Michael Stierstorfer: Liebe Frau Ohms, neben ihrem Roman Der geheime Name (2012), einer Adaption des Märchens Rumpelstilzchen für Erwachsene, verfassen Sie hauptsächlich Adaptionen der antiken Mythologie für Jugendliche. Können Sie uns diese Vorliebe für Abwandlungen von Märchen- und Sagenstoffen erklären?

Daniela Ohms: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich das tatsächlich als Vorliebe bezeichnen würde. Ich mag Märchen und Sagen, das auf jeden Fall, aber es gibt auch viele andere Themen, die mich ansprechen. In Märchen und Sagen liebe ich die Stimmung, die darin transportiert wird. Dabei sprechen mich vor allem die düsteren Elemente an und ich denke gerne über die Dinge nach, die in den bekannten Versionen der Sagen (oder Märchen) ausgespart werden. Das können zum Beispiel Fragen sein, die in der Originalversion nicht beantwortet werden, oder quasi eine Fortsetzung der Sage. Bislang ging es mir nie darum, eine Sage oder ein Märchen nachzuerzählen, sondern es gab immer einen Punkt, der meine Phantasie geweckt hat und den ich unbedingt weiter denken wollte. Daraus sind dann die Geschichten entstanden.

Vielleicht erklärt das die Vorliebe: Märchen und Sagen sind wie geschaffen dafür, die Phantasie anzuregen.

In Ihrem Phantastik-Debüt-Roman Harpyienblut (2012) erzählen Sie die Geschichte von einem Mädchen im Jugendalter, das nach und nach eine Metamorphose zu einer Harpyie durchlebt und mit dieser neuen bestialischen Seite in ihr zu kämpfen hat. Was fasziniert Sie an dem Fabelwesen der Harpyie? Wieso kleiden Sie das Erwachsenwerden eines Mädchens in dieses ungewöhnliche Gewand?

Romanideen entstehen oft ganz anders als man sich das vorstellt. Auf die Harpyien bin ich erst um mehrere Ecken gekommen. Meine allererste Idee war die von einem Mädchen, das fliegen kann. Darauf hat mich meine Tochter gebracht, als sie auf dem Nachhauseweg von der Schule über eine Mauer balanciert ist und meinte: "Stell dir vor, ich könnte fliegen, dann würde ich jetzt dort vorne über das Haus fliegen." In dem Moment habe ich ein Mädchen vor mir gesehen, das über Berlin fliegt – und diese Vorstellung war es, die mich nicht mehr losgelassen hat. Erst danach habe ich mich auf die Suche nach einem geflügelten Wesen gemacht, über das ich gerne schreiben würde.

Tatsächlich ist es so, dass ich die ganze Geschichte zunächst mit Engeln konzipiert habe. Dadurch entstand auch die Idee mit den Kinderseelen, die nach ihrem Tod von meiner Protagonistin zu einem neu gezeugten Baby gebracht werden.

Aber eine Sache hat mich an den Engeln gestört: Ich wollte es vermeiden, meinem Buch einen christlichen Bezug zu geben. Wenn man aber ein Buch über Engel schreibt, ohne ihm einen christlichen Bezug zu geben, dann ist das auch problematisch. Zumal ich auch an allen Ecken und Kanten mit den christlichen Glaubensvorstellungen gebrochen hätte, um meine Geschichte zu erzählen. Die Engel passten also nicht so ganz zu meinem Buch.

Auf die Harpyien bin ich erst im Laufe meiner Engelsrecherchen aufmerksam geworden. Aber von dem Moment an haben sie meine Phantasie sofort in ihren Bann geschlagen: Ist die Harpyie tatsächlich so böse wie sie dargestellt wird? Oder liegt das nur an der schrecklichen Aufgabe, die sie erfüllen muss? Womöglich leidet sie selbst unter der Einsamkeit und Isolation, in die sie durch ihre Aufgabe gezwungen wird. Das waren Fragen, die ich mir bei dieser Figur gestellt habe.

Generell mag ich es, meine Protagonisten an ihre menschlichen Grenzen zu bringen, und die Vorstellung, dass ein menschliches Mädchen ausgerechnet diese grausame zweite Identität in sich trägt, fand ich sehr reizvoll.

Zudem war mir sofort klar, dass die Harpyien eine Art mythologischer Vorgänger der Engel sein müssen, die von der christlichen Religion adaptiert wurden. Diese Idee hat mich letztendlich auf die Theorie gebracht, die Sergej in dem Buch vertritt: Dass in jeder Mythologie ein wahrer Kern steckt und dass es viele verschiedene Sagen gibt, die letztendlich von ein und demselben Wesen handeln. Die Schwierigkeit besteht aber darin, den wahren Kern aus den Sagen herauszufiltern.

In ihrem Zweiteiler Insel der Nyx (2013-2014) lassen Sie die mythologische Insel Atlantis wieder auftauchen und etablieren dort ein Totenreich. Wie sind Sie auf diese ungewöhnliche Idee gekommen?

Wie gesagt, Romanideen entstehen oft anders als man denkt. Auf die zahlreichen Nachkommen der Nyx bin ich im Laufe meiner Recherchen zu Harpyienblut gestoßen. Dort hatte ich aber keine Verwendung für weitere Götterfiguren. Etwas später wurde ich dann von meinem Verlag gefragt, ob ich nicht Lust hätte, noch einmal etwas zur griechischen Mythologie zu schreiben, dieses Mal für eine etwas jüngere Zielgruppe. Da fiel mir der Götterkomplex rund um die Nyx wieder ein.

Nun ist es aber so, dass Verlage gerne ihre eigenen Ideen beisteuern. In diesem Fall war das die Idee, dass Atlantis in dem Buch vorkommen könnte. Um der Vorstellung des Verlages gerecht zu werden, habe ich kurzerhand beide Ideen zusammengeworfen und die Nyx mitsamt ihren Kindern auf Atlantis angesiedelt. Dass es sich bei meinem Atlantis demnach um eine Art Totenreich handeln muss, war dann ziemlich naheliegend.

Und warum auch nicht – ein Totenreich auf einer Insel im Meer, die nur in Legenden existiert, und von der man nicht weiß, ob es sie wirklich jemals gegeben hat. Wenn man die Idee erstmal hat, klingt sie eigentlich ziemlich plausibel.

Das bisherige Gespräch hat es bereits angedeutet: In Ihren drei mythoshaltigen Phantastik-Romanen spielen mythische Jenseitsvorstellungen und die damit zusammenhängende Bewältigung von Trauer um tote Menschen eine große Rolle. Verarbeiten Sie damit autobiographische Erlebnisse oder möchten Sie Jugendliche metaphorisch auf die Allgegenwärtigkeit des Todes hinweisen?

Tatsächlich ist es so, dass mein Mentor in der Zeit gestorben ist, als ich Harpyienblut geschrieben habe. Er hat mein Schreiben über sieben Jahre lang begleitet und war in der Zeit immer der erste Ansprechpartner, wenn ich einen neuen Text hatte. Als er dann sehr plötzlich verstorben ist, hat mich das ziemlich mitgenommen und ich musste oft an ihn denken, während ich das Buch geschrieben habe. Aber die Idee und das Konzept für Harpyienblut standen schon vorher. Sein Tod war also nicht der Auslöser. Auch davor gab es zum Glück nie einen tragischen Todesfall in meiner Umgebung.

Der Hauptgrund, warum ich dieses Thema ausgewählt habe, liegt eher in mir selbst. Einerseits gehöre ich zu den Leuten, die sich ganz schrecklich vor dem Tod fürchten – und andererseits finde ich das Thema so faszinierend, dass ich mich immer wieder freiwillig damit beschäftige.

Ich vermute, es liegt daran, dass ich ein ungläubiger Mensch bin, der gleichzeitig jede Menge Phantasie hat. Meine Eltern haben mir immer die Wahl gelassen, ob ich nun an Gott glauben möchte oder nicht. Ich war beim Religionsunterricht, habe zuhause aber eher eine Mischung aus atheistischer und philosophischer Weltvorstellung erlebt. Das gab mir und meiner Phantasie viele Freiheiten, um mir selbst ein Bild zu machen, wie ich mir das Leben nach dem Tod denn nun vorstelle.

Inzwischen denke ich, dass viele Jugendliche heutzutage vor dem gleichen Dilemma stehen wie ich in meiner Jugend: Die wenigsten Kinder werden noch religiös erzogen. Aber die großen Menschheitsfragen bleiben trotzdem. Jedes Kind möchte früher oder später wissen, was nach dem Tod mit uns passiert. Früher wurde diese Frage mit der jeweiligen Religion beantwortet. Heutzutage stoßen Kinder an die beunruhigende Grenze, dass ihre Eltern es auch nicht wissen. Das schafft einerseits Unsicherheit und sorgt andererseits dafür, dass die Kinder weiterhin nach Antworten suchen. Letztendlich muss sich in unserer heutigen Kultur jeder seine eigene Glaubenswelt "zusammenbasteln".

Mit meinen Büchern möchte ich den Jugendlichen daher eine Möglichkeit geben, sich jenseits von religiösen Vorstellungen mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wer möchte, kann sich von meinen Geschichten für seine eigene Glaubenswelt inspirieren lassen. Wer das nicht möchte, liest einfach nur eine spannende Geschichte, die im Jenseits spielt. Aber zumindest ist es eine Gelegenheit, um sich konstruktive Gedanken über den Tod zu machen.

Auf ihrer Internet-Seite www.daniela-ohms.de können LeserInnen diverse mythologische Gestalten und Orte aus dem  Zweiteiler Insel der Nyx nachschlagen. Wieso ist ihnen diese didaktische Intention wichtig?

Die griechische Mythologie ist weit verzweigt und unübersichtlich. Sie komplett in einem Roman unterzubringen, halte ich für unmöglich. Aber auch der Teil, den ich in meinem Buch verwende, ist immer noch ein so großer Götterkomplex, dass man leicht den Überblick über die vielen Namen und Eigenschaften verlieren kann. Daher wollte ich, dass meine Leser die Möglichkeit haben, noch einmal das nachzuschlagen, was sie nicht verstanden oder vielleicht schon wieder vergessen haben.

Zudem wusste ich, dass das Interesse an griechischen Göttern groß ist – und da ich vieles im Buch nicht mehr unterbringen konnte, habe ich die Informationen kurzerhand in diesem "Anhang" zusammengefasst.

Ursprünglich sollte direkt im Buch ein "Götteranhang" veröffentlicht werden. Aber er wurde dann ziemlich schnell so umfangreich, dass er niemals im Buch Platz gefunden hätte. Daher habe ich mich mit dem Verlag geeinigt, ihn auf meiner Homepage zu veröffentlichen.

Ich weiß nicht, ob ich darin eine didaktische Intention sehen würde. Mir ist einfach nur daran gelegen, das zu teilen, was ich für meinen Roman herausgefunden habe.

Im Rahmen dieses gerade thematisierten, virtuellen Nachschlagewerks zu Insel der Nyx geben Sie z.B. bei den Anmerkungen zur Göttin Nyx als Quelle Hesiods Theogonie (ca. 700 v. Chr.) an. Inwiefern haben antike Standardwerke der Mythologie als Inspiration für Ihre Romane gedient?

Ich fürchte, an der Stelle muss ich Sie enttäuschen. Da ich weder Griechisch noch Latein spreche, wäre ich niemals in der Lage, die Originale zu lesen. Und ich muss gestehen, dass ich auch die Übersetzungen nur fragmentarisch gelesen habe. Als Inspirationsquelle habe ich mich eher an Sekundärwerke gehalten, die die griechische Mythologie bereits erklären und interpretieren. Von dort stammt dann auch der Hinweis auf die Originalquelle.

Aber jetzt fragen Sie mich bitte nicht, welche Sekundärwerke ich gelesen habe. Bislang war ich immer dankbar dafür, dass ich als Schriftstellerin keine Quellennachweise führen muss. Deshalb sieht meine Recherche immer so aus, dass ich zwar stapelweise Bücher lese (oder zumindest hineinlese), mir aber nicht genau notiere, welches Wissen ich nun aus welchen Büchern gewonnen habe. In meinem Kopf vermischt sich das alles dann bereits zu einer Geschichte, die wiederum meine eigene Phantasie enthält. Damit ich nichts Wichtiges vergesse, schreibe ich mir zwar eigene Zusammenfassungen z. B. über die einzelnen Götter. Aber genaue Quellenangaben könnte ich Ihnen beim besten Willen nicht mehr machen. In der Hinsicht wäre ich wohl eine sehr, sehr schlechte Philologin.

Wenn ich geahnt hätte, dass ich mal eine Lesung vor Griechisch- und Lateinphilologen halte, hätte ich mir meine Quellen bestimmt ein bisschen sorgfältiger notiert.

Man könnte also sagen: In Ihren drei mythoshaltigen Phantastik-Romanen für Jugendliche verwenden Sie die antike Mythologie wie einen Steinbruch, aus dem Sie je nach Bedarf Einzelelemente herausbrechen. Dabei entsteht ein frei eklektisches Spiel mit mythologischen Einzelelementen, das dadurch natürlich mit der antiken Standardversion radikal bricht. Wie rechtfertigen Sie diese aus philologischer Sicht sehr offene Umgangsweise mit dem antiken Mythos?

Zum Beispiel damit, dass ich keine Philologin bin.

Nein, aber Scherz beiseite: Ein Schriftsteller ist ja im Grunde das genaue Gegenteil eines Philologen. Ein Philologe bemüht sich darum, das Original möglichst genau zu erforschen und muss sich davor hüten, irgendetwas hinzuzuerfinden. Aber als Schriftstellerin werde ich einzig und allein dafür "bezahlt", eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen – und die wird am Ende nur danach bewertet, ob sie logisch ist, ob sie etwas Neues erzählt und ob sie dem Leser Spaß macht.

Um das zu erreichen, muss ich alles Mögliche in Einklang bringen: In diesem Fall muss ich aus dem "Gesamtwerk" der griechischen Mythologie ein Versatzstück "herausbrechen", das noch einigermaßen übersichtlich ist. Dazu kommen dann Figuren, die unserer heutigen Welt entstammen sollen, damit sie den jungen Lesern als Identifikationsfigur dienen können. Dann brauche ich noch einen roten Faden, der drei Romane füllen soll, ohne sich zu verheddern.

Und letztendlich habe ich ein "Problem", ohne das ich wohl niemals Schriftstellerin geworden wäre: Meine Phantasie erfindet immer wieder Dinge hinzu, die ich unbedingt schreiben will. Um diese Ideen dann wiederum an die griechische Mythologie anzubinden, gab es einige Fälle, in denen ich mir das passende "Versatzstück" erst im Nachhinein gesucht habe.

Zum Glück ist die griechische Mythologie dafür ein sehr dankbarer "Steinbruch". Wenn ich nur lange genug suche, finde ich fast immer den Stein, der mir gerade gefehlt hat.

Wenn ich das jetzt so erzähle, sträuben sich bei einem Philologen vermutlich sämtliche Nackenhaare. Aber ich finde, letztendlich kommt es doch auch darauf an, die Jugendlichen überhaupt für das Thema zu begeistern. Viele lesen daraufhin noch weitere Bücher über die griechische Mythologie. Und wer weiß, unter tausenden Insel-der-Nyx- und Percy-Jackson-Fans finden sich womöglich sogar welche, die aus diesem Grund Griechisch lernen und vielleicht sogar griechische Philologie studieren. Ich finde also, dass meine "Steinbruch-Strategie" durchaus ihre Berechtigung hat.

Was können Heranwachsende denn Ihrer Meinung nach aus Motiven der griechisch-römischen Mythologie lernen?

Da kommen wir wieder auf die fehlende Religion zurück, die ich eben schon angesprochen habe. Die griechische Mythologie hat im Grunde das Potential zu einer Weltreligion, weil sie auf alle großen Menschheitsfragen eine Antwort bietet. Da es aber keine "Kirche" oder Glaubensgemeinschaft mehr gibt, die den Glauben der alten Griechen pflegt, ist die griechische Mythologie frei von religiösen Zwängen. Jeder kann sich aus ihr "bedienen", um sich ein eigenes Weltbild aufzubauen, ist aber nicht daran gebunden, sich auch wirklich an alle Vorgaben zu halten. Ich denke, diese Kombination aus "religiösem Angebot" und persönlicher Glaubensfreiheit macht den Reiz aus, den Jugendliche zu schätzen wissen.

Außerdem kommt noch hinzu, dass in den Götterfiguren alle menschlichen Eigenschaften personifiziert werden. Während wir Menschen ja immer von einer Mischung aus Charakterzügen beherrscht werden, kann ich eine Götterfigur ganz rein auf eine Eigenschaft reduzieren. Dadurch wird diese Eigenschaft greifbar und ich kann ihre Auswirkungen deutlich darstellen. Darin liegt letztendlich ein Schlüssel zur menschlichen Psychologie: Nur wenn man die einzelnen Bestandteile menschlicher Eigenschaften und Gefühle durchschaut, kann man den Menschen als "Ganzes" verstehen.

Die antike Mythologie steht spätestens seit dem großen Erfolg der Percy-Jackson-Reihe (2006-2009) als Quelle wieder im Fokus für die Phantastik. Inwieweit haben Sie sich von zeitgenössischen Werken der mythoshaltigen Phantastik beeinflussen lassen?

Gar nicht. Ich habe weder Percy Jackson noch einen anderen Roman über die griechische Mythologie gelesen. Sobald klar war, dass ich selbst über das Thema schreiben will, habe ich die Finger davon gelassen. Mir ist es wichtig, meine eigenen Geschichten zu erzählen. Wenn ich aber schon ähnliche Werke kenne, ist die Gefahr groß, mich beeinflussen zu lassen. Dann übernehme ich womöglich etwas als Grundlage, was ein anderer Schriftsteller bereits interpretiert hat. Oder ich versuche zwanghaft, alles das zu vermeiden, über das bereits in anderen Romanen geschrieben wurde – und am Ende lasse ich dann Dinge weg, die mir eigentlich wichtig waren, nur um sie nicht "nachzumachen".

Also nein, andere Romane über das Thema werde ich erst lesen, wenn ich meine Nyx abgeschlossen habe. Und zur Recherche verlasse ich mich lieber auf das, was Philologen über die antike Mythologie geschrieben haben. Von Schriftstellern weiß ich ja, dass sie die Hälfte hinzuerfinden.

Phantastik-Romane werden zurzeit gerne im Rahmen von Medienverbünden vermarktet. Ist in naher Zukunft eine Verfilmung einer Ihrer Romane oder eine Adaption als Hörbuch geplant? Wie stehen Sie zu dieser Marketing-Strategie der Verlage?

Wenn es so wäre, würde ich mich sicher freuen. Aber leider ist weder das eine noch das andere in Aussicht. Wenn Sie mal genauer schauen, dann fällt auch auf, dass Verfilmungen von Fantasy-Stoffen meistens aus den USA oder England kommen. In Deutschland, und vor allem mit deutschen Büchern als Grundlage, ist so etwas selten.

Meines Wissens nach sind Verfilmungen auch gar keine Marketing-Strategie der Verlage. Manche Verlage bemühen sich zwar darum, die Lizenzen für Filmrechte zu verkaufen. Aber da sie selbst keine Filme produzieren, können sie auch nur darauf hoffen, dass sich jemand für die Filmrechte interessiert. Wenn deutsche Stoffe verfilmt werden, dann liegt das meistens daran, dass die Autoren von einer Filmagentur vertreten werden, die sich gezielt um die Vermarktung der Filmrechte kümmert.

Hörbuchverlage arbeiten meist etwas enger mit bestimmten Verlagen zusammen. Aber da ist es in der Regel so, dass eine Hörbuchauswertung entweder direkt geplant wird oder gar nicht.

Verfolgen Sie andere Projekte, in denen die antike Mythologie eine Rolle spielt?

Ein Projekt mit der antiken Mythologie ist leider nicht darunter. Mein nächstes Buch, das ich jetzt gerade beendet habe, ist vollkommen realistisch und spielt im 2. Weltkrieg. Danach habe ich dann wieder einen Vertrag für eine Fantasy-Trilogie, in dem Fall handelt es sich aber um high fantasy und ich muss mir selbst eine schlüssige Mythologie dafür ausdenken.

Vielen Dank für dieses Interview – und natürlich viel Erfolg und Freude beim Publizieren weiterer mythoshaltiger und anderer Werke für Jugendliche und Erwachsene!

Daniela Ohms ist 1978 in Rheda-Wiedenbrück (NRW), in der Nähe von Paderborn geboren und auf einem einsam gelegenen Bauernhof aufgewachsen. Sie begann früh Kurzgeschichten in Literaturzeitungen zu veröffentlichen. 2010 belegte sie den zweiten Platz des Agatha-Christie-Krimipreises. Ihre Veröffentlichungen siedeln sich im Subgenre der Urban-Fantasy an. Unter dem Pseudonym D. Winterfeld schrieb sie auch Romane für Erwachsene. Ihr derzeitiger Wohnort ist Berlin-Kreuzberg, wo sie mit ihren Kindern und ihrem Mann lebt. Neben der Tätigkeit als Autorin arbeitet sie auch Lektorin in einer Literaturagentur. Insel der Nyx, ihr aktueller Fantasy- Roman für jugendliche LeserInnen, wurde für die Kalbacher Klapperschlange nominiert.

Einen Tagungsbericht zur Tagung "Verjüngte Antike" finden Sie hier.