Leah Goldberg: Zimmer frei im Haus der Tiere. Vier Tiere suchen einen Nachmieter
Berlin: Ariella 2011.
32 Seiten. 14,90 Euro. Ab 4 Jahren.
ISBN 978-39813825-2-5
Vier Tiere suchen einen Mitbewohner, doch die Suche gestaltet sich nicht einfach. Denn jeder der potenziellen Mieter offenbart bei der Besichtigung ein anderes Vorurteil gegenüber den Mitbewohnern. Doch dann taucht schließlich eine Taube auf, die stattdessen an jedem Tier etwas Positives entdecken kann. Der israelische Bilderbuchklassiker wurde von Mirjam Pressler übersetzt und ist ein bis heute gültiges Plädoyer für Toleranz, nicht nur in der israelischen Gesellschaft.
Alfred Bodenheimer: Krapfen und Kringel
Mit Illustrationen von Noa Chawa Bodenheimer.
Zürich: Atlantis 2024.
76 Seiten. 16 Euro. Ab 10 Jahren.
ISBN 978-3-7152-3004-7
Zwei verfeindete Nachbardörfer, die zugezogene Bäckerin Sunny mit ihren Kindern und jede Menge Krapfen und Kringel. Noch ahnt Sunny nichts von der Feindschaft der Dörfer, bietet ahnungslos die Kringel des Nachbardorfes an und muss Feindschaft und Hass erleben. Dem Literaturwissenschaftler und Autor Alfred Bodenheimer ist eine berührend-kluge Geschichte über die Überwindung von Feindschaft und Hass gelungen.
Oliver Bieber: Magnus
Leipzig: Hentrich & Hentrich 2024.
192 Seiten. 19,90 Euro. Ab 10 Jahren.
ISBN 978-3-95565-645-4
Hilde und Martin sind zwei Teenager, die im Berlin der 20er-Jahre Freundschaft schließen. Beide rebellieren, Hilde gegen ihr gutbürgerliches Elternhaus, Martin gegen konventionelle Geschlechterrollen, denn er zieht sich gerne als Mädchen an. Doch richtig spannend wird es, als die beiden in einen spannenden Kriminalfall um die Patientenkartei des berühmten jüdischen Sexualforschers Magnus Hirschfeld verwickelt werden. Mit seinem Fokus auf Hirschfeld erzählt Biebers Jugendroman ein Stück jüdisch-queere Zeitgeschichte im Stil eines Kästner’schen Großstadtromans.
Andreas Steinhöfel (Text) & Melanie Garanin (Ill.): Völlig meschugge?!
Hamburg: Carlsen 2022.
288 Seiten. 20 EUR. Ab 12 Jahren.
ISBN 978-3-5517-9609-7
Als Bennys Großvater stirbt, vererbt er dem Enkel seinen Davidstern und Benny wird plötzlich mit antisemitischen Vorurteilen konfrontiert. Sein bester Freund Hamid, 2015 aus Syrien geflohen, wendet sich ab, und auch sonst wird plötzlich Bennys jüdische Identität zu einem wichtigen Thema. Dabei gelingt es dem Duo Steinhöfel und Garanin das Verhältnis der Kinder in Schrifttext und Bild zu schildern, ohne ins Didaktische abzugleiten. Vielmehr nähern sie sich sensibel der Thematik und setzen so auch neue Akzente, nicht nur im Comic!
Valérie Zenatti: I’m a Girl, You’re a Boy
Zwischen Jerusalem und Gaza
Aus dem Französischen von Bernadette Ott.
München: dtv 2024.
192 Seiten. 10 Euro. Ab 12 Jahren.
ISBN 978-3-423-71925-4 (= Neuauflage des Titels Leihst du mir deinen Blick?)
Der Roman setzt zu Beginn eines terroristischen Anschlages ein, der im unmittelbaren Umfeld der 17-jährigen Tal geschieht. Sie hat die Idee, einen Brief an eine unbekannte Palästinenserin zu schreiben, den sie in eine Flasche steckt und von ihrem Bruder, der im Gazastreifen stationiert ist, ins Meer werfen lässt. Die Flaschenpost wird von einem etwa 20-jährigen Mann gefunden, der sich „Gazaman“ nennt und zunächst voller Ironie und auch Wut Tal antwortet, sich aber nach und nach öffnet und bereit ist, über seine Situation in E-Mails zu schreiben. Reflektiert und differenziert wird die Annäherung geschildert, ohne dass es zu simplen Lösungen kommt.
Anja Reumschüssel: Über den Dächern von Jerusalem
Hamburg: Carlsen 2023.
330 Seiten. 16 Euro. Ab 14 Jahren.
ISBN 978-3-551-58514-1
Anat ist Jüdin und beginnt ihren Wehrdienst im Westjordanland. Karim ist Palästinenser, lebt in einem Flüchtlingscamp. Beide begegnen sich und kommen ins Gespräch. Doch dann wechselt die Perspektive, man befindet sich im Jahr 1947/48 und lernt Tessa kennen, die nach der Shoah in das spätere Israel kommt und auf Ruhe und Frieden hofft. Sie trifft Mo, erlebt die Gründung des Staates Israel. Geschickt verbindet die Autorin die Zeitebenen und zeigt Erfahrungen der Generationen, die bis heute die Menschen prägen.
Martin Schäuble: Die Geschichte der Israelis und Palästinenser
Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben
München: Hanser 2024.
235 Seiten. 22 Euro. Ab 14 Jahren.
ISBN 978-3-446-27933-9
Martin Schäuble entfaltet in seiner aktualisierten Neuauflage den Nahost-Konflikt differenziert und verständlich. Anhand von Originalquellen gelingt es ihm, sich der Geschichte Israels zu nähern. In seinen Ausführungen lässt er unterschiedliche Menschen zu Wort kommen und ermöglicht so den Lesenden sich eine eigene Meinung zu bilden. Ein kommentiertes Literaturverzeichnis und weitere Lesetipps ergänzen den informativen Text. Ein Band, der von Jugendlichen und Erwachsenen gelesen werden kann.
Lutz Van Dijk: Jüdische Leben
Berichte aus 4000 Jahren
Wuppertal: Peter Hammer 2024 (Neuausgabe erscheint Mitte August 2024).
240 Seiten. 22 Euro. Ab 14 Jahren.
ISBN 978-3-7795-0749-9
Eine Reise durch 4000 Jahre jüdischer Geschichte. Lutz van Dijk erzählt von Menschen, die auch im Einklang mit ihrem Glauben leben wollen. Informativ und klar strukturiert ermöglicht der Band einen Einstieg in die Vielfalt jüdischer Kultur und jüdischen Lebens. Van Dijk beginnt mit den Kriegen der altisraelischen Stämme gegen die Philister, erzählt von Pogromen während der Zeit der Kreuzzüge, informiert über Zionismus, die Shoah und die Staatsgründung des Staates Israel. Der Autor aktualisierte sein Werk nach dem terroristischen Anschlag am 7. Oktober 2023.
Rutu Modan: Tunnel
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke.
Hamburg: Carlsen 2020.
280 Seiten. 28 Euro. Ab 14 Jahren.
ISBN 978-3-551-78592-3
Israel, an der Grenze zum Westjordanland. Eine zusammengewürfelte Gruppe unter der Leitung der Tochter eines berühmten Archäologen beginnt eine illegale Tunnelgrabung. Ihr Ziel: die verschollene Bundeslade. Als sie unter der Erde auf zwei aus der anderen Richtung kommende Palästinenser treffen, wird die Lage chaotisch. Allianzen und Absichten sind wechselhaft, fast jede/r spielt ein doppeltes Spiel und am Ende ist es der Zufall, der eine letzte böse Wendung bringt. Rutu Modans satirische Graphic Novel zeigt in rasanten Wendungen die Absurdität einer Gesellschaft im permanenten Kriegszustand.
Danny Wattin: Davids Dilemma
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann.
Bindlach: Loewe 2024.
288 Seiten. 14,95 Euro. Ab 14 Jahren.
ISBN 978-3-7432-1655-6
Als David an seiner Schule unfreiwillig als Jude „geoutet“ wird, setzt das eine Kette von Ereignissen in Gang, in denen der Protagonist von Danny Wattins äußerst schwarzhumoriger Satire von einer absurden Situation in die nächste gerät. Zwischen propalästinensischen Aktivisten und gewaltbereiten Neo-Nazis, die ihn für ihre Zwecke einspannen möchten, versucht sich David irgendwie aus seinem Dilemma zu befreien – und macht doch nur alles immer schlimmer. Ein bitterböser Blick auf die Auswirkungen des Antisemitismus.
Dana Vowinckel: Gewässer im Ziplock
Berlin: Suhrkamp 2023.
362 Seiten. 23 Euro. Ab 14 Jahren.
ISBN 978-3-518-47360-3
Margarita lebt zusammen mit ihrem Vater Avi, einem israelischen Kantor, in Berlin. Zu den Großeltern in den USA gibt es nur sporadischen Kontakt, zu ihrer sprunghaften Mutter gar keinen. Doch das ändert sich, als Margarita zu ihrer Mutter nach Israel geschickt wird. Und während zwischen den beiden alte und neue Konflikte aufbrechen, sucht Avi nach einer neuen Lebensperspektive jenseits der des alleinerziehenden Vaters. Dana Vowinckels vielbeachteter Debütroman entwirft ein komplexes Bild zeitgenössischer jüdischer Identitätsentwürfe zwischen Deutschland, den USA und Israel.
Lena Gorelik: Wer wir sind
Berlin: Rowohlt Taschenbuch 2022.
320 Seiten. 14 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-499-00528-2
Ein Roman, der von einem Mädchen erzählt, das Anfang der 1990er-Jahre mit ihren Eltern aus Sankt Petersburg nach Ludwigsburg kam und erleben musste, wie sich alles ändert: Die Sprache, die Eltern und auch sie selbst. Es ist ein Weg in die Freiheit, der mit Verlusten und Scham einhergeht, die das Mädchen bis ins Erwachsenenalter begleiten. Ein beeindruckender, autobiografischer und wichtiger Roman zwischen Erwartungsdruck und Eigensinn und einem Leben im Zwischenraum.
Levi Israel Ufferfilge: Nicht ohne meine Kippa! Mein Alltag in Deutschland zwischen Klischees und Antisemitismus
Stuttgart: Tropen 2021.
208 Seiten. 17 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-6085-0412-5
Levi Ufferfilge lebt in Deutschland und trägt Kippa. Die Folgen dieser eigentlich sehr persönlichen Entscheidung beschrieb der Autor zunächst in seinen Social-Media-Posts. Hieraus wurde ein Sachbuch, das auf mal humorvolle, aber oft erschreckende Weise zeigt, wie Menschen auf ein sichtbares Zeichen der Jüdischkeit reagieren. Von bedrohlichen Konfrontationen, über Neugier und Nichtwissen dokumentiert der Text nicht nur den tiefsitzenden Antisemitismus der deutschen Gesellschaft, sondern auch den persönlichen Lebensweg des (mittlerweile zum Rabbiner ordinierten) Autors.
Michael Wolffsohn: Hallo, ich bin Jude! Eine aktuelle Textsammlung zu kontroversen jüdisch-israelischen Themen
München: Verlag Sankt Michaelsbund 2024.
160 Seiten. 14,90 Euro. Ab 16 Jahren.
ISBN 978-3-96411-010-7
Der Historiker Michael Wolffsohn gehört zu den kenntnisreichsten und kontroversesten Stimmen zum Nahostkonflikt. Dieser Expertise verdanken wir zahlreiche Aufsätze, von denen nun eine kommentierte Auswahl erschienen ist. Behandelte Themen umfassen jüdische Identität, das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen, Antisemitismus sowie Erinnerungskultur und der Nahostkonflikt. Damit liefert die Publikation des diesjährigen Preisträgers der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur eine breite Diskussionsgrundlage für den Einsatz in pädagogischen Kontexten.
Jury: Dr. Claudia Maria Pecher, Dr. Jana Mikota, Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp, Dr. Hadassah Stichnothe, Martin Anker M. A., Maximilian Mihatsch Mag. theol.
[Quelle: akademie-kjl.de]