Aus der Jurybegründung

"Mit Die Farbe der Dinge hat Martin Panchaud ein höchst originelles Gesamtkunstwerk geschaffen, das frech und frisch die Bild- und Textlesegewohnheiten des Publikums durcheinanderwirbelt. Mit ihrer verspielten Visualität und ihrem medientypischen Erzähltempo dürfte diese Graphic Novel gerade auch bei Jugendlichen auf Anklang stossen. Als bunte Kreise bewegen sich Figuren über die weisse Bildfläche und in skizzenhaften Panels; feine Striche verbinden sie mit Dialogzeilen. Dazwischen eingestreut finden sich Infografiken, Übersichten und Kartenausschnitte. Ein erster Blick ins Buch lässt kaum vermuten, wie schnell die Handlung dennoch Fahrt aufnimmt und ihren eigenen Rhythmus entwickelt. Wer sich auf das frappante Format und die abstrakte Codierung einlässt, taucht unversehens in das Abenteuer des Protagonisten Simon ein. Die farbigen Kreise werden lebendig, ihre Emotionen springen über, wenn sie streiten, lieben, sich nerven und verzweifeln. Ein rasantes Familiendrama nimmt trotz spektakulärem Gewinn beim Pferderennen seinen tragischen Lauf. Am Schluss nimmt Simon als junger Erwachsener sein Schicksal selbst in die Hand.

Die unverwechselbare Coming-of-Age-Geschichte jongliert geschickt mit popkulturellen Elementen, überspitzt mediale Gewaltszenarien oder Sexfantasien und erweitert die jugendmediale Erzähltradition um eine völlig neue Spielart."

Der Preisträger

Martin Panchaud, 1982 in Genf geboren, ist ein in Zürich lebender Grafikdesigner, Autor und Illustrator. 2016 veröffentlichte er eine 123 Meter lange illustrierte Adaption von Star Wars Episode IV, für die er Anerkennung in diversen Kultureinrichtungen in Europa erhielt. Seine erste Graphic Novel Die Farbe der Dinge erschien 2020 bei der Edition Moderne und wurde für den Max und Moritz-Preis nominiert.

Der Preis

Der neue Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis will den Schweizer AutorInnen und IllustratorInnen sowie ihren Verlagen zu mehr öffentlicher Wahrnehmung und Wertschätzung verhelfen. Und er soll die Bedeutung einer vielfältigen und lebendigen Kinder- und Jugendliteratur für die Lesemotivation von Kindern und Jugendlichen unterstreichen.

Der Preis geht jährlich an ein herausragendes Einzelwerk aus den Bereichen Bilder-, Kinder- und Jugendbuch – auch Sachbücher oder Comics mit junger Zielgruppe können ausgezeichnet werden. Die Eingabe durch die Verlage ist jeweils vom 1. Juli bis zum 30. September des Vorjahres der Preisvergabe möglich. Eine unabhängige Jury nominiert aus den eingereichten Werken fünf Titel für die Shortlist und bestimmt aus dieser die Preisträgerin oder den Preisträger. Der Preis, dotiert mit 10’000 Franken, wird an den Solothurner Literaturtagen vergeben.

Diese nationale Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteraturschaffende wird vom Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV, vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM und von den Solothurner Literaturtagen getragen.

[Quelle: https://www.schweizerkinderbuchpreis.ch]