Inhalt

Die auf den ersten Seiten des Buches verfasste Erklärung des Autors, er habe diese Geschichte selbst als Kind gelesen und würde nunmehr die klassische Erzählung des ursprünglichen Autors S. Morgenstern lediglich weitergeben, wie auch seine fortwährende Unterbrechung dieser Erzählung wird in der Filmadaption durch die Rahmenhandlung aufgegriffen, in der ein Großvater (Peter Falk) seinem kranken Enkel (Fred Savage) das Märchen vorliest. Obwohl die Geschichte um die schöne Buttercup (Robin Wright) und ihre wahre Liebe Westley (Cary Elwes) das Etikett eines Märchens und somit auch aller damit verbundenen Stereotypen heranzieht, wirft die Ironie dieser Geschichte die Frage auf, ob diese Erzählung, die bereits viele Jahre vor Shrek gängige Märchenmotive karikierte, das junge Publikum tatsächlich erreicht. Die Rahmenhandlung, die in das Märchen einführt, wird bestimmt durch den jungen Darsteller Fred Savage im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren. Seinem kranken Filmenkel liest der Großvater Peter Falk die Geschichte der Prinzessin vor. Verbunden wird diese Kinderzimmerszene mit der Hauptgeschichte durch Voice-Over-Effekte. So gibt es in zahlreichen spannenden Sequenzen des Märchens immer wieder einen Rücksprung zur Rahmenhandlung durch Zwischenrufe des Jungen. Im Mittelpunkt steht jedoch die Liebesgeschichte der schönen Buttercup, die damit beginnt, dass ihre große Liebe sie verlässt, um auf Übersee sein Glück zu machen und ihnen damit ein gemeinsames glückliches Leben zu ermöglichen. Das Schiff, auf dem sich Wesley befindet, wird jedoch auf der Hinfahrt  von dem grausamen Piraten Roberts gekapert, der dafür bekannt ist, dass er keine Überlebenden hinterlässt. Buttercup, die nach dieser Nachricht beschließt, nie mehr zu lieben, wird jedoch von dem Prinzen Humperdinck als Braut auserkoren und muss sich dessen Befehlen beugen. Prinz Humperdinck, der von Chris Sarandon verkörpert wird, wird äußerlich zwar nicht als optisch adäquates Gegenstück zu Buttercups großer Liebe Westley dargestellt, aber er wird dennoch nicht durch ästhetische Makel karikiert. Im Verlauf der Geschichte jedoch entwickelt sich der Prinz, der in traditionellen Märchenerzählungen als Protagonist das Gute und den Helden verkörpert, zum Antagonisten, der zunächst die Entführung und Tötung seiner Braut plant, sein Ehrenwort bricht, foltert und sich durch minder heldenhafte Charakterzüge wie Feigheit und Jähzorn auszeichnet. Mit der Entführung der Prinzessin werden drei Vagabunden beauftragt: der schmächtige und cholerische Vinzzini (Wallace Shawn) als Kopf der Bande, der weltbeste Fechtmeister Diego Montoya (Mandy Patinkin) und der sanfte und behäbige Riese Fezzik (André the Giant). Das Abenteuer nimmt seinen Lauf, als die Entführer mit Buttercup auf einem Schiff flüchten und dabei von einem schwarz maskierten Mann auf einem Boot mit schwarzen Segeln verfolgt werden. Eingeführt als Bösewichte, die die Prinzessin entführen und töten sollen,  kristallisieren die Charaktere durch die Dialoge untereinander auf einer ironischen und humorvollen Ebene Eigenheiten heraus, die sie zu Sympathieträgern werden lassen. Am Plot Point, nachdem er die drei Entführer besiegt hat, wird der Maskierte als der grausame Pirat Roberts enttarnt. Im folgenden Dialog zwischen dem Maskierten und Buttercup erkennt Buttercup ihre verschollene Liebe Westley unter der Maske. An diesem Punkt werden auch die klassische Protagonisten- und Antagonistenrolle des Prinzen und des vermeintlichen Bösewichtes getauscht. Beim ersten Aufeinandertreffen von Westley und Prinz Humperdinck wird der Prinz zum Bösewicht und der grausame Pirat Roberts zum Helden. Humperdinck gibt Buttercup sein Wort, Westley in Freiheit zu entlassen und gibt heimlich den Befehl, ihn gefangen zu nehmen und zu foltern, während Westley sich kampflos dem Wusch Buttercups fügt. Nach der Folter durch den Handlanger des Prinzen Graf Rugen (Christopher Guest) erleidet Westley den Tod. Nur durch Hilfe seiner ehemaligen Gegner Fezzik und Montoya und der Einnahme einer Wunderpille gelingt Westley schließlich die Überwindung des Todes und auch die Rettung Buttercups aus den Fängen Humperdincks.

 

Abb. 1: Screenshot aus Die Braut des Prinzen (1987). Verleih: Jugendfilm.Abb. 1: Screenshot aus Die Braut des Prinzen (1987). Verleih: Jugendfilm.

Kritik

Die Braut des Prinzen karikiert nicht nur die klassischen Märchenthemen um heldenhafte Prinzen und schöne Prinzessinnen, die ihre wahre Liebe finden und bis ans Ende ihrer Tage glücklich leben. Diese Erzählung lebt vor allem von ihren vielen humorvollen und unerwarteten Wendungen. So wird bereits durch die Bekanntgabe, dass Westley Opfer des Piraten Roberts wurde, der niemanden verschont, eine unwillkürliche, innere Protestreaktion bei den Zuschauenden hervorgerufen, die sich in der Reaktion des kleinen Jungen der Rahmenhandlungen wiederfindet. Dieses Märchen beginnt, nachdem die schöne Prinzessin ihre einzig wahre Liebe gefunden und diese scheinbar für immer verloren hat. Auch führen einige Traumsequenzen der verlobten Prinzessin, die in ihren Alpträumen bereits verheiratet ist, den Zuschauer immer wieder in die Irre. Der Zuschauer findet aber durch den Jungen ein Sprachrohr, der in das Geschehen ungläubig eingreift und sich nicht mit allen Wendungen abfinden möchte. Obwohl die weibliche Hauptrolle nicht von der traditionellen Darstellung einer schönen Prinzessin abweicht, die Opfer ihres Schicksals wird und errettet werden muss, bieten die männlichen Protagonisten eine breit gefächerte Auswahl an humoristisch umrissenen Charakterzügen, die sie fehlerhaft und dennoch liebenswürdig zeigen. Der weltbeste Schwertkämpfer Montoya wird als ein von Rache getriebener und geknickter Kämpfer gezeigt, der ohne die resolute Führung durch den klugen Kopf Vinzzini wieder in seine alkoholisierte Depression verfällt und nur durch den von Fezzik beherzt durchgeführten, liebevollen und dennoch nicht zimperlichen Entzug wieder zu Besinnung kommt. Fezzik, der  reimende Riese, zeichnet sich vor allem durch seine kindliche Unschuld aus, die im Gegensatz zu seiner Körperlichkeit und seiner Stärke ausgelegt ist. Selbst Nebenfiguren wie der Vater des Prinzen, der äußerlich wie ein weiser und alter König anmutet, entpuppt sich als naiver Charakter, der Anzeichen von Alzheimer aufweist, und das zänkische Hexenehepaar im Wald hilft mit der Wunderpille, Westley ins Leben zurückzuholen, damit er seine wahre Liebe befreien kann. Goldmans Märchen zeigt vor allem durch die pointierten Dialoge zwischen den Protagonisten einen vielschichtigen Humor, der den Film trotz der Märchenthematik für ein älteres Publikum interessant macht. Sprachliche Ironie wie die Diagnose des Wunderheilers durch die Unterscheidung zwischen "ganz tot" und "fast tot" wie auch unerwartete Wendungen in auswegslosen Situationen (wie das plötzliche Auftauchen eines Katastrophenschutzmantels) karikieren zudem die Märchenwelt, in der es für nichts zu spät ist und alles sich zum Guten wenden kann. Diese Erzählung bleibt bis zum Schlusskampf unkonventionell und entscheidet sich nur durch einen Bluff des bewegungsunfähigen Westley, der den Prinzen zur freiwilligen Aufgabe überredet. Buttercup wird von einem fast toten Westley, dem verwundeten Montoya, der seinen Vater endlich rächen konnte, und Fezzik gerettet. Schließlich reiten sie gemeinsam auf den vom Prinzen gestohlenen Rössern in den Sonnenuntergang.

Abb. 2: Screenshot aus Die Braut des Prinzen (1987). Verleih: Jugendfilm.Abb. 2: Screenshot aus Die Braut des Prinzen (1987). Verleih: Jugendfilm.

Fazit

Bis zur Schlussszene zeigt dieser Film ein persifliertes Märchen mit einzigartigen Helden, die Schwächen haben. Den Zuschauenden werden die eigenen Vorstellungen über märchenhafte Liebe, schöne Prinzen und makellose Helden durch die Ironie, auf die dieser Film zurückgreift, humorvoll vor Augen geführt. Sehr junge Zuschauende werden das Abenteuer um Buttercup, Westley und ihre Begleiter als aufregende Geschichte empfinden, während ältere und jugendliche Zuschauende die detaillierte Ironie und den Sprachwitz schätzen werden.

Abb. 3: Screenshot aus Die Braut des Prinzen (1987). Verleih: Jugendfilm.Abb. 3: Screenshot aus Die Braut des Prinzen (1987). Verleih: Jugendfilm.

Titel: Die Braut des Prinzen
Regie:
  • Name: Reiner, Rob
Drehbuch:
  • Name: Goldman, William
Erscheinungsjahr: 1987
Dauer (Minuten): 98
Altersempfehlung Redaktion: 6 Jahre
FSK: 6 Jahre
Format: Kino
Die Braut des Prinzen (Rob Reiner, 1987)