Das interdisziplinäre Projekt "Das Anthropozän lernen und lehren" nutzt das Anthropozän als Denkrahmen für transformative Bildungsprozesse und als Reflexionsbegriff für eine Weiterentwicklung der Bildung für nachhaltige Entwicklung. In dieser Mehrfachfunktion wollen wir als PH NÖ das Anthropozän an die Schule(n) bringen. Im aktuellen Erdzeitalter werden die massiven Eingriffe des Menschen in das Erdsystem sichtbar. Der geologische Fachbegriff, das Anthropozän, fordert dazu auf, über die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer zukunftsorientierten Neugestaltung der Mensch-Natur-Beziehung nachzudenken.
Im Zentrum steht daher die Frage nach der Bedeutung und den Möglichkeiten von kultureller Nachhaltigkeit als Bildungskonzept für eine gesamtgesellschaftliche Transformation, deren Ziel der Schutz und die Sicherung der menschlichen und nichtmenschlichen Lebensbedingungen im Anthropozän ist. Entsprechende Lehr-Lernprozesse erfolgen "in einem Spannungsfeld sozialer, kognitiver und emotionaler Prozesse" (Wanning 2019, 296) und mit dem Blick auf den Menschen als "Teilnehmer an Netzwerken sehr unterschiedlicher Handlungsträger, die Pflanzen, Tiere, Landschaften, Ressourcen, Atmosphären und Dinge umfassen" (Horn 2017, 9). Das Anthropozän-Konzept als Denkrahmen für transformative Bildungsprozesse mit dem Ziel kultureller Nachhaltigkeit kann für die Entwicklung entsprechender Lernszenarien dreifach richtunggebend sein: zur theoretischen Fundierung, zur Konzipierung und zur Evaluierung. Erbeten sind daher Beiträge sowohl aus dem Feld der Konzept- als auch der empirischen Forschung, die sich im Rahmen folgender Fragestellungen bewegen:
- Welche Rolle können Literatur und Kunst in ihren vielfältigen Ausdrucksformen, als Orte "einer ständigen, kreativen Selbsterneuerung von Sprache, Wahrnehmung, Imagination und Kommunikation" (Zapf 2015, 177), in einer Bildung für kulturelle Nachhaltigkeit spielen
- Welche Lehr-Lernprozesse können kulturelle Nachhaltigkeit befördern? Wie können sie evaluiert werden?
- Welche didaktischen Konzepte braucht eine Bildung für kulturelle Nachhaltigkeit?
- Welche Lernszenarien ermöglichen die Decodierung der Vergangenheit als kulturelles Gedächtnis?
- Welche Lernszenarien setzen sich mit Gestaltungsmöglichkeiten der Zukunft auseinander?
- Wie sind diese Lernszenarien in Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II mathetisch umsetzbar?
- Welche kulturpädagogische theoretische Fundierung bietet sich für transformative Bildungsprozesse an, die das Themenfeld Mensch - Natur - Kultur - Umwelt bzw. Unswelt (Leinfelder 2012) fokussieren?
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[Quelle: Pädagogische Hochschule Niederösterreich]