Was stellen Sie sich vor, wenn Sie an Afrika denken? Haben wir ein einseitiges Bild von Afrika? Schwingen in unseren Vorstellung viele Stereotype mit? Wie haben wir solche Welten in Kinder- und Jugendmedien kennengelernt? Wie hängt unser Afrikabild mit der Darstellung in Kinder- und Jugendmedien zusammen? Diesen und anderen Fragen möchte diese (digitale) Vortragsreihe auf den Grund gehen. Anliegen ist es, rassismuskritisch auf Kinder- und Jugendmedien zu blicken und darin exemplarisch dargestellte Bilder von Afrika zu hinterfragen, um einen Dekonstruktionsprozess in Gang zu setzen. Gleichzeit sind die Veranstaltenden und Vortragenden auch an der Konstruktion von Darstellungen interessiert und möchten sich damit auseinandersetzen, wie in Kinder- und Jugendmedien in gelungener Weise über scheinbar ferne Welten, Menschen, Kontinente erzählt werden kann.

Programm

Dienstag, 25. Mai 2021, 17.00-18.30 Uhr
Die Perspektive der Rassismuskritik – den Blick schulen
Dr. Alisha Heinemann | Professur Bildungsverläufe und Diversität; Universität Bremen

Voraussetzung für ein kritisch-reflexives Nachdenken über gesellschaftliche Verhältnisse ist ein Nachvollziehen der Legitimationsdiskurse, die beeinflussen, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen. Die britisch-australische Wissenschaftlerin Sara Ahmed formulierte es 2018 es so: "Um Rassismus zu sehen, musst du die Welt, die Unglück/lichsein verdeckt, weil sie die Ursachen des Unglück/lichsein überdeckt, anders als du es gelernt hast end-decken (un-see). Man muss gewillt sein, sich an geheime Orte des Schmerzes vorzuwagen." Im Rahmen des Vortrags von Alisha Heinemann, Professur Bildungsverläufe und Diversität an der Universität Bremen, werden wir uns dem 'Ent-decken' annähern und damit eine Grundlage schaffen, um (nicht nur) Kinder- und Jugendliteratur 'neu' zu lesen und zu betrachten.


Dienstag, 29. Juni 2021, 17.00-18.30 Uhr
Jenseits von Afrikaklischees? Die Fallstricke gutgemeinter Afrikabücher für Kinder und Jugendliche
Dr. Élodie Malanda | Humboldt-Stipendiatin; Universität des Saarlandes

Afrika, wildes, unberührtes "Land" der Löwen und Elefanten: Das ist eines der Afrikaklischees, das lange von der Kinder- und Jugendliteratur vermittelt wurde und das auch heute noch häufig in Kinder- und Jugendbüchern zu finden ist. Doch einige Autorinnen und Autoren gehen aktiv gegen diesen Topos vor und wollen den jungen Lesenden ein anderes Afrikabild vermitteln: Es geht darum, europäischen Kindern und Jugendlichen fremde Kulturen näherzubringen, ihnen einen Einblick in den Alltag von Kindern im "echten" Afrika zu gewähren und somit ihre interkulturellen Fähigkeiten zu fördern.

Trotz dieser guten Absicht tappen manche dieser Bücher in dieselben Fallen wie jene, gegen die sie anschreiben, und vermitteln gängige Afrikaklischees oder sogar koloniale Bilder und Vorstellungen. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Kinder- und Jugendliteratur der vergangenen 20 Jahre zeigt Élodie Malanda, Humboldt-Stipendiatin an der Universität des Saarlandes, "Fallstricke" dieser gutgemeinten Afrikabücher, analysiert Ursachen und Hintergründe und gibt mögliche Lösungsansätze, um diese Fallstricke zu erkennen und zu umgehen.


Dienstag, 21. September 2021, 17.00-18.30 Uhr
"Ich bin echt ehrlich in Marokko und endlich haben wir Mama gefunden!" Gegenerzählung als poetologisches Charakteristikum in der Arbeit einer Kinderbuchautorin of Colour
Andrea Karimé | Autorin, Köln

Neben der Lesung aus ihrem neuen Kinderbuch Sterne im Kopf und ein unglaublicher Plan skizziert die Kölner Autorin Andrea Karimé die Merkmale der "Gegenerzählung" von Kindheit und Fantasie in der "postmigrantischen Gesellschaft" und verweist auf Potenziale für "vielfältige Sprachen" in der Kinder- und Jugendliteratur. (Zitate vgl. Max Czollek Desintegriert euch, Hanser Berlin 2019).


Dienstag, 05. Oktober 2021, 17.00-18.30 Uhr
Der "versteckte" Rassismus: 'Afrika' im Schulbuch
Dr. Elina Marmer | HAW Hamburg

Die Darstellung von Afrika in deutschen Schulbüchern ist von negativen Bildern geprägt. Meist vergeblich sucht man in den Büchern nach vorkolonialer Geschichte afrikanischer Gesellschaften, ebenso nach Themen wie Kultur, Bildung oder Errungenschaften im afrikanischen Kontext. Schwarzsein wird im direkten Gegensatz zu Weißsein als hilflos, passiv, unwissend und exotisch konstruiert und auf diese Weise abgewertet und entmenschlicht. Weiß und westlich gilt als unsichtbare Norm und unhinterfragtes Vorbild.

Die manchmal subtile und somit versteckte Reproduktion kolonialer Perspektiven in Lehrwerken manifestiert rassistisches Wissen bei Lehrenden und Lernenden und produziert Rassismus gegenüber schwarzen Schülerinnen und Schülern im Klassenraum. Im Vortrag von Elina Marmer von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg werden Kontinuitäten kolonial-rassistischer Wissensproduktion zur heutigen Schulbuchdarstellung aufgezeigt, um für die Reproduktionen rassistischen Wissens und ihre Wirkung am Beispiel der Afrikadarstellung in Bildungsmedien zu sensibilisieren.

Änderung: Der Vortrag von Dr. Elina Marmer musste kurzfristig abgesagt werden. Es wird allerdings einen Nachholtermin geben und zwar am Dienstag, den 2. November von 17.00-18.30 Uhr.


Dienstag, 23. November 2021, 17.00-18.30 Uhr
Diversität und der Kinder- und Jugendbuchmarkt. Eine kleine Bestandsaufnahme
Podiumsdiskussion mit
Dr. Magdalena Kißling | Juninorprofessur; Universität Paderborn
Dr. Sandra Niebuhr-Siebert | Professur Schulpädaogik und Erzählende Künste; FH Potsdam; Juryvorsitzende KIMI-Siegel
Cyrilla Gadeint | Projektleitung KOLIBRI, Baobab Verlag

In der Podiumsdiskussion werden die Expertinnen Jun. Prof. Dr. Magdalena Kißling (Universität Paderborn), die Juryvorsitzende des KIMI-Siegels für Vielfalt in Kinder- und Jugendbüchern, Frau Prof. Dr. Sandra Niebuhr-Siebert, sowie die KOLIBRI-Projektleiterin Cyrilla Gadeint (BAOBAB BOOKS) miteinander ins Gespräch kommen und den Umgang mit Diversität sowie die unterschiedlichen Darstellungsweisen von Vielfalt in Kinder- und Jugendmedien kritisch reflektieren. Dabei geht es auch darum, was Literatur im Kontext der Diversitäts-Debatten leisten kann.

Kinder- und Jugendliteratur, die vielfältig und divers ist, sollte auch Literatur bleiben und mit ihren eigenen Mitteln sich den komplexen Diskursen näher. Zudem werden Möglichkeiten für die Implementierung von Diversität innerhalb der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen von der Kita bis zum Abitur vorgestellt und diskutiert.


Anmeldung zu den Vorträgen

Bitte melden Sie sich zu jedem Vortrag einzeln an, unter www.gew.de/ajum-diversity. Die Anmeldung ist kostenfrei.

Aus organisatorischen Gründen werden automatische Anmeldebestätigungen versendet. Der Zoom-Zugangslink wird am Tag der Veranstaltung per E-Mail an alle angemeldeten Teilnehmende verschickt. Es wird um verbindliche Anmeldungen gebeten. Bei evtl. Absagen senden Sie bitte eine kurze Rückmeldung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Bitte schalten Sie zur Veranstaltung Mikro und Kamera aus. Fragen können über den Chat gestellt werden. Bei inhaltlichen Rückfragen melden Sie sich gern unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

[Quelle: Pressemitteilung]