Sie schreiben in Ihrem neuen Buch (L’école, c’est moi: Schüler:innen im Zentrum zeitgemäßen Unterrichts), dass Schüler:innen mehr Demokratie an Schulen erleben sollten. Hätten Sie dazu passende Lektüretipps für uns?

Klar, ich würde Schule macht Demokratie von Katharina Meiser empfehlen oder Die neue Schule der Demokratie von Marina Weisband. 

Zurecht fordern Sie an Schulen ein proaktiveres und reflektierteres Vorgehen gegen Rassismus. Mit welchen Jugendbüchern könnte man dies ggf. unterstützen?

Der Geruch von Wut von Clima oder Unsichtbar von Moreno eignen sich gut dafür. 

 

Adultismus (Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen ihres Alters wegen) schränkt die Entwicklung der Kinder ein. Durch welche Lektüren könnte man Adultismus entgegenwirken?

Zu Adultismus gibt es mittlerweile viele gute Sachbücher, z.B. das von Manuela Ritz und  Simbi Schwarz (Adultismus und kritisches Erwachsensein). 

 

In Ihrem Kapitel zur Motivation von Schüler:innen bei der Bearbeitung von Aufgaben, deren Nützlichkeit fürs Leben diese noch nicht verstehen, führen Sie geschickt das literarische Beispiel von Coyles Tom Sawyer und das berühmte Kapitel mit dem Zaunstreichen an und konstatieren sodann, dass es eine derartige Initialzündung mit Blick auf die Schülermotivation in der Schule auch nötig ist. Was meinen Sie damit? Wie könnte man Schüler:innen der jeweiligen Entwicklungsstufe mehr für Unterrichtsinhalte aller Art motivieren?

Dafür gibt es keine generelle Anleitung – es braucht eine Kombination von didaktischen Einfällen, persönlicher Begeisterung, Beziehungsarbeit und der Bereitschaft, Schüler:innen als interessierte Individuen zu betrachten. 

 

Eine gute Medienausstattung ist das A und O für einen gelungenen digitalen Unterricht. Welche digitalen Medien sollten Ihrer Meinung nach regelmäßig im Unterricht verwendet werden?

Das hängt vom Alter ab. Medien sollten dann genutzt werden, wenn Schüler:innen damit tatsächlich etwas lernen und erarbeiten können. Es sollte kein Alibi sein. Grundsätzlich lesen, schreiben und rechnen Menschen heute auch mit digitalen Medien. Das sollte auch in der Schule denkbar sein. 

 

Ihrer Meinung nach ist eine gute Ausstattung von Schulen notwendig für deren Transformation. Wie sollte eine ideale Schule Ihrer Meinung nach in Bezug auf Kinder- und Jugendmedien ausgestattet sein?

Schüler:innen sollten im Unterrichtszimmer Zugang zu attraktiven Kinder- und Jugendmedien erhalten können. Das bedeutet, jedes Klassenzimmer bräuchte eine kuratierte kleine Bibliothek.  

Schülerinnen und Schüler haben mehrere Leseknicks und bevorzugen tendenziell immer mehr soziale Medien gegenüber dem Bücherlesen. Wie sieht für Sie eine angemessene Leseförderung und -motivation im Zeitalter von Social Media und KI aus?

Lesen ist wie Wandern. Wenn Kinder entsprechende Erfahrungen machen, werden sie als Jugendliche vielleicht andere Aktivitäten bevorzugen – als Erwachsene werden sie aber von diesen Erfahrungen geprägt sein und zu ihnen zurückkehren. Deshalb sollte Lesen so früh wie möglich als anregende, interessante Aktivität angeboten werden. 

Vielen Dank für Ihre tollen Praxistipps in diesem Interview! Wir freuen uns auf Ihre weiteren Publikationen mit Blick auf den Einsatz von (digitalen) Kinder- und Jugendmedien in der Schule.