Inhalt

Im (Handlungs)Zentrum der kurzen und in sich abgeschlossenen Comicstrips von jeweils einer Seite stehen drei feste Figuren: der alleinerziehende Vater Phil Glück, seine ungefähr fünf Jahre alte Tochter Josie und der zugelaufene Waschbär Rocco. Um ihr familiäres Miteinander entspinnen sich die kurzen Geschichten, immer wieder ergänzt durch Auftritte von anderen Figuren, beispielsweise des Nachbarn Herrn Nuding oder des unfreundlichen Jungen Quentin. Josie und Rocco verbindet ein starkes freundschaftliches Band und gemeinsam stellen sie immer wieder die Geduld und die Nervenstärke des Vaters auf die Probe, wenn sie Regeln zu umgehen versuchen oder alternative Auslegungen ausprobieren. Josie spricht und interagiert mit Rocco, als wäre er nicht nur ein Tier – inwieweit dies Teil eines imaginierten Spiels ist, lassen die Comics offen. Rocco ist selbstverständlicher Teil von Josies Welt und gemeinsam erkunden sie ihre Umgebung. Während der erste Band Glückskind noch einen Schwerpunkt auf Josies und Roccos Spiel in der Natur draußen gelegt hat, findet hier nun ein Großteil der Geschichten im familiären Raum statt. Dies liegt auch daran, dass der Vaterfigur Phil mehr Platz eingeräumt wird, denn einzelne Episoden thematisieren sein Dasein als Autor mit Schreibblockade und seine glücklosen Dating-Versuche. Damit erweitert der zweite Band die Perspektive der Geschichten, wobei auch in den Episoden um Phil Josie immer eine zentrale Rolle übernimmt und ihren Vater mal zusätzlich quält oder liebevoll unterstützt. Dass die beiden nach dem Tod der Mutter ein unzertrennliches und gutes Team sind, zeigen die leisen Szenen des Miteinanders und Trauerns.

Kritik

Die Stärke der Glückskind Comicstrips liegt in der thematischen Varianz bzw. den abwechselnden Tönen, die angeschlagen werden. Flix findet eine gelungene Balance zwischen komischer Anarchie und zugewandtem Miteinander, um seine Hauptfiguren zu zeichnen. So bespielen die Geschichten die gesamte Gefühlspalette und geben Einblick in das manchmal harmonische und manchmal konfliktbehaftete Leben in einer Familie. Josie steht dabei als freche, laute und selbstbewusste Figur deutlich in der Tradition der Lausbubengeschichte, die hier mit einer Mädchenfigur in Gendersicht angenehm erweitert wird. Mit dem sprechenden Waschbären Rocco und dem lebendigen Miteinander mit dem Kind lehnt Flix sich außerdem an Bill Watersons Comicklassiker Calvin und Hobbes an, wobei ihm mit der Einbettung in die heutige Gegenwart und diversen Bezügen zum Zeitgeschehen auch eine Aktualisierung des Musters gelingt.
Das ursprüngliche Format eines länglichen Querstrips aus der Zeitung wurde für die Buchpublikation von Flix in ein quadratisches Hochformat übertragen, dadurch verlieren die Geschichten jedoch nichts an ihrer Dynamik. Die in sich abgeschlossenen Strips realisieren auf verschiedene Weisen Pointen und Flix vermeidet es geschickt, nicht in ein einziges Schema zu verfallen. In der Fortsetzung der Strips, die in der Buchform nun gebündelt sind, zeigt sich, dass viele der Geschichten lose miteinander verknüpft sind und sich einige fortgesetzte Handlungsstränge entdecken lassen.

Fazit 

Die Glückskind-Comics sind lustig, kurzweilig und berührend – sowohl jüngere als auch ältere Leserinnen und Leser ab acht Jahren können darin verschiedene Leseebenen entdecken, mit Josie und Rocco oder aber Vater Phil mitfiebern. Das Ende des zweiten Bandes gibt bereits den Ausblick auf die kommenden neuen Konflikte in weiteren Fortsetzungen, wenn Josie eingeschult wird, denn damit wird sich nochmals der Handlungsraum erweitern.

Titel: Das klügste Mädchen der Welt. Glückskind 2
Autor/-in:
  • Name: Flix
Erscheinungsort: Hamburg
Erscheinungsjahr: 2019
Verlag: Carlsen
ISBN-13: 9783-551-78387-5
Seitenzahl: 96
Preis: 20 €
Altersempfehlung Redaktion: 8 Jahre
Flix: Das klügste Mädchen der Welt. Glückskind 2