Am 26. März 2019 wurde die örtliche Grundschule in Les Rosiers (Frankreich) in ECOLE PRIMAIRE ANJA SCHAUL umbenannt. Erinnert wird damit an Anja Schaul und ihre Mutter, die deutsch-jüdische Kinder- und Jugendbuchautorin Ruth Rewald. Beide lebten vor ihrer Deportation in der französischen Gemeinde. Die Umbenennung der Schule ist Teil mehrjähriger wissenschaftlicher und populärer Bemühungen um die Aufarbeitung der Geschichte von Les Rosiers in den Jahren 1939 bis 1945. Gleichzeitig wird damit auch dem literarischen Erbe Ruth Rewalds ein Denkmal gesetzt.

Von Rewald waren bereits vor 1933 Kurzgeschichten erschienen, sie hatte ein unveröffentlichtes Mädchenbuch geschrieben und 1932 das von Kritikern gelobte Buch Müllerstraße. Jungens von heute veröffentlicht. Im Exil in Paris entstanden die Bücher Janko. Der Junge aus Mexiko (1934) und Tsao und Jing-Ling (1936 als Artikelserie in einer schweizerischen Gewerkschaftszeitung, als Buch 2002).

Ihr letztes Werk 4 spanische Jungen erschien erst 1987. Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit: Ruth Rewalds Mann Hans Schaul kämpfte im Sommer 1937 in der XIII. Internationalen Brigade und ihrem Bataillon "Tschapajew" im Süden Spaniens, als am 16. Juni 1937 vier spanische Jungen aus dem von Franco-Soldaten besetzten Bergarbeiterstädtchen Penarroya mit dem Ruf "Nix arriba!!" zu den Internationalen überlaufen. Alfred Kantorowicz hat die Geschichte aufgeschrieben und Hans Schaul die Fotos gemacht. So fand sie Eingang in fast alle Publikationen des Exils. Selbst die renommierte Exilzeitschrift Das Wort druckte sie im Märzheft des Jahres 1938 als Vorabdruck aus dem Tschapajew-Buch.

Kantorowicz, Schaul, Regler, Rau und Bredel drängten Ruth Rewald, darüber zu schreiben. Als das 1938 verfasste Buch fertig war, fand es keinen Verleger und landete, wie viele andere Manuskripte auch, in den "literarischen Schubladen" des Exils. Erst 1987, 50 Jahre später, fand das Typoskript seinen Weg aus dem Zentralen Staatsarchiv der DDR in Potsdam nach Köln zum Röderberg Verlag, der es veröffentlichte.

Ruth Rewald wurde am 20. Juli 1942 von der Gestapo und der mit den deutschen Okkupanten kollaborierenden französischen Polizei verhaftet, vom Bahnhof Angers St. Laud nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Anja Schaul, ihre Tochter, wurde zunächst von einer Lehrerin aufgenommen. Am 25. Januar 1944 drang die Gestapo in die Schule in Les Rosiers ein und verhaftete Anja. Auch sie wurde nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 

[Quelle: Dirk Krüger]