Inhalt

"Ich bin nun mal eine Zappeline", sagt Line von sich selbst [o.S.]. Es gelingt ihr einfach nicht, still zu sitzen, trotz der vielen Ermahnungen durch die Erwachsenen. So bittet die Lehrerin auch auf dem Wandertag im Zoo um gesittetes Benehmen, aber Line erschreckt die Elefanten und piesackt den Pfau. Die Warnung der Lehrerin, sie möge niemals wilde Katzen kitzeln, fordert Line sofort heraus und sie kitzelt den Tiger. Dieser bricht in lautes Gebrüll aus und vor Schreck fallen alle Tiere um oder laufen panisch umher. Da muss Line dann einschreiten und streng für Ordnung sorgen.

Kritik

Der Witz des Buches entsteht einerseits durch die hellen, amüsanten Bilder von Lines Blödeleien, andererseits aber auch durch die rasanten Sprachspiele. Der Text ist in der Tradition von Zungenbrechern durchsetzt von Reimen, Assonanzen und Konsonanzen. Line ist "am Zippeln und Zappeln, am Trippeln und Trappeln, am Kribbeln und Krabbeln." [o.S.] Durch die Gleichklänge und Reime ergibt sich beim Vorlesen ein Rhythmus, der auf den folgenden Seiten nicht zwanghaft durchgehalten wird, aber immer wiederkehrt. Das Buch arbeitet mit Alliterationen wie "Bitte hör auf, die Bären zu belästigen" [o.S.], Reimen wie "zippeln und trippeln" [o.S.] und Aufzählungen oder repetitiven Formulierungen. Diese Fülle an Tropen beschwert das Buch aber nicht, sondern erzeugt besonders beim lauten, gemeinsamen Lesen Klang und Rhythmus, die die Geschichte lebendig präsentieren und den Spaß an Sprachspielen wecken.

So eignet sich das Buch allein vom sprachlichen Aspekt her hervorragend für die Arbeit in Klassenzimmern, Schreib- oder Literaturgruppen, weil anhand des Textes bestimmte Tropen erarbeitet werden können. Durch die bildhaften Formulierungen weckt es bei Kindern sofort die Lust, selbst mit Klängen zu experimentieren und eigene Alliterationen oder Reime zu finden.

Für die verspielte Sprache der Philosophielehrerin Pamela Butchart fand der Illustrator Marc Boutavant lebendige, liebevolle Bilder. Vor weich gezeichneten Hintergründen bewegen sich Menschen und Tiere, die durch knallige Farben und festen Strich etwas hervorgehoben sind. Was positiv auffällt, ist die Fülle der Hauttöne und Frisuren in der fröhlichen Kindergruppe, die die Diversität aus der Wirklichkeit zumindest am Rand abbildet. 

Die wimmeligen Illustrationen ergänzen die sprachliche Ebene sehr gut. Sie bestechen durch Detailfülle: jede Person sieht individuell aus, im Hintergrund flattern Vögel auf, ein kleiner Igel schaut auf vielen Seiten aus dem Gras, die Affen ziehen Fratzen. Die fast übertriebene Mimik und Gestik der Figuren zusammen mit den Reihungen und Gleichklängen des Textes bringen Erwachsene und Kinder zum Lachen. Das große Format des Bandes (26,8 x 26,8 cm) wird auf vielen Doppelseiten voll genutzt und lädt dazu ein, den Blick wandern zu lassen, wenn die Worte schon verklungen sind. So lässt sich das Leseerlebnis noch ausdehnen.

Der Höhepunkt der Illustration ist eine beidseitig aufklappbare Doppelseite, wodurch das Chaos sich auf vier Seiten entfalten kann. Dort purzeln alle Tiere mit aufgerissenen Augen durch den Zoo. An solchen Stellen stehen die Bilder im Vordergrund, während sie an anderer Stelle die Sprachspiele in ihrer Wirkung unterstützen.

Fazit

Die Alterseignung ist vom Verlag ab drei Jahren angegeben. Kinder bis hinauf zum Alter von zehn Jahren haben Freude an den Bildern und den Sprachspielen. Es eignet sich insbesondere zum Vorlesen und als Auftakt zu Sprachspielrunden in Grundschule oder Kindergarten.

Titel: Niemals wilde Katzen kitzeln
Autor/-in:
  • Name: Butchart, Pamela
Illustrator/-in:
  • Name: Boutavant, Marc
Erscheinungsort: Berlin
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Reprodukt
ISBN-13: 978-3-95640-043-8
Seitenzahl: 32
Preis: 16,00 €
Altersempfehlung Redaktion: 3 Jahre
Butchart, Pamela/Boutavant, Marc: Niemals wilde Katzen kitzeln