Gewalt ist eine anthropologische Konstante: Seit jeher sehen sich Menschen im sozialen Miteinander mit Gewalt konfrontiert – sie erfahren sie am eigenen Leib oder üben sie mit ganz unterschiedlichen Motiven selbst aus. Die Formen und Funktionen von Gewalt sind vielfältig. Gewalttätige Handlungen können beispielsweise auf die Versehrung eines anderen Körpers abzielen, Menschen können Gewalt aber auch gegen sich selbst richten. Gewalt kann jedoch auch sprachlich oder auf andere nichtkörperliche Weise ausgeübt werden und psychisch-seelische Verletzungen hervorrufen. Die Legitimationen, die zur Rechtfertigung von Gewaltausübung bemüht werden, sind ebenfalls höchst unterschiedlich, können sich auf unterschiedliche Sinnsysteme beziehen und sind zudem einem historischen Wandel unterworfen: Gewalt kann sich aus niederen Beweggründen gegen wehrlose Individuen richten und der Befriedigung bestimmter Triebe gelten, sie kann dem Selbstschutz dienen, sie kann Mittel sein, um politischen Protest zu artikulieren oder Systeme zu stürzen etc. Schließlich lassen sich verschiedene Erfahrungs- bzw. Wahrnehmungsformen von Gewalt unterscheiden: Reale Gewalt kann als verletzend, schmerzhaft, demütigend und traumatisierend erfahren werden. In manchen Fällen wird Gewalt aber auch erwünscht, genossen oder als ‚gerecht' empfunden.

Im Kontext ästhetischer Inszenierung und Fiktionalisierung bindet Gewalt die Aufmerksamkeit von Rezipientinnen und Rezipienten in besonderer Weise und erscheint gerade im Bereich aktueller Unterhaltungsmedien unverzichtbar. Inwieweit literarische und andere mediale Verhandlungen von Gewalt im Literaturunterricht aufgegriffen werden sollten, ist jedoch nicht nur aufgrund aktueller kontroverser Diskussionen, z.B. über den Zusammenhang von Gewalt und digitalen Spielen, durchaus umstritten.

Das Themenheft der Zeitschrift Literatur im Unterricht möchte aus literatur- und mediendidaktischer Sicht einen Blick auf die vielfältigen Thematisierungen von Gewalt in Literatur und anderen Medien der Gegenwartskultur werfen. Folgende Schwerpunktsetzungen sind möglich, können aber durch weitere Aspekte gern ergänzt werden. Erbeten werden z.B.:

  • Beiträge zu Formen, Funktionen und Inszenierungsstrategien von Gewalt in Medien (Literatur, Film, TV-Serie, Comic/Graphic Novel etc.) der Gegenwart mit didaktischer Perspektivierung für den Literaturunterricht aller Jahrgangsstufen.
  • Beiträge, die Thematisierungen von Gewalt hinsichtlich der Entwicklung des aktuellen kinder- und jugendliterarischen Symbolsystems untersuchen.
  • Beiträge, die die Darstellung von Gewalt in der Gegenwartskultur in vergleichender Perspektive auf historische Repräsentations- und Legitimationsstrategien erschließen.

Erwünscht sind Beiträge im Umfang von ca. 32.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Kurze Abstracts mit bio-bibliographischer Notiz werden per Mail bis zum 14.10.2021 erbeten an Prof. Dr. Jan Standke (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).

Die fertiggestellten Beiträge sollen bis zum 11.02.2022 vorliegen.

Ausblick auf folgende Hefte:
2/2022: Sachmedien im Deutschunterricht
3/2022: Kirsten Boie

Redaktionskontakt

Prof. Dr. Jan Standke
Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Literatur
TU Braunschweig
Institut für Germanistik
Bienroder Weg 80
D-38106 Braunschweig
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Tel.: +49 531 391 8666

[Quelle: Call for Papers]