von Sara AitchafhiJulia Thilo und Nele Cichon

Die einen träumen im Sommer davon, mit Delfinen durch Korallenriffe zu schwimmen, den anderen ist auch das Strandleben an der niederländischen Küste aufregend genug. Kleiner Tipp: Im Hotel von Kos’ Familie sind noch Zimmer frei. Der 12-Jährige hat trotzdem alle Hände voll zu tun, denn er ist vorübergehend allein unter Schwestern und muss den Laden mit ihnen zusammen schmeißen. Ganz schön ins Schwitzen kommen auch die ehemalige Parkleiterin Claire und der Navy-Soldat Owen, denn sie wollen die Dinosaurier des einstigen Freizeitparks Jurassic World vor einem Vulkanausbruch retten. Notsituationen ist Elias gewohnt – als Rettungsboot bewahrt er trotzdem einen kühlen Kopf. Und wer den klimatisierten Kinosaal aufsucht, um es sich warm ums Herz werden zu lassen, dem oder der sei zum charmanten Liebesfilm Love, Simon geraten – der ist nicht nur schön romantisch, sondern noch dazu die erste Romcom eines großen Hollywoodstudios über einen schwulen Teenager. Der Kinder- und Jugendkinomonat Juni hat also eine Menge zu bieten!

 

Jurassic World: Das gefallene Königreich
Kinostart: 06.06.2018, FSK 12

Auf der Insel "Isla Nublar", auf der einst der "Jurassic Park" errichtet wurde, droht ein Aussterben der Dinosaurier durch einen Vulkanausbruch. Um das zu vermeiden, beauftragt die ehemalige Parkleiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) den Navi-Soldaten Owen Grady (Chris Pratt), die Tragödie durch ein Rettungskommando zu verhindern. Für Spannung sorgt nicht nur der Vulkan, der jeden Moment auszubrechen droht, sondern auch ein besonders gefährlicher "Hybrid-Dinosaurier".

Jurassic World: Das gefallene Königreich ist als Fortsetzung von Jurassic World (2015) der fünfte Teil der einst von Spielberg geschaffenen Jurassic Park-Reihe. Eines der Highlights des Films ist das Comeback von Jeff Goldblum, der bereits im ersten Film der Reihe überzeugte, aber auch ein Regieaustausch sorgt für frischen Wind: Für sein Spielfilmdebüt Das Waisenhaus (2007) gewann Juan Antonio Bayona den spanischen Filmpreis "Goya" als bester Nachwuchsregisseur; zuletzt machte er mit der Romanadaption Sieben Minuten nach Mitternacht auf sich aufmerksam.


Goodbye Christopher Robin
Kinostart: 07.06.2018, FSK 6

Der Schriftsteller A. A. Milne (Domhnall Gleeson) ist nicht mehr derselbe, als er nach seinem Dienst im Ersten Weltkrieg zu seiner Frau Daphne (Margot Robbie) zurückkehrt. Erst nach der Geburt ihres Sohnes Christopher Robin (Will Tilston) und der Zeit, die sie miteinander verbringen, scheint er wieder zu sich zu kommen. Gemeinsam denken sich Vater und Sohn im Wald Geschichten rund um die geliebten Kuscheltiere des nun fünfjährigen Jungen aus. Von den Abenteuern des Bären, des Esels und des kleinen Ferkels inspiriert, verfasst Milne ein Buch, welches prompt zu einem internationalen Erfolg wird. Jedoch haben auch der darauffolgende Ruhm, das Geld und das Rampenlicht eine Schattenseite, denn die Aufmerksamkeit des Publikums wird schnell umgelenkt, als es erfährt, dass es den Christopher Robin aus der Geschichte tatsächlich gibt… 

Goodbye Christopher Robin erzählt die Entstehungsgeschichte von A. A. Milnes weltbekanntem Kinderbuch Winnie-the-Pooh, dessen Figuren auch mehr als neunzig Jahre nach ihrer "Geburt" noch Kinderherzen höher schlagen lassen.


Wolf and Sheep
Kinostart: 07.06.2018, FSK: noch nicht bekannt

Afghanistan, das ist nicht nur ein von Bürgerkrieg und religiösem Fanatismus zerrissenes Land. In Wolf and Sheep, dem semi-dokumentarischen Spielfilmdebüt der jungen iranisch-afghanischen Regisseurin Sharhbanoo Sadat, wirkt das Alltagsleben in einer Bergregion in der Mitte des Lands wie eine zeitlose, vormoderne ländliche Idylle fernab der politischen Konflikte.
 
Im Fokus stehen der elfjährige Qodrat und die bildhübsche Sediqa, die beide Außenseiter in ihrer Gemeinschaft sind. Zunehmend mit den Verhaltenszwängen der konservativ-reaktionären Erwachsenenwelt konfrontiert, verbringen sie ihre Tage damit, die Schafe zu hüten, Steinschleudern zu basteln und sich mit Hilfe von Geschichten einen Reim auf die Mysterien des Lebens zu machen. Zum Beispiel mit der Geschichte vom Kaschmir-Wolf, der in der Nacht auf zwei statt vier Pfoten im Dorf sein Unwesen treibt und die Schafe reißt.  
 
Sadat verarbeitet eigene Kindheitserlebnisse: In Teheran als Kind von im Exil lebenden afghanischen Eltern geboren, verbrachte sie einen Teil ihrer Kindheit und Jugend in einem Dorf mitten im afghanischen Nirgendwo, bevor sie in Kabul und später Paris eine Karriere als Regisseurin einschlug. Für ihren ersten Langspielfilm, der "zwischen Naturalismus und Fabel schiller[t]" (Gerhard Midding, epd film), wurde Sadat bei den Filmfestspielen in Cannes 2016 für die Goldene Kamera nominiert – und gewann bei der parallel stattfindenden Quinzaine des Réalisateurs den Art Cinema Award. Zwei Jahre später hat sich der Kairos Filmverleih die deutschen Kinoverwertungsrechte gesichert. 
 

Muhi – Generally Temporary
Kinostart: 14.06.2018, FSK 0

 

Der kleine palästinensische Junge Muhi wird im Gazastreifen geboren, verbringt aber den Großteil seines jungen Lebens in einem Krankenhaus in Tel Aviv: Aufgrund einer Autoimmunerkrankung mussten ihm beide Arme und Beine amputiert werden. Im Krankenhaus wohnt er mit seinem Großvater Abu Naim, der ihn als einziges Familienmitglied auf die andere Seite des Gazastreifens nach Israel begleiten darf. Die Filmemacher Rina Castelnuovo-Hollander und Tamir Elsterman haben Muhi vier Jahre lang in seinem alltäglichen Leben gefilmt und es wird schnell deutlich, was für ein lebensfroher Mensch der Junge ist.

Der Film rührt durch die Thematisierung eines tragisch-emotionalen Schicksals – und stimmt dank der Lebensfreude des Jungen dennoch hoffnungsfroh. Den Kinosaal verlassen die Zuschauer nicht ohne Nachwirkungen; ein Film über Hoffnung und das Glücklichsein, aber auch über den Kampf ums Überleben – und über den israelisch-palästinensischen Konflikt, der Muhis Aufwachsen prägt.


Allein unter Schwestern Ein turbulenter Sommer im Hotel the Big L
Kinostart: 21.06.2018, FSK 6

Der 12-jährige Kos (Julian Ras) lebt mit seinem Vater und seinen drei Schwestern in ihrem Familienhotel am Meer. Plötzlich erleidet sein Vater einen Herzinfarkt und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden, sodass Kos sich gezwungen sieht, die Leitung des Hotels zu übernehmen. Dabei stößt er immer wieder auf neue Probleme: Von Streitereien mit seinen Geschwistern über unzufriedene Gäste bis hin zu kündigenden Mitarbeitern ist alles dabei. Als auch noch Geldprobleme hinzukommen, nimmt Kos – als Mädchen verkleidet – an einem Schönheitswettbewerb teil, um an das Preisgeld zu gelangen. Gleichzeitig hat er mit einem Fußball-Talentscout und seiner ersten großen Liebe zu kämpfen… 

Der Hauptdarsteller Julian Ras wurde für seine Rolle in Allein unter Schwestern auf dem Internationalen Filmfestival Schlingel mit dem Preis für den besten Kinderdarsteller ausgezeichnet.


Dolphins
Kinostart: 21.06.2018, FSK: noch nicht bekannt

Dolphins ist ein Dokumentarfilm von Disneynature und begleitet den jungen Delfin Echo beim Erwachsenwerden: Echo ist hin- und hergerissen zwischen Spaß und Verantwortung. Disneynature zeigt, wie Echo Überlebensstrategien erlernt und zum ersten Mal auf andere Meeresbewohner trifft. Nebenbei erfahren die Zuschauer, welche Rolle die Delfine dabei spielen, das fragile ökologische Gleichgewicht des Korallenriffs zu bewahren, indem sie leben.

Dolphins ist bereits der zwölfte Naturdokumentarfilm von Disneynature und folgt – so Jordan Mintzer im Hollywood Reporter – der Erfolgsformel der vorherigen Filme: Inhaltlich sind sie nicht sehr innovativ und schneiden schwierige Themen wie Umweltverschmutzung und Klimawandel nur an, dafür bieten die Filme immer wieder atemberaubend schöne Aufnahmen.


Elias – Das kleine Rettungsboot
Kinostart: 28.06.2018, FSK 0

Rettungsboot Elias (Deutscher Synchronsprecher: Tobias Krell alias "Checker Tobi") mag zwar klein sein, aber wenn Not am Mann ist, ist er bereits große Klasse: Während eines Sturms rettet er einen Kutter mit Motorschaden aus einer gefährlichen Lage. Zum Dank darf er ab nun in einem Großhafen arbeiten. Weil er aber nachts mit dem hübschen Boot Stella durch die Stadt schippert und zwielichtige Gestalten beobachtet, ist Elias tagsüber ganz schön müde und wird schnell wieder entlassen. Tagelang ist der arbeitslose Elias niedergeschlagen – doch dann reißt ihn die Entdeckung eines Geheimnisses aus seiner Lethargie.

Der norwegische Animationsfilm ist sichtlich darum bemüht, Unterhaltung für die ganze Familie zu bieten, sitzt dabei aber zwischen allen Stühlen: Jugendliche und Erwachsene dürften die detailarmen Animationen und die einfach gestrickten Figuren mit ihrer überdeutlichen Mimik wenig ansprechen, jüngeren Kindern wiederum bietet die Geschichte um die beruflichen Schwierigkeiten des Rettungsbootes nicht sehr viele Anknüpfungspunkte an ihre Lebenswelt.


Love, Simon
Kinostart: 28.06.2018, FSK 0

Er sieht gut aus, hat verständnisvolle Eltern, tolle Freunde und wächst in einem behüteten Umfeld auf – eigentlich ist Simons Leben viel zu langweilig für einen Film. Wäre da nicht diese eine Sache: Simon (Nick Robinson) hat noch niemandem davon erzählt, dass er schwul ist. Niemandem außer einem unbekannten Schüler seiner Highschool: Unter Pseudonymen beginnen die beiden einen regen Austausch von E-Mails. Zum ersten Mal kann Simon offen über seine Gefühle sprechen – und verliebt sich in den Schreibpartner. Leider entdeckt Simons Mitschüler Martin sein Geheimnis und erpresst ihn, damit Simon ihm hilft, seiner Freundin Abby näherzukommen. 

Das, was man der Adaption von Becky Albertallis Debütroman Simon vs. the Homo Sapiens Agenda (der etwas witzlose deutsche Titel: Nur drei Worte; Deutscher Literaturpreis 2017: Preis der Jugendjury) leicht vorwerfen könnte, ist zugleich Teil ihrer Stärke. Zugegeben: Die wenigen Kanten der Buchfiguren wurden großzügig geschliffen und das bisschen Körperlichkeit der Vorlage säuberlich gestrichen – Filmkritiker Alonso Duralde beschreibt den Film sehr treffend als "safe as milk compared to the LGBTQ stories that indie and foreign filmmakers have been telling for the last few decades". Aber Love, Simon zielt eben auch nicht auf ein eher kleines, tendenziell erwachsenes Arthouse-Publikum ab, sondern auf die breite Masse, auf Jugendliche, die sich den Film jenseits von Schulvorstellungen in ihrem Freundeskreis freiwillig ansehen und Simons Liebesgeschichte beim Popcornverzehr die Daumen drücken – großartig, wenn das gelingt! Und warum sollten realitätsentrückte Feelgood-Romcoms in Hochglanzoptik und mit prominentem Cast und Happy-Ending den Heterofiguren vorbehalten bleiben? Love, Simon fordert zwar nicht heraus, macht aber trotzdem an vielen Stellen Vieles richtig: Er bringt zum Lachen, rührt zu Tränen, inspiriert, ist zugänglich und mit tollen Jungdarsteller*innen besetzt, portraitiert selbst Simons "Gegenspieler" mit einer gewissen Sympathie und schafft es trotz des leichten Tonfalls stellenweise sogar, eine Ahnung davon zu vermitteln, wie belastend es ist, einen Teil der eigenen Identität verstecken zu müssen.


Meine teuflisch gute Freundin
Kinostart: 28.06.2018, FSK 6

Liliths Leben ist die Hölle, nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz real: Sie ist die Tochter des Teufels, der ihr aufgrund ihres jungen Alters teuflische Arbeiten allerdings untersagt. Böse sein darf sie nur unter Aufsicht, und auch nur in der Theorie. Das genügt dem 14-jährigen Mädchen aber nicht. Sie vereinbart mit ihrem Vater den Deal, dass sie die auserwählte Greta innerhalb kürzester Zeit zu einem bösen Menschen macht und als Belohnung weiterhin ihr Treiben auf der Erde fortsetzen darf. Sollte ihr dies nicht gelingen, muss sie allerdings für immer in die Hölle zurück – sozusagen ein Teufelspakt unter Teufeln. Greta scheint jedoch kein einziges Fünkchen Böses in sich zu tragen und stellt Lilith somit vor eine große Herausforderung – der Deal mit dem Teufel scheint nicht zu Liliths Gunsten auszugehen. Auch die Liebe scheint ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen: Was kann ein verliebter Teufel schon Böses anstellen?

Für die deutsche Komödie standen u.a. Emilio Sakraya (bekannt aus den Bibi und Tina-Filmen, in denen er Bibis Freund Tarik spielt), Tatort-Kommissarin und Fack ju Göhte-Schauspielerin Alwara Höfels und Samuel Finzi (u.a. Tatort, Kokowääh, Fünf Freunde 4) vor der Kamera. Auch Janina Fautz, die die Rolle der kreuzbraven Greta übernimmt, ist keine Unbekannte: Kinderfilmkenner durften sie schon als "Klette" in den Wilde-Kerle-Filmen erleben, zudem stand sie bereits für zahlreiche Fernsehproduktionen vor der Kamera.

  

Kinostarts im Überblick:

06. Juni 2018: Jurassic World: Das gefallene Königreich

07. Juni 2018: Goodbye Christopher Robin; Wolf and Sheep

14. Juni 2018: Muhi – Generally Temporary

21. Juni 2018: Allein unter Schwestern – Ein turbulenter Sommer im Hotel the Big L; Dolphins

28. Juni 2018: Elias – Das kleine Rettungsboot; Love, Simon; Meine teuflisch gute Freundin