"Sagt die Großmutter: 'Natürlich bist du auf der Welt, damit ich dich verwöhnen kann.'" (Erlbruch 2004) Enkel:in-Großeltern-Beziehungen finden sich in der Kinderliteratur häufig. Meist sind diese positiv konnotiert (vgl. Pries-Kümmel 2008, 71) und die (Ur-)Großmütter oder (Ur-)Großväter treten beispielsweise als Beschützerinnen und Beschützer, Helferinnen und Helfer, Ideengeberinnen und Ideengeber u.v.m. auf. In anderen Büchern und Medien wird hingegen Krankheit, Sterben und Tod thematisiert sowie der Umgang der Kinder mit diesen herausfordernden Situationen fokussiert (vgl. Pries-Kümmel 2008; Wozilka 2017). Gleichzeitig erscheinen auch die kindlichen Figuren als diejenigen, die die älteren Menschen ernst nehmen, ihnen etwas zutrauen und sie zumindest kurzzeitig aus Fremdbestimmung lösen: das lässt sich vor allem bei Ausreißergeschichten oder Road Novels wie Die Ausreißer (Ulf Stark); Wenn mein Mond deine Sonne wäre (Andreas Steinhöfel) oder Wie ich Fräulein Luise entführte (Sabine Bohlmann) beobachten. Dabei muss nicht zwingend eine Verwandtschaftsbeziehung zwischen den Enkel- und Großelternfiguren bestehen. Dann ließe sich eher von intergenerationellen Freundschaftsbeziehungen sprechen. Hier wie dort geht es um eine Stärkung und Verbündung gegenüber der dazwischenliegenden Generation (Eltern der Kinderfiguren bzw. Kinder der Großelternfiguren). Dabei spielt auch das moderne Zusammenleben eine Rolle, denn häufig sind die älteren Figuren Nachbarinnen und Nachbarn oder Hausbewohnerinnen und Hausbewohner der kindlichen Figuren, zu denen eine intensive Beziehung entsteht (Papierklavier, Rico & Oskar, Das Pferd ist ein Hund).

Trotz der häufigen Thematisierung ebensolcher Beziehungen in der aktuellen KJL, gibt es nahezu keine einschlägigen Beiträge und Forschungen zu diesem Thema. Dabei könnten Beiträge die Interaktionen, Darstellungen, deren Funktionen und Wirkungen auf die Protagonistinnen und Protagonisten aus literaturwissenschaftlicher sowie auf die Leserinnen und Leser aus Rezeptionsperspektive genauer untersuchen.

In einem Sammelband könnte daher folgenden Fragen empirisch oder analytisch nachgegangen werden:

  • Welcher Art sind Beziehungen zwischen jungen und alten Menschen in Kinder- und Jugendmedien?
  • Wie werden Beziehungen und Interaktionen zwischen Älteren und Kindern dargestellt und welche Wirkungen werden damit erzielt?
  • Wie werden ältere Figuren in Bilderbüchern visualisiert?
  • Welche Vorstellungen und Einstellungen zum Alter und zu alten Menschen entwickeln Leserinnen und Leser durch Darstellungen in Kinder- und Jugendmedien?
  • Welche didaktischen Ideen schließen sich dazu an und mit welchem Ziel?
  • Reagieren die Texte auf den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs zu den demografischen Herausforderungen?

Die Herausgeberinnen legen explizit einen weiten Textbegriff zu Grunde.

Literatur:

Pries-Kümmel, Elisabeth: Alte Menschen in Kinder- und Jugendbüchern. Entwicklungslinien und Tendenzen. In: kjl&m 60 (2008) H. 3, 71-78.

Wozilka, Jenny: Von Erzähllust, Kampfesfreude und Spiellust. Großeltern im neuen Bilderbuch. In: kjl&m 17.extra, 189-204.

Erwünscht sind Beiträge im Umfang von ca. 32.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen).


Kurze Abstracts (max. 2.500 Zeichen; exkl. Literatur- und Personenangaben) mit bio-bibliographischer Notiz werden per Mail bis zum 31.01.2023 erbeten an Susanne Drogi (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) und Nadine Naugk (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).

Die fertiggestellten Beiträge sollen bis zum 31.08.2023 vorliegen.

[Quelle: Call for Papers]