Insbesondere Sommerferien sind ein zentrales Thema in der Kinder- und Jugendliteratur, was aber bislang in der Forschung weder diachron noch synchron reflektiert wurde. Dabei lässt sich diese temporäre Phase als ein Schwellen-, Übergangs-, Imaginationsraum sowie Nicht-Ort fassen, denn einerseits ist es eine fast schwerelose, unbekümmerte Zeit, andererseits ist sie mit zahlreichen Veränderungen verbunden. Diese deuten sich insbesondere im Übergang von Kindheit zur Jugend an, die Akteur:innen erleben am ersten Schultag, wie sich Freund:innen verändert haben und Kindheit abgeschlossen wurde. Ferien können aber auch mit Kummer, Langeweile und Ausgrenzung beginnen, wenn Sommerfahrten nicht möglich sind, was sich jedoch auch ändern kann. Denn: Sie können voller fantasievoller und überraschender Abenteuer in Gärten, Wäldern und Straßen der Heimat der Zuhausegebliebenen sein. Egal, wie die Akteur:innen ihre Ferien verbringen, sie sammeln Erfahrungen, verändern sich und kehren anders zurück.
In Busfahrt mit Kuhn heißt es bspw.: „Wir spielen schöne Zeit, wir spielen Ferien. Wir spielen noch einmal Frühstück bei Ben.“ (Bach 2007, 48) Ferien scheinen hier mit Kindheit und Freiheit verbunden zu sein. Sommerferien können daher auch als Phase des Dazwischens bezeichnet werden (vgl. Stemmann 2022).
Der anvisierte Sammelband möchte die Sommerferien in (v.a., aber nicht nur deutschsprachigen) kinder- und jugendliterarischen Texten in den Fokus rücken. Beispielsweise könnten folgende Fragen dabei Berücksichtigung finden:
- Welche Bedeutung haben Sommerferien in der Jugendliteratur?
- Unterscheidet sich diese von der Kinderliteratur?
- Inwiefern parallelisieren Sommerferien Übergangs- und Reifungsprozesse der Pubertät?
- Nehmen Sommerferien-Erfahrungen in der Jugend das Erwachsenenwerden vorweg?
In die Beiträge soll jeweils auch eine literaturdidaktische Perspektive mit einbezogen werden: Unter welchem Blickwinkel kann es gelingen, Erzählen über diese besondere Zeit in die Schule zu holen – und wie kann Unterricht dabei so gestaltet werden, dass Heranwachsende mit unterschiedlichen sozioökonomischen Voraussetzungen und unterschiedlichen persönlichen Vorerfahrungen dabei gleichermaßen Berücksichtigung finden?
Neben Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur wie zahlreiche Romane von Astrid Lindgren oder Enid Blyton seien zum Beispiel Kirsten Boies Sommerby-Romane, Will Gmehlings Freibad. Ein ganzer Sommer unter dem Himmel oder ganz aktuell Wolf von Saša Stanišić genannt. Überblicksbeiträge zu ausgewählten Autor:innen und aus dem weiten Feld der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur sind ebenfalls willkommen.
Die fertiggestellten Beiträge sollen sich i.d.R. mit einem Kinder- oder Jugendbuch bzw. einem anderen jugend- bzw. kinderliterarischen Medium auseinandersetzen und bis zum Ende der Sommerferien (15. September 2024) vorliegen.
Die Gliederung der Beiträge soll einheitlich sein:
- kurze Inhaltsangabe/Textvorstellung mit Ausführungen zur angezielten Jahrgangsstufe
- knappe literaturwissenschaftliche Analyse (im Hinblick v.a. auf den Schwerpunkt des Bandes, z.B. hinsichtlich einer Raumsemantik, der Erzählperspektive(n), stilistischer Besonderheiten)
- didaktischer Kommentar I: Beschreibung des allgemeinen literaturdidaktischen Potentials
- didaktischer Kommentar II in Bezug auf das Thema/Motiv Sommerferien
- didaktisch-methodische Konkretisierungen
Angebote für einen Beitrag erbitten wir mit einer knappen Skizze von ca. 300 Wörtern sowie einer kurzen biografischen Skizze bis zum 1. März 2024; danach erfolgt eine Rückmeldung bis Mitte März zu möglichen Beiträgen. Die Vorschläge sind zu richten an: Dr. Ines Heiser:
Die Publikation des Bandes ist in der Reihe „Kinder- und Jugendliteratur. Themen – Ästhetik – Didaktik“ (hg. von Prof. Dr. Jan Standke) im Verlag Beltz Juventa vorgesehen.
[Quelle: Pressemitteilung]