Mit der Einkommensarmut der Familie gehen zahlreiche andere Benachteiligungen einher, die die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben sowie die Bildungschancen betreffen. Der Begriff Klassismus (engl. class) bezieht sich auf eine klassenbezogene Diskriminierung, d.h. es erfolgt eine Ausgrenzung aufgrund der sozialen Herkunft. Die Menschen werden systematisch abgeschnitten von Bildung und kultureller Teilhabe. Armut in den unterschiedlichen Facetten – von der materiellen bis hin zur Bildungsarmut – führt zur Diskriminierung; die Kinder erleben teilweise Scham, verschleiern ihre Lebensverhältnisse oder sind von der kulturellen Teilhabe ausgeschlossen. In der Literatur für Erwachsene wurde in letzter Zeit der Zusammenhang zwischen ökonomischer Armut und klassistischer Diskriminierung immer wieder zum Thema gemacht, nicht zuletzt durch den Nobelpreis an Annie Ernaux, die sich explizit mit dem Problem der "Scham" der Deklassierten beschäftigt hat, aber auch durch die Veröffentlichungen von Christian Baron, Anke Stelling oder Bjov Berg im deutschen Kontext. Eine grundlegende Auseinandersetzung im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur steht dagegen noch aus, sowohl literaturwissenschaftlich wie auch im literaturdidaktisch. Das ist den Herausgeberinnen des anvisierten Sammelbandes beim Zusammenstellen eines Materialheftes zum Thema "Armut in den Kinder- und Jugendmedien" aufgefallen, das im Zusammenhang mit der Vortragsreihe der AG Diversity der "Arbeitsgemeinschaft Jugend und Medien" entstand.
Folgende Fragen sollen in dem Sammelband untersucht werden:
- einen Überblick über das Thema in (kinder- und jugend-)literaturwissenschaftlicher Sicht zu bieten;
- über literaturdidaktische Möglichkeiten im Umgang mit dem Thema nachzudenken, aber auch Fragen der Literaturförderung für alle Klassen zu bedenken;
- ausgewählte Bücher nach der Darstellung von Armut und/oder Klasse zu untersuchen und zu fragen, wie man diese in schulischen und außerschulischen Kontexten einsetzen kann;
- literarhistorische Kontexte
Angebote für einen Beitrag werden mit einer knappen Skizze von ca. 300 Wörtern sowie einer kurzen biografischen Skizze bis zum 1. November 2023 erbeten, danach erfolgt eine Rückmeldung bis Mitte November zu möglichen Beiträgen. Die Vorschläge können an
Herausgabe und Redaktion: Annette Kliewer & Jana Mikota
[Quelle: CfP]