Am 10. Oktober 2025 wurde der 13. Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis verliehen. Die Staatssekretärin für Bildung und Kultur Jessica Heide und der Generalkonsul der Republik Frankreich im Saarland Jérôme Spinoza haben die Preise – in diesem Jahr in der Kategorie „erzählendes Jugendbuch“ – in Saarbrücken überreicht.

Eva Rottmann: Fucking fucking schön. Jacoby & Stuart | ab 14 Jahre

David, Tini, Lou. Mats und Milad, Melek und Fabian, Yasin und Leyla: Es sind sowohl einzelne Figuren als auch Paarkonstellationen, die in puncto Sexualität erste Erfahrungen wagen. In zehn miteinander verwobenen Geschichten nähert sich Eva Rottmann der Gefühlswelt von Jugendlichen, die Momente größter Nähe erleben, in die sie unversehens hineinstolpern, vorbereitet scheitern, mit Situationen, die sie verfluchen und genießen und ja, am Ende ist in Wirklichkeit doch alles ganz anders. All diese Augenblicke sind noch nicht zu Ende – die Leser:innen führen sie gedanklich weiter. Zwischen allen Figuren gibt es Verbindungslinien, sie kennen sich aus der Schule; aus Nebenfiguren werden Hauptfiguren und umgekehrt. Nervosität und Peinlichkeit, Missverständnisse und Herzklopfen, Anspannung und befreiendes Lachen – Eva Rottmann fängt die emotionalen Achterbahnfahrten ihrer Protagonist:innen sprachlich gekonnt ein. Sie schreibt über etwas, über das man nicht gerne spricht und bei dem sich Kommunikation doch als unverzichtbar erweist, sie findet Worte für das, was überrascht und einen dazu bringt, mit einem Dauergrinsen durch die Stadt zu laufen.

Raphaëlle Calande: Les mille vies d‘Ismaël. Sarbacane | ab 14 Jahre

Mit 15 fliegt Ismaël von der Schule – tiefer kann man kaum fallen. Wie soll man noch an sich glauben, wenn alles aus den Fugen gerät – in der Schule genauso wie zu Hause? Eine letzte Chance bleibt ihm: ein Praktikum in der Küche eines Restaurants in Lyon. Den ganzen Tag Gemüse schälen, die Dreadlocks unter einer Haube versteckt… klingt alles andere als verlockend. Aber er hat keine Wahl.

Mit Ismaël tauchen wir ein in eine wenig bekannte Welt, deren tausend Facetten uns in einen wahren Wirbelsturm reißen. Zwischen Druck und Duft liegt ein Weg voller Lernen, voller Erfahrungen. Themen wie Stress, Rassismus, Mobbing, Übergewicht, Radikalisierung, Gewalt, Solidarität, Schuldgefühle, Freundschaft und noch mehr – die Zutaten sind zahlreich und von Raphaëlle Calande meisterhaft dosiert, die sich dabei als ebenso einfühlsame Psychologin wie passionierte Feinschmeckerin erweist. Die Sprache trifft genau den Ton – direkt, lebendig, berührend. Die Gerichte machen Appetit, die Figuren gehen unter die Haut. Und weil Ismaël in der Küche auf ein Team trifft, das mit Herzblut dabei ist, beginnt er langsam, sich selbst und seinen Platz in der Welt zu finden – jenseits aller kulturellen und familiären Brüche.

Ein Buch voller Gefühl, Humor und Hoffnung – und als süßes Finale ein „Céleste“, ein Kuchen, der mehr sagt als viele Worte. Ein Leseerlebnis zum Genießen.

Ebenfalls vergeben wurde, bereits zum zweiten Mal, der Preis der Jugendjury, mit dem junge Leserinnen und Leser aus Deutschland und Frankreich ihre persönliche Favorit*innen auszeichnen. Der Preis geht an Houssein Kahin & Kornelia Wald für „Die Tasche“ (Arena) sowie an Célia Garino für „Un bout du monde“ (Sarbacane).

[Quelle: Deutsch-französischer Jugendliterautrpeis]