Zur Künstlerin
Barbara Yelin, 1977 in München geboren, ist seit über 20 Jahren künstlerisch tätig. Nach ihrem Studium der Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg startete sie in Frankreich als Comic-Zeichnerin mit ihren Bänden Le visiteur (2004) und Le retard (2006) bei Editions de L'an 2/Actes Sud. 2010 publizierte sie in Zusammenarbeit mit Peer Meter Gift, eine Graphic Novel über die Bremer Mörderin Gesche Gottfried im Berliner Verlagshaus Reprodukt. Hier legte Yelin 2014 auch ihr Glanzstück, den für den Eisner-Award nominierten Comic-Roman Irmina vor, der auf Basis von Erinnerungsstücken aus dem Leben von Yelins Großmutter tiefgründig und bildgewaltig ein Leben voller Umbrüche zwischen Mitläufertum und Wegsehen nachzeichnet. Der Band ist inzwischen in mehr als zehn Sprachen übersetzt worden. 2015 wurde Yelin mit dem Bayerischen Kunstförderpreis, 2016 mit dem Max-und-Moritz-Preis als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin geehrt. Im gleichen Jahr erschien in Kooperation mit dem Goethe-Institut Israel die Comic-Biografie Vor allem eins: Dir selbst sei treu – die Schauspielerin Channa Maron sowie 2017 die auf einem Web-Comic basierende Graphic Novel Der Sommer ihres Lebens, gemeinsam mit Thomas von Steinaecker.
Ihre individuelle Form der Auseinandersetzung zeigt sich insbesondere in den bereits 2019 begonnenen Gesprächen und Aufzeichnungen über Lebenserinnerungen der niederländischen Holocaust-Überlebenden Emmie Arbel, die als Kind drei NS-Konzentrationslager überlebte. Eine erste Kurzversion Yelins über Arbels Leben erschien 2022 in der Anthologie But I live / Aber ich lebe – Vier Kinder überleben den Holocaust (in englischer Sprache bei University of Toronto Press/New Jewish Press und auf Deutsch bei C. H. Beck). 2023 folgte unter dem Titel Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung die erweiterte Lebensgeschichte – ein weiteres Meisterstück Yelins. Hier tritt einmal mehr Barbara Yelins herausragende Gabe für biographisches Erzählen zutage – ihre genaue Beobachtungsgabe, ihre einfühlsame Zugewandtheit und ihre dichte atmosphärische Bildsprache. Neben ihrem künstlerischen Talent zeichnet Yelin unter anderem ihr großes soziales Verstehen und gesellschaftliches Engagement aus.
So setzt sie sich nicht nur für die biographische Erinnerungsarbeit ein, sondern engagiert sich auch in Kunstprojekten gegen die Ausbeutung von Geflüchteten, gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus. Yelin macht mit ihren Bildwerken ungesehene Lebenswege und Schicksalsschläge für uns alle sichtbar. Dies gilt insbesondere auch für künstlerische Persönlichkeiten: 2025 erscheint anlässlich des 50. Todestages der deutschen Ausnahme-Schauspielerin Therese Giehse eine sehr berührende Hommage Yelins unter dem Titel Die Giehse. Ein Leben für das Theater 1898–1975 (Reprodukt). Therese Giehse, bereits erfolgreich tätig für die Münchner Kammerspiele, musste 1933 als linke, jüdische und queere Frau in die Schweiz fliehen, um aus dem Exil das unfassbare Weltgeschehen zu kommentieren, karikieren und dramatisieren – gegen Diktatur und Krieg und für eine offene Gesellschaft. Yelin steht mit ihrem Werk für ein Themenspektrum ein, das höchste Anerkennung verdient.
Preisverleihung
Die Preisverleihung findet am 21. November 2025 in Volkach statt. Die Einladung erfolgt persönlich.
Die Laudatio auf die Trägerin des Großen Preises 2025 spricht Prof. Dr. Winfried Bausback für das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
[Quelle: Pressemitteilung]