Am 15. Oktober 2021 wurde zum neunten Mal der Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis vergeben. Der Preis wurde durch den Ministerpräsidenten des Saarlandes, Herrn Tobias Hans, und der Vertreterin der Französischen Botschafterin in Deutschland, Frau Karin Fouledeau, in der diesjährigen Kategorie "Jugendbuch" in Saarbrücken verliehen.

Die Staatskanzlei hat die Veranstaltung live gestreamt. Hier können Sie die Aufzeichnung sehen.

Die Preisbücher

Grit Poppe: Verraten
Dressler 2020
336 Seiten, 12,00 €, ab 14 Jahre
ISBN 978-3-7915-0164-2

Als seine Großmutter ins Altenheim muss, zieht Sebastian zu seinem Vater, der die Familie verlassen hat, als er noch ein Kind war. Nichts verbindet ihn mit diesem Mann, der eine Haftstrafe verbüßen musste und kaum mit ihm spricht. Aber immer noch besser, als wieder in diesem schrecklichen Heim zu landen, in das er zunächst von der Jugendhilfe gebracht wurde - und aus dem Katja geflohen ist, um die er sich jetzt heimlich kümmert. Doch eines Tages taucht ein Mann in seiner Schule auf und drängt ihn, Lehrer und Mitschüler zu beobachten. Er macht ihn zum zum Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) der Stasi und bringt ihn dazu, seinen eigenen Vater zu bespitzeln. Der große DDR-Roman für Jugendliche.

Aus der Jurybegründung

Eindrückliche Einblicke in zwei jugendliche Lebensläufe in der DDR 1986: die des 15-jährigen Sebastian und der Ausreißerin Katja. Grit Poppe hat intensiv über Heimerziehung und das Anwerben jugendlicher Stasi-Spitzel recherchiert; sie führt mit einfühlsamen inneren Monologen die Manipulierbarkeit von Menschen vor, zeigt Gewissenskonflikte und wie man sowohl mit Drohkulissen als auch mit schmeichelndem Vertrauen Jugendliche instrumentalisieren kann. Poppes sehr genauen, aufwühlenden Beschreibungen offenbaren, wie die Gesellschaft in totalitären Staaten funktioniert – wo muss ich mich unterwerfen, wo mache ich Kompromisse? Das Verlieren der menschlichen Würde ist, so wird deutlich, perfide geplant und systemimmanent.


Delphine Pessin: Deux fleurs en hiver
Didier Jeunesse 2020
192 Seiten, 15,90 €, ab 12 Jahren
ISBN 978-2-278-09829-3

Capucine wechselt die Perückenfarbe je nach Laune und je nach den Entdeckungen, die sie in ihrem Beruf als Pflegehelferin macht. Die verwirrte Violette ist vor kurzem als Bewohnerin in das Pflegeheim eingezogen. Ihre Begegnung birgt Sprengstoff für den langweiligen Alltag der Einrichtung.

Aus der Jurybegründung

Intergenerationeller Austausch als Heilmittel vieler Übel…

Capucine und Violette. Zwei Blumennamen. Zwei entwurzelte Leben unter einem Dach: Ein Pflegeheim, in dem erstere Praktikantin und die zweite neue Bewohnerin ist. Dort trifft die jüngere, die ihre Verletzungen unter bunten Perücken verbirgt, auf die ältere, die nicht mehr lächelt. Nun ist gerade Capucine eine Spezialistin des Lächelns, mal Bumerang, mal Schutzschild… Das gemeinsame Unwohlsein wird bald die „zwei Herzen im Winterschlafmodus“ zusammenbringen und ihnen helfen, sich gegenseitig zu unterstützen, einander zu vertrauen, Geheimnisse zu teilen, die sehr schwer zu tragen sind, und sie ermutigen, sich zu engagieren und zu handeln. Als es auf den Karneval zugeht, kommen die Erinnerungen an den Mai 1968 wieder hoch, und die ganze Einrichtung wird von dieser generationsübergreifenden Komplizenschaft und von diesem (wieder-)gewonnenen Vertrauen angesteckt.

Die zweistimmige Erzählung trifft den richtigen Ton zwischen Humor und Zärtlichkeit, zwischen Stil- und Perspektivwechsel: Ein Dialog zwischen Jung und Alt, ein doppelter Blick – realitätsnah und differenziert – auf die unbekannten und wenig anerkannten Pflegeberufe. Ohne die Wirklichkeit vor Ort zu beschönigen, will dieser Roman dazu ermutigen, den eigenen Platz zu finden und der eigenen Berufung zu folgen. Bis zum Ende. Über Unterschiede und Vorurteile hinaus. Ein sehr bewegendes Buch, das gut tut.

Weitere Informationen zu den Preisträgerinnen und dem Preis finden Sie hier.

[Quelle: Webseite des Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis]