Raquel J. Palacios Jugendbuch Wunder hat auf der Frankfurter Buchmesse den Preis der Jugendjury des deutschen Jugendliteraturpreises erhalten. Weitere Auszeichnungen gingen an Akim rennt von Claude K. Dubois (Bilderbuch), Martina Wildners Königin des Sprungturms (Kinderbuch), Wie ein unsichtbares Band von Inés Garland (Jugendbuch) und Gerda Gelse. Allgemeine Weisheiten über Stechmücken von Heidi Trpak und Laura Momo Aufderhaar. Der Sonderpreis für das Gesamtwerk ging an die deutsche Übersetzerin Angelika Kutsch.

Auf der Frankfurter Buchmesse wurden am 10. Oktober die Preise des Deutschen Jugendliteraturpreises 2014 in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch vergeben sowie der Preis der Jugendjury und der Sonderpreis für das Gesamtwerk Übersetzung.

Als bestes Bilderbuch konnte sich Akim rennt von Claude K. Dubois durchsetzen (Verlag: Moritz). Die deutschsprachige Übersetzung stammt von Tobias Scheffel. Als der Krieg über Akims Dorf hereinbricht, wird der Junge von seiner Familie getrennt. Im Zusammenspiel mit skizzenartigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen schildert der sachlich berichtende Text Akims Flucht. Die Jury lobt: "Die Betrachter werden vom verstörenden Inhalt des Buches nicht überrumpelt, sondern erhalten die Gelegenheit, sich langsam anzunähern. Dazu passt auch das versöhnliche Ende."

Der Kinderbuch-Preis ging an Martina Wildners Königin des Sprungturms, das im Verlag Beltz & Gelberg erschienen ist. Wildner erzählt die Geschichte einer abgeschlossenen Mädchenfreundschaft, die von der gemeinsamen Leidenschaft für das Turmspringen getragen wird. Die Jury würdigt das Buch als "eine psychologisch ausgeleuchtete Erzählung aus dem Milieu des Leistungssports, an der Grenze zwischen Kinder- und Adoleszenzroman."

In der Sparte Jugendbuch machte Inés Garlands Wie ein unsichtbares Band das Rennen, übersetzt von Ilse Layer (Verlag: Fischer KJB). Was als Freundschaftsgeschichte im Argentinien der 1970er-Jahre beginnt, wird zunehmend zu einer Erzählung, die die wachsende Bedrohung durch das Militärregime thematisiert. "Die Erzählerin nimmt sich Zeit, um den Empfindungen ihrer Kindheit nachzuspüren. Der fließende Rhythmus und die Sinnlichkeit der Sprache sind in der Übersetzung sehr gut wiedergegeben", so die Jury.
 
Mit ihrem Sachbuch Gerda Gelse. Allgemeine Weisheiten über Stechmücken gewannen Heidi Trpak und Laura Momo Aufderhaar in dieser Sparte (Verlag: Wiener Dom-Verlag/Tyrolia). Die Jury begründet: "Betrachtern im Vorschulalter und darüber hinaus bietet das Buch in Bild und Text anschaulichen Wissenserwerb und anregende Unterhaltung gleichermaßen. Das in jeder Hinsicht gelungene Werk über ein Tier, mit dem wohl jedes Kind schon einmal in 'Berührung' kam, spricht die Neugier und Entdeckerfreude der Betrachter an und fördert eine aufgeschlossene Haltung gegenüber der Natur."

Der Preis der Jugendjury in Höhe von 10.000 Euro ging an Wunder (Hanser) von Raquel J. Palacio, in der Übersetzung von André Mumot. Erzählt wird von dem zehnjährigen August, der aufgrund eines Genfehlers entstellt ist und sich unter diesen erschwerten Bedingungen in einer neuen Schule behaupten muss. "Das oft genutzte Motiv, dass es auf die inneren Werte ankommt, wird hier neu und ohne mahnenden Zeigefinger umgesetzt. Der Roman berührt den Leser und regt zum Nachdenken an", finden die jungen Juroren.

Der mit 12.000 Euro dotierte Sonderpreis für das Gesamtwerk ging an die deutsche Übersetzerin Angelika Kutsch. Die Jury würdigt deren umfangreiches und vielseitiges Schaffen: "Bilderbücher, Sachbücher für Jugendliche, Jugendromane und Titel, die sich jeglicher Einordnung entziehen, wurden von ihr ins Deutsche übertragen, ohne dabei an Witz, Charme oder auch Schrecken zu verlieren. Viele der von ihr übersetzten Werke hat sie selbst ausfindig und für den deutschsprachigen Markt zugänglich gemacht. U.a. hat sie Petterson und Findus nach Deutschland geholt. Durch ihre Art, mit einem Text und der für jeden Text besonderen Sprache umzugehen, ist sie eine Inspiration für Nachwuchsübersetzer, die nun versuchen, in ihre Fußstapfen zu treten."

Verliehen wurden die Preise durch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. In ihrer Laudatio erklärte sie: "Literatur als Kunstform öffnet viele Türen, denn Bücher beflügeln die Phantasie: Mit den Heldinnen und Helden, die in den Büchern zum Leben erweckt werden, können Kinder und Jugendliche neue Welten entdecken" [...] Die Reise im Kopf ermöglicht schon den Jüngsten große Abenteuer, Perspektivwechsel, Gedankenspiele und die Lust am Ausprobieren vom Lesesessel aus. Der Deutsche Jugendliteraturpreis ist eine wichtige Institution – und die nominierten und prämierten Bücher tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt werden“.

Informationen über den Jugendliteraturpreis:

Die Preisträger in den Sparten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch wurden durch die Mitglieder einer aus erwachsenen ExpertInnen bestehenden Jury bestimmt. Der Preis der Jugendjury wurde durch eine aus Jugendlichen bestehende Jury bestimmt. Die Preise sind mit je 10.000 Euro dotiert.

Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet, und seit 1956 jährlich für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben. Er ist mit insgesamt 62.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen zum Deutschen Jugendliteraturpreis und die Langfassungen der Jurybegründungen sind auf der Homepage des AKJ verfügbar: www.jugendliteratur.org.

Quelle: Pressemitteilung