• Aina Bestard, Ursula Bachhausen (Ü.): Geheimnisvolle Himmelstiere. Sternbilder in der Nacht. Gerstenberg, 2023

Alles erstrahlt, alles ist Geheimnis! Das neue Poesie-Kindersachbuch der international ausgezeichneten spanischen Autorin und Illustratorin Aina Bestard ist ein funkelndes Zauberwerk der Welterkenntnis. Ein kultureller Gedächtnisraum für jeden Menschen, ob groß oder klein, voller Wissenschaft und Magie, Entdeckungen und Gesprächsanlässe. Das Buch entwirft in zehn Tableaus einen atemberaubenden Atlas des Nachthimmels, von Marokko bis nach Mexiko, von Indien bis nach Polen, und erzählt gleichzeitig die Geschichten der mythischen »Himmelstiere«, die Menschen zu allen Zeiten in Sternbildern gefunden haben. Jede Panorama-Doppelseite ist einer Kultur gewidmet; die filigranen, ganz in blau gehaltenen Illustrationen entführen uns in nächtliche Schlafzimmer, zu Pfauenthronen, bestickten Wandteppichen, gemusterten Girlanden. Aber wir sind nicht nur in fremde Familien eingeladen, sondern dürfen Fenster öffnen und immer wieder in den Sternenhimmel schauen. Was wir dort finden? Nächtliche Orte des Trostes und kosmische Mysterien, Rätselgedichte, Lupen- und Taschenlampenglück. Und das zutiefst humanistische Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein, mit allen Menschen auf der ganzen Welt, den Sternen und der ewigen Poesie des Universums. (ab 8 J.)

 

  • Nadia Budde: Die Band, die keiner kennt. Peter Hammer, 2024

Ein Bus fährt vor. Es steigen aus: vier schräge Gestalten. Misstrauisch werden die Neuankömmlinge und ihre Utensilien beäugt. »Luftschlauch aus Gummi? / Stangen mit Knolle? / Draht von der Rolle? / Und ein Ding, das keiner kennt … / Da spielt eine Band!« Und wo eben noch Skepsis herrschte, wird bald das Tanzbein geschwungen und gefeiert bis zum Umfallen. »Muskeln ermüdet / Frisuren platt / Fußsohlen matt / Arme schwach / Noch jemand wach?« Nadia Budde lädt die Leserinnen und Leser zu einem Konzerterlebnis der besonderen Art ein: Mit rotzig-flottem Strich, knalligen Farben, treibendem Rhythmus und überraschenden Reimen bietet sie der Band die große Bühne. Und zeigt mit ihrem Bilderbuch, wie schön es ist, sich auf Unbekanntes einzulassen. Ausgefallen wirken aber nicht nur die Bandmitglieder und Reimpaare, auch das Reimschema (ABBCC), nach dem Budde ihre Fünfzeiler gestaltet und entsprechend der Dramaturgie auf die Doppelseiten verteilt, fällt aus dem Rahmen. Doch genau das ist der Clou: So steckt in der Geschichte der Band, die wirklich alle kennen sollten, richtig Musik drin! (ab 4 J.)

 

  • Stefanie Duckstein: Wölfe in Rudeln kochen Nudeln mit Pudeln. Würzige Reime mit Rätselsalat. cbj, 2024

Beim Aufklappen des Buches erscheint eine Schatzkarte der Welt: Von dort aus starten die Lesenden eine tierische Abenteuerreise über alle Kontinente. Die Gedichte im Buch sind kurz und mit »würzigen Tierreimen mit Rätselsalat« literarisch schmackhaft zubereitet. So wird das Lesen zu einem Spiel zwischen Text und Lesenden. Die Texte werden von wunderschönen Wachskreide-Illustrationen begleitet. Die Bilder sind kunstvoll und lebendig gestaltet und erzeugen ein großartiges Abenteuergefühl. Dabei richten sie sich an Kinder verschiedenen Alters: Während die Jüngeren von den bunten Bildern angesprochen werden, können die Älteren spielerisch Wissen über Tiere entdecken. Das Buch eignet sich hervorragend für verschiedene Lesesituationen, sei es beim gemeinsamen Vorlesen, als Gute-Nacht-Lektüre oder zur Beschäftigung zwischendurch. Abenteuer, Spaß und Witz sind garantiert, und die fantasievolle Reise macht das Buch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Ein perfektes Geschenk für sich selbst, für kleine Entdecker:innen und alle, die Freude an Gedichten und Rätseln haben. (ab 4 J.)

 

  • Maria José Ferrada, Azul López (Ill.), Silke Kleemann (Ü.): Zwischen dem Gras. Anleitungen, um ein Gedicht zu finden. Hagebutte, 2024

María José Ferradas poetologisches Langgedicht Zwischen dem Gras trägt den Untertitel Anleitungen, um ein Gedicht zu finden – und ist doch so viel mehr als das: eine liebevolle Aufforderung, die Welt zu sehen und ihre Geheimnisse und stillen Wunder aufzuspüren, ihre Seifenblasen, ihr Licht. Es sind zutiefst poetische, anrührende, zuweilen synästhetische Instruktionen, die den Text der chilenischen Dichterin so bemerkenswert machen, etwa an dieser Stelle: »Erstelle ein Wörterbuch. / Nimm darin nur durchsichtige Wörter auf.« Silke Kleemann erweist sich als kundige Übersetzerin mit einem großen Gespür für formale Elemente, die auch in freien Versen überaus wichtig sind. Weitergedichtet wird die filigrane Lyrik durch die variationsreichen und expressiven Illustrationen der mexikanischen Bilderbuchkünstlerin Azul López. Nicht zuletzt durch diese Arbeiten wird das Büchlein Zwischen dem Gras zu einer geglückten Synthese von Poesie aller Art, von Leben und Kunst – und von allem, das klein und leise ist. (ab 7 J.)

 

  • Flix: Das ZYX. Ein umgekehrtes ABC-Abenteuer. Kibitz, 2024

Wer oder was ist wohl ein »ZYX«? Das Wesen mit Knopfaugen und der rüsseligen Nase ist aus den letzten Buchstaben des Alphabets gemacht – eben ein ZYX! Wie alle anderen müssen allerdings auch kleine ZYXe Zähneputzen und ins Bett, ob sie wollen oder nicht … Doch da »hörte man plötzlich ein BUMM! / Sacht blitzte ein Licht und kurzerhand / machte das Licht / dass das ZYX verschwand«. Damit beginnt nun eine atemlose Reise rückwärts durchs Alphabet, bei der das ZYX ganz sicher keine Zahnbürste braucht! Stattdessen nimmt es das ZYX mit Ungeheuern, säbelschwingenden Seeräuberbräuten und fliegenden Walen auf. Flix, der u. a. den »Glückskind«-Strip für die FAZ zeichnet, kombiniert in seinem Bilderbuch wilde Verse mit flotten Strichen: Agil und übermütig bedient er sich im literarischen Fundus, stellt ABC-Verse auf den Kopf, verwirbelt sie mit Gute-Nacht-Gedichten und würzt alles mit ganz viel Abenteuerpower. Genial, witzig, überraschend und einfach ein Riesenspaß für Kleine und Große – das ist das ZYX von Flix! (Wenn sich bereits Titel und Urheber reimen, kann das Ergebnis sowieso nur gut sein!) (ab 4 J.)

 

  • Michael Hammerschmid: stopptanzstill! Wiener Tier Figuren Gedichte. Picus, 2023

Bei stopptanzstill! fällt einem als Erstes ins Auge, dass hier die Kulturgeschichte Wiens eine wesentliche Rolle spielt. Michael Hammerschmid hat nicht einfach eine beliebige »Tierliste« mit lustigen und tiefsinnigen Gedichten garniert, nein, er hat sich auf die Suche nach Tierdarstellungen/ Kunstobjekten begeben, die aus dem Stadtleben nicht wegzudenken sind. Es ist daher mehr als eine Geste, dass er im Buch exakte Angaben darüber macht, wo diese Tiere zu finden sind; er macht so allen Lesenden Lust darauf, die Geschöpfe mit eigenen Augen zu sehen. In leichtfüßiger, verspielter Art nähert sich der Autor selbst den größten Objekten wie dem Wal Poldi: »aufauf in die lüfte durch meer mauern und stadt kinder, licht an, licht aus, ich bin bereit wir fliegen wir schwimmen plötzlich bin ich befreit und wir schweben.« Dieses Buch für große und kleine Kinder versetzt einen ins Staunen, lässt einen mit seiner Fantasie abheben, ja macht vor allem große Lust auf Stadtspaziergänge und Museumsbesuche. Eine großartige Kinderlektüre! (ab 5 J.)

 

  •  Ina Hattenhauer: Frittenfrettchenfete – Die große Sprachspielparty. dtv, 2023

Auf zur großen Sprachspielparty! Ob Zungenverstaucher, Palindromedare, Anagramme, Adjekttiere – Ina Hattenhauer gießt mit ihrem köstlichen Pottpüree an Sprachspielkunst die Bowle ein. So lernt die Spaßbremse das Aalross und der Bauwal einen Quarkfrosch kennen; nur die Nacktigall, wer hätte das gedacht, hält sich vom Zornochsen fern. Das Buch lädt zum Tanzen und Finkfunken mit Lauten, Silben und Wörtern ein. Hüpft durch comicige Bilder, Lach- und Schmunzelgeschichten, schöpferische Sprachgebilde, Abzählscherze und Gerichte – oder waren es Gedichte? Wer denkt, Sprachblödeleien sind albatros, der irrt! Erst durch Spiel wird aus Ernst wichtiger Spaß. Wer Sprache durchdringen will, dem sei geraten, sie auf der Zunge zu jonglieren und schmatzend abzuschmecken. Unbedingt empfehlenswert für alle; und außerdem für diejenigen, die bereits Freude am Sprachschmecken haben. Und für jene, die jetzt noch nicht auf den Geschmack gekommen sind, sowieso. Bitte das Buch in kurzen Hosen oder kleinen Dosen genießen! (ab 6 J.)

 

  • Elias Hauck: Wo ist mein Kopf. Voland & Quist, 2024

Was wäre höherer Blödsinn ohne tieferen Sinn? Eben. Wenn also Lea in Elias Haucks Lebenshilfeberater am Morgen aufwacht und zwischen ihren Schultern keinen Kopf, keinen Hals und noch nicht einmal ein Loch findet – wirklich nichts als eine leere Stelle –, dann können sich alle darunter etwas vorstellen, die auch schon mal »den Kopf verloren« haben, aber vielleicht nicht unter Umständen, die in gut gelaunten Reimen und zugespitzten Illustrationen einzufangen waren: sei es vor dem Spiegel im Badezimmer, am Frühstückstisch oder vor einem Blatt Papier, auf dem ein Buntstift den kopflosen Rumpf um interessante Gesichter ergänzen kann. Lea vermisst ihren Kopf – behaupten wir also, sie hat ein kleines Problem mit ihrer Identität – und jagt durchs Buch auf der Suche nach dem, was oder wer sie wohl sein könnte. Du könntest viele und vieles sein, ohne dich selbst oder deinen stacheligen ständigen Begleiter zu verlieren, antwortet das Buch darauf in all den Variationen von sich selbst, die Lea sich ausmalt. Denn sie hat zwar den Kopf verloren, aber ihre Fantasie behalten. (ab 3 J.)

 

  • Julia Kluge: Wo dichte Äste wild sich ranken. Rotopol, 2023

»Da, wo dichte Äste wild sich ranken, / lebt meine Großmutter in Gedanken. / Sie mag die Dunkelheit gerne, / und wandelt im Licht der Sterne.« Eine Geschichte vom Wald in der Nacht und von wundervollen Gartengewächsen, die beim Naschen überraschen. Von Großmutter, die beim Pilzesammeln einen verletzten Bären findet und ihm erlaubt, sich bei ihr zuhause auszuruhen – einen ganzen Winter lang. Doch in Wirklichkeit ist dieses Buch (auch) ein rauschender Trip ins Reich zwischen Schlaf und Wach, wo Bilder schneller entstehen und wieder vergehen, als man sie erdenken kann. Mich beeindruckt der Spagat hin zum Subversiven, Abgründigen. Der Paarreim, der mich erstaunlich direkt erreicht. Die Verschmelzung mit der Grafik, die an alte tschechische Animation anknüpft. Ein wirklich zauberhaftes Einschlafbuch vom Loslassen des eigenen Gedankenstroms. Und – jede Doppelseite könnte genauso gut auch im Kinderzimmer an der Wand hängen. Vielleicht tut uns Rotopol ja den Gefallen und bringt noch eine Poster-Ausgabe heraus?! (ab 3 J.)

 

  • Anke Kuhl, Moni Port (Hrsg.), zahlreiche Illustratorinnen und Illustratoren: Mukkekukke. Comics zu Musik. Reprodukt, 2024
    Astrid Walenta, Svenja Plaas (Ill.): Dort fliegt sie! Bibliothek der Provinz, 2023

Vorlesen oder vorsingen? Beim Lesen mitsummen oder lesen und gleichzeitig hören? Alles ist mit diesem Buch möglich! Schon beim allerersten Blick auf die Liedtexte werden Erinnerungen wach, und Melodien füllen den Kopf. Hurra von den Ärzten neben dem Flohlied von Goethe und Beethoven und Max Raabes Hummel neben Wir sind Helden mit Ein Elefant für dich – hier geht alles! Der Ursprung der Worte »Lyrik« und »Lyrics« (Liedtexte) ist derselbe – und in Mukkekukke gibt es zudem die Comics obendrauf, denn Herausgeberinnen haben ihre Lieblingsstücke aus der Welt der Musik in die Welt der Bilder überführt. Im tollen Zusammenspiel mit den Bildern wird jeder Text gleich zugänglich. Während erwachsene Leser:innen beim Durchblättern von Mukkekukke in Erinnerungen schwelgen können, bekommen Kinder gerade auch über die Zeichnungen den Zugang zu Text und Musik. In Mukkekukke findet man 19 Lieder und Comics in bester Buchgestaltung vereint, zudem gibt es QR Codes, mit denen die Playlist zum Buch abgerufen und angehört werden kann. Das macht glücklich. Anke Kuhl und Moni Port, ihr seid Heldinnen, denn dieses Buch hat gefehlt! (ab 6 J.)

 

Zusatzmaterial

Für die Lyrik-Vermittlung in Kitas und Grundschulen steht pädagogisches Material zum kostenlosen Download bereit – alles unter www.lyrik-empfehlungen.de

 

Die Empfehlenden für die Kinder

  • für die Kinder: Judith Drews, Ines Galling, Gabriel Jakob Hoffmann, Heinz Janisch, Susan Kreller, Karla Montasser, Sandra Niebuhr-Siebert, Michael Schmitt, Michael Stavarič, Benjamin Tienti, Marlene Zöhrer 

 

Die "Lyrik-Empfehlungen für Kinder" sind ein Kooperationsprojekt der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Stiftung Internationale Jugendbibliothek, der Stiftung Lyrik Kabinett, dem Haus für Poesie, dem Deutschen Bibliotheksverband und dem Deutschen Literaturfonds. 

 

[Quelle: Pressemitteilung]