi mit Ein Fingerhut voll Mut
    Zürich: NordSüd Verlag 2019. 48 S., 16 EUR. ISBN 978-3-314-10489-3

Mit etwas Mut lässt sich viel erleben, und überall gibt es etwas zu entdecken. Sogar Schatten können sich als Spielkameraden entpuppen – wenn man wenigstens den sprichwörtlichen Fingerhut voll Mut aufbringt. Taltal Levi, seit ihrem Abschluss in Illustration Fiction an der Hochschule Luzern freie Illustratorin, bringt mit leichten Farben und zarten Strichen, die sie mit kräftig-gelben Akzenten aufbricht, mächtig Schwung in dieses rundum gelungene Buch voller Lebensfreude. Die zeitgemäß erzählte und dabei zeitlose Däumlingsgeschichte ist eine spielerische Einladung an Kinder, ihre Umgebung zu erkunden und nicht fehlende Größe und mangelnde Fähigkeiten als Einschränkung zu erleben. Und an Erwachsene, sich auf eine andere Perspektive einzulassen.

  • Lotte Bräuning mit Annie und die Bärenjäger
    Zürich: Atlantis 2019. 32 S., 14,95 EUR. ISBN 978-3-7152-0764-3

Groß und schwer der eine, lang und aufgeschossen der zweite, klein und fix der dritte: Drei Männer zeichnet Lotte Bräuning mit feinem Buntstift und unterschiedlichen Charakteristika, die eines gemeinsam haben: Sie sind Maulhelden. Während die drei im Saloon bei reichlichem Whiskey-Genuss ihren Tagträumen nachhängen und sich darin überbieten, auf welche Weise sie den gesuchten Bären fangen und was sie mit der dicken Prämie machen, verschwindet die Kellnerin mal kurz. Und handelt. Die Hamburger Illustratorin nutzt die Doppelseiten als Tableau für unterschiedlichste Bildformate, treibt die Szenen schwankend wie die Kerle voran und präsentiert eine herrlich unaufgeregte Annie, die zeigt, wie’s geht.

  • Rachel Katstaller mit Zoë Tucker / Rachel Katstaller Ada und die Zahlen-Knack-Maschine. Das außergewöhnliche Leben der Ada Lovelace
    Zürich: NordSüd Verlag 2019. 32 S., 16 EUR. ISBN 978-3-314-10472-5

Illustrierte Bücher über starke Frauen gibt es in den vergangenen Jahren einige. Rachel Katstallers Bilderbuchdebüt über Ada Lovelace, die vor 200 Jahren den Grundstein für die moderne Computertechnik legte, ist dennoch herausragend: In wenigen prägnanten Szenen zeichnet sie das Leben der jungen Ada im viktorianischen London mit viel Humor und sicherem Gespür für Farben und Formen. So bedient sich das in Braun- und Blautönen gehaltene Bilderbuch sowohl wechselnder Perspektiven als auch wunderbarer Muster und Formen – sei es in Form von Rechenpapier in Adas Kleidung oder beeindruckenden Bodenfliesen und Teppichen im elterlichen Wohnzimmer. Das Buch wirkt frisch, luftig, modern – und ist ganz und gar aus einem Guss.

  • Lucia Zamolo mit Rot ist doch schön
    Münster: Bohem 2019. 96 S., 14,95 EUR. ISBN 978-3-95939-080-4

„Erstaunlicher Weise haben wir in unserer WG erst angefangen, locker über unsere Periode zu sprechen, als der einzige Junge ausgezogen ist“, erinnert sich Lucia Zamolo. Die Illustratorin aus Münster behandelt das Thema Menstruation mit Offenheit und setzt sich über das gesellschaftliche Tabu mit viel Humor hinweg. Handgeschriebene Typografie und kolorierte Zeichnungen ergeben als Einheit eine zeitgemäße Bildsprache, die Gestaltung ist mutig und großzügig. Mit Leichtigkeit, Poesie und sichtbarem Bleistift-Duktus erzählen die Illustrationen von historischen Vorurteilen und Aberglauben rund um das Thema; persönliche Erlebnisse ergänzen die Fakten ähnlich einem Tagebuch. Zamolo schafft damit eine rundum stimmige Gesamtatmosphäre.

[Quelle: Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V.] 

[07.10.2020]

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur verleiht zum siebten Mal gemeinsam mit dem Börsenblatt und der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2020 die SERAFINA, Nachwuchspreis für Illustration.

Die Preisverleihung findet im Rahmen der Frankfurter Buchmesse im kleinen Kreis als Hybridveranstaltung am Mittwoch, 14. Oktober 2020, im Struwwelpeter-Museum Frankfurt statt. Der Livestream beginnt um 19:30 Uhr. Den Link und weitere Informationen wird im Vorfeld der Veranstaltung auf www.akademie-kjl.de bereitgestellt.

Der oder die mit der Serafina ausgezeichnete Küstler bzw. Künstlerin steht am Donnerstag, 15. Oktober, 10–11 Uhr, im Mittelpunkt des Geschehens, wenn Dr. Jana Mikota aus dem erweiterten Präsidium der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur junge Talente und ihre Werke vorstellt. Der SERAFINA-TALK findet in diesem Jahr als Online-Veranstaltung statt. Informationen zur Teilnahme finden Sie bald auf www.akademie-kjl.de.

Die Nominierten

  • Laura D'Arcangelo (Text & Ill.): Ada + Eva
    Zürich: SJW Schweizerisches Jugendschriftenwerk 2020. 36 Seiten. 8,00 Euro. ISBN 978-3-7269-0213-1

Begründung der Jury: Einen Text hat das Buch nicht. Es braucht auch keinen. Denn Laura D’Arcangelo kann auf die Kraft ihrer Bilder vertrauen, die wirkmächtig erzählen: eine Geschichte des Suchens, des Entdeckens, des Staunens und der Entscheidungen; letztlich eine Parabel der leisen Töne über das Leben zweier junger Frauen. In unterschiedlichen Formaten zoomt die Illustratorin Figuren und Handlungen heran, spielt mit biblischen Motiven, kräftigen Farben, großen Flächen und kleinteiligen floralen Elementen. Die raschelnde Vielfalt mündet in eine schlichte Prägnanz, die überzeugt.

  • Judith Auer (Text & Ill.): Ein Stück Käse
    Mannheim: Kunstanstifter 2020. 32 Seiten. 20,00 Euro. ISBN 978-3-942795-91-3

Begründung der Jury: In eine zeitlos anmutende weiße Winterlandschaft verlegt Judith Auer Äsops Fabel vom listigen Fuchs, der dem eitlen Raben durch Lob für dessen schiefen Gesang ein Stück Käse abluchst. In feinen Buntstiftstrichen schraffierte blaugraue Nadelbäume muten fast surreal an, bunte Häuser kontrastieren, bauhausartig in die Länge gezogene Tiere mit wie in Nebel getauchtem Fell oder Gefieder komplettieren die Szene. Unaufgeregt zeigt sie aus mehreren Perspektiven den sich anbahnenden Höhepunkt der Geschichte, der die Dramatik durch zwei Großaufnahmen unterstreicht.

  • Mattea Gianotti (Ill.), János Lackfi und Tamás Ijjas (Text): Die kürzesten Geschichten der Welt
    Basel: Helvetiq 2020. Buchbox mit 52 Karten. 22,00 Euro. ISBN 978-2-940481-94-1

Begründung der Jury: Ein Buch, das so aussieht wie ein Buch – aber klappt man es auf, findet man 52 Karten. Und doch ist es ein Buch, denn zu jedem Bild auf einer Karte kann man sich eine Minigeschichte ausdenken. Ein Anderer legt seine Karte daneben und fabuliert munter weiter, meist gibt es eine Nähe zu Märchen; ein roter Faden sucht Anknüpfungspunkte. Oder man liest die Mikrogeschichten auf den Rückseiten und reiht die aneinander. Oder kombiniert Bilder und Texte, oder – es gibt unzählige Möglichkeiten. Mattea Gianotti reduziert Bildinhalte in collagenartiger Flächigkeit aufs Wesentliche, um auch mit Hilfe von farbstarken Formen Freiräume zum Fantasieren zu schaffen.

  • Linda Schwalbe (Text & Ill.): Ida und die Welt hinterm Kaiserzipf – Das Leben der Weltreisenden Ida Pfeiffer
    Zürich: NordSüd 2020. 64 Seiten. 18,00 Euro. ISBN 978-3-314-10519-7

Begründung der Jury: Bilderbuchportraits über historische (Frauen-)Figuren finden zur Zeit große Beachtung. Linda Schwalbe aber legt hier eine ganz und gar ungewöhnliche Annäherung an die historische Figur vor. Ida Pfeiffer, die Forscherin, verlässt Anfang des 19. Jahrhunderts die vorgegebenen Wege und tritt mit über 40 Jahren ihre erste Weltreise an. Auch Linda Schwalbe verlässt die vorgegebenen Wege und überrascht uns mit wunderbaren Illustrationen. Das Buch sprüht nur so vor Energie, Farben, Formen und Leuchtkraft. Außergewöhnliche und mutige Farbkombinationen, klare Formen und Flächen, die sowohl Pinselführung, als auch die einzelnen Farbschichten erkennen lassen, machen das Buch zu einem sinnlichen Erlebnis.

  • Julius Thesing (Text & Ill.): You don't look gay
    Münster: Bohem Press 2020 96 Seiten. 14,95 Euro. ISBN 978-3-95939-094-1

Begründung der Jury: Thesing hat ein Buch geschrieben und illustriert, das uns die alltägliche Diskriminierung von Homosexuellen vor Augen führt. Sein persönlicher Bericht ist eine Auseinandersetzung mit sich selbst und den Reaktionen der anderen, etwa mit Sätzen wie "Du siehst gar nicht schwul aus, das meine ich als Kompliment". Er erzählt von der Überwindung der eigenen Ängste, von Wut und Enttäuschung, von Mut und Zuversicht. Seine Beschreibungen wecken Empathie. Gleichzeitig wird uns ein Spiegel vorgehalten, ohne uns zu verurteilen. Die plakativen zweifarbigen Illustrationen in Schwarz und Rosa untermalen mit Humor und Leichtigkeit die Suche nach dem richtigen Weg, mit homophoben Reaktionen umzugehen.

  • Regi Widmer (Text & Ill.): Die Savannenkicker
    Zürich: Orell Füssli 2020. 40 S., 15,00 Euro. ISBN 978-3-280-08023-8 10

Begründung der Jury: Savannnentiere spielen Fußball, es fehlt der 11 Mitspieler. Wie die 11 Spieler durch einen "Ball-Unfall" eine komplette Mannschaft werden, erzählt Regi Widmer in bunten Farben und setzt die Geschichte gekonnt mit Comic-Elementen in Szene. Die Weite und Farben der Savanne sind der Hintergrund für eine Geschichte von Freundschaft zwischen ganz unterschiedlichen Tieren, der überraschende Schluss zeigt, dass nur alle zusammen das Spiel "gewinnen" können. Damit hat Regi Widmer über die überzeugenden Illustrationen hinaus, eine wunderbare Geschichte von Miteinander und Freundschaft verfasst.

[Quelle: Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V.]

  • Erstveröffentlichung: 21.09.2021

Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur verleiht mit dem Börsenblatt und der Frankfurter Buchmesse zum achten Mal die Serafina – Nachwuchspreis für Illustration. Der von der Augsburger Mediengruppe Pressedruck gestiftete Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Nun gibt die Jury die nominierten Titel für die Serafina 2021 bekannt.

  • Erstveröffentlichung: 30.06.2022

Zum mittlerweile neunten Mal verleiht die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur mit dem Börsenblatt und der Frankfurter Buchmesse die „Serafina – Nachwuchspreis für Illustration“. Die Jury hat fünf Illustratorinnen mit ihren Bilderbüchern nominiert. Auch in diesem Jahr stiftet die Augsburger Mediengruppe Pressedruck das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro für die neuen Künstlertalente. Die Preisverleihung findet am 19. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt

  • Erstveröffentlichung: 10.08.2023

Zum mittlerweile zehnten Mal verleiht die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur mit dem Börsenblatt und der Frankfurter Buchmesse die „Serafina – Nachwuchspreis für Illustration“. Die Jury hat fünf Illustratorinnen mit ihren Bilderbüchern nominiert. Auch in diesem Jahr stiftet die Augsburger Mediengruppe Pressedruck das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro für die neuen Künstlertalente. Die Preisverleihung findet am 18. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt.

  • Erstveröffentlichung: 13.08.2024

Zum zehnten Mal verleiht die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur mit dem Börsenblatt und der Frankfurter Buchmesse die „Serafina – Nachwuchs­preis für Illustration“. Die Jury hat fünf Illustratorinnen mit ihren Bilderbüchern nominiert. Auch in diesem Jahr stiftet die Augsburger Mediengruppe Pressedruck das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro für die neuen Künstlertalente. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt.

[03.03.2020]

Bereits zum neunten Mal wird der avj medienpreis verliehen. Mit dem Preis zeichnen die Mitgliedsverlage der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. (avj) hervorragendes journalistisches Engagement im Bereich Kinder- und Jugendbuch sowie Kinder- und Jugendhörbuch aus. Nun stehen die fünf Nominierten für die Shortlist fest: Janett Cernohuby (www.janetts-meinung.de), Stefan Hauck (Börsenblatt), Katrin Hörnlein (Die Zeit), Manuela Kalbermatten (Buch & Maus) und Ute Wegmann (Deutschlandfunk / Beste 7).

Im nächsten Schritt entscheiden die Pressesprecherinnen und Pressesprecher, wer die Auszeichnung entgegennehmen kann. "Das wird mal wieder eine schwere Entscheidung", so avj-Vorstandsvorsitzende Renate Reichstein, "denn alle Nominierten haben den Preis verdient, da sie in der Szene lange bekannt sind und unglaubliches Engagement für die Kinder- und Jugendbücher zeigen."

Neben dem avj medienpreis für die Meinungsmacher wird seit letztem Jahr der Sonderpreis Leseförderung vergeben. Dieser zeichnet Menschen aus, die im direkten Austausch Kinder- und Jugendbücher an die Leserinnen und Leser bringen. Nominiert für die Longlist waren Einzelkämpfer wie der Vorlesefriseur Danny Beuerbach oder die internationale Kinderbuchhandlung Mundo Azul in Berlin. "Zu gerne hätte ich neun Stimmen gehabt, um alle nominierten Leseförderer auszuzeichnen", sagt Renate Reichstein. Letztendlich konnten sich aber die Bücherpiraten aus Lübeck durchsetzen. Geschäftsführerin Lenara Sanders und ihr Team organisieren Weiterbildungsprogramme, Workshops und Lesungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Die Preisverleihung findet regulär auf der Leipziger Buchmesse statt. Da die Messe in diesem Jahr ausfallen muss, werden die Preisträgerinnen und Preisträger voraussichtlich online bekanntgegenben.

[Quelle: Pressemitteilung]